ich melde mich mal wieder ausführlicher mit meiner neusten (okay, sie ist nicht neu) Baustelle.
Bei uns steht die Uhr auf 5 vor Kastration, aber ich tue mich wahnsinnig schwer. Ich lese viel darüber, ich spreche viel dazu, ich beobachte viel und ich denke viel nach. Und drehe mich im Kreis.
Ich fang mal gaaaanz vorne an...
Er hat mal wieder Liebeskummer. Und mit Kummer meine ich leider ausgewachsenen Stress.
Wie viele von Euch wissen ist Bobby ja nicht nur ein schlechter Fresser, sondern auch ein kleiner Magenpatient. Sein Futter ist es definitiv nicht, er mag und verträgt es und ich stelle auch in den Magenproblemzeiten nicht mehr auf Schonkost um, sondern bleibe dabei - und es wird dann auch besser.
Die BSD ist es den Werten nach auch nicht, Würmer, Giardien oder sonstige Parasiten konnten wir auch nie finden, egal wie schlimm die Beschwerden waren/sind.
Es handelt sich offenbar um eine chronische oder wiederkehrende oder irgendwie immer da seiende Magenschleimhautentzündung. Mit ein paar Tagen Pantropazol bekomme ich es meist wieder in den Griff, bis er dann wieder über Nacht magenkrank wird.
In den letzten Wochen hat sich aber sehr deutlich gezeigt: es scheint der Hormonstress zu sein. Wir hatten wieder ein paar schlimme Tage mit Durchfall, Erbrechen, dann Verstopfung, Futterverweigerung... Und diesmal war ein ganz klarer Zusammenhang mit den Hormonen und exzessivem Schnüffeln zu erkennen. Es war tagelang unmöglich mit ihm zu spazieren, offline ging garnicht, denn ER ging nicht, er klebte förmlich an den Grasbüscheln. Spielen, Apportieren, Suchen, er war für nichts empfänglich. In den Griff bekommen habe ich es nur mit der Flucht von der Wiese, wir waren nur noch am Rhein, Schnüffeln komplett unterbunden (was allerdings meist nur mit weiterziehen oder meinen Fuß auf die Stelle setzen klappt).
Zuhause hing trotzdem ständig sein Pen..s (wird das zensiert?) raus, also bestimmt 2-4x am Tag, er spritzt mir auch häufig den Boden nass oder hat auf einmal eine riesige Pfütze im Bett (kein Pipi). Er steht manchmal (auch oft nachts) bis zu 15 Minuten stocksteif mit Buckel und komplett ausgefahrenem Pen..s im Raum rum und weiß sich nicht zu helfen. So ca 1x die Woche ist er dann so angeschwollenen, dass er ihn auch garnicht mehr einfahren kann, das sieht aus wie ein winziger pinker Luftballon. Dauert dann bis zu 30 Minuten bis es wieder abschwillt.
Insgesamt auf Jahr gesehen, auch in den weniger schlimmen Phasen würde ich sagen hängt er ca 1x die Woche raus und er spritzt ca 2-4x im Monat in die Wohnung. OHNE vorherigen direkten Kontakt zu (läufigen) Hündinnen.
Generell hat er ja kaum Hundekontakt (also er will nicht, Hunde gäbe es genug), das scheint mehr über das Schnüffeln zu laufen. Mit anderen intakten Rüden ist er nicht unverträglicher als mit anderen Hunden (kastrierte Rüden, Hündinnen intakt oder kastriert, ganz egal, er findet eigentlich alle doof, am allermeisten die jungen/wilden, außer die läufigen oder ganz ab und zu mal ausgewählte Individuen).
Meine nächste große Baustelle ist ja, dass er trotz liebevollstem Training und definitiv schmerzfreiem Kämmen/Frisieren immer großes Theater bei der Fellpflege macht. Mit diesem Problem komm ich auch mit meiner Trainerin nicht weiter, woraufhin sie mir empfahl mich an eine Chiropraktikerin zu wenden um erstmal zu überprüfen, ob Bobby vielleicht Schmerzen hat, ob irgendwas "eingeklemmt" ist, ob irgendwas blockiert ist.
Bei den Hundebegegnungen frage ich mich auch schon länger, ob er ggf. u.a. auch deswegen auf so wenig Kontakt aus ist, einfach weil er ständig diesen (latenten) Schmerz in der Bauchgegend hat und sich irgendwie im Nachteil fühlt.
Nunja. Den Termin bei der Chiropraktikerin hatten wir nun. Und der war aufschlussreich. Es gab zwar ein paar "Blockaden", es zeigte sich aber ganz schnell, dass offenbar alles vom Bauch her "strahlt", dass er immer dann quiekt, wenn man in Richtung Bauch drückt.
Ich hab ihr ausführlich von seiner "Krankheitsgeschichte" aber auch von seinem - Verhalten berichtet und für sie war die Lage dann absolut eindeutig: er habe ohne Ende Hormonstress, der ihm auf den Magen schlägt und der auch sonst die Entzündungswerte im Körper hochschießen lässt (die Vorhaut ist auch immer wieder mal leicht entzündet, weil sein Pen..s so häufig "rausguckt").
Sie hat mich gefragt, warum ich ihn nicht kastriere, wo doch der Leidensdruck so hoch sei und ich meinte nur "Ist er denn so hoch?"
Und genau das ist irgendwie die Frage, um die ich momentan so kreise..
Mir war immer klar, dass ich eine Kastration (außer zB bei Krebs oÄ) nicht machen lasse, aber jetzt frage ich mich immer mehr: lasse ich ihn unnötig leiden? Kriege ich damit vielleicht all die Probleme, mit denen wir immer wieder zum Arzt rennen ohne eine "handfeste Diagnose" zu bekommen (weil es eben Liebesstress ist) gelöst und kann es Bobby dadurch endlich richtig gut gehen?
Mit seinen knapp 5 Kilo ist der Chip irgendwie nicht wirklich eine Option für mich und das macht es mir noch schwerer.
Ich weiß, dass ist nicht der erste Kastrationsthread hier, aber ich wollte keinen anderen sprengen und ich hab einfach so viele Gedanken.
Habt Ihr Rat?
