mineki hat geschrieben: ↑Di Sep 19, 2017 8:52 am
@Koller danke für deine Antwort.
Also würdest du schon sagen, dass der Pudel einem gefallen will? Durchs stöbern im Forum habe ich nämlich den Eindruck bekommen, dass Pudel ihre Intelligenz eher zu ihrem eigenen Vorteil nutzen, auf der eigenständigen, sturen Seite sind und deshalb nicht gerade leichtführig.
Ein Toller würde mir auch zusagen allerdings denke ich, dass ich seinem Arbeitswillen mit meinem geplanten Programm nicht gerecht werde. Ich hab auch noch an einen Lang/Kurzhaar Collie oder einen Weißen Schäferhund gedacht, da diese auch nicht soo fordern wie ein Hund aus der Arbeitslinie aber viel will to please haben, allerdings sehr sensibel sind. Collies sagt man ja nach, dass sie die Gefühle der Menschen auf sich projizieren. Ich selber bin auch ein wenig sensibel also weiß ich nicht ob das passen würde.
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Und genau so hatte ich mir das Arbeiten später auch vorgestellt/gewünscht. Als erstes Kurse zum gemeinsamen lernen, oder mit einer privaten Trainerin und dann eigenständig auf täglichen Spaziergängen einbauen.
Also unser Inuk ist wirklich alles andere als stur. Da war unser Toller ganz klar sturer. Das liegt aber nicht an der Rasse, sondern an meinem Umgang mit dem Hund. Bei Inuk (Pudel) habe ich die ganze "Erziehung" absolut auf Vertrauen, Spass und vor allem gegenseitigem Verständnis aufgebaut. Bei Rookie, meinem Toller und meinem Ersthund (tut mir heute noch leid für ihn) habe ich viel zu viel mit Druck und absoluter Konsequenz gearbeitet. Das Verständnis für den Hund hat mir da echt noch sehr gefehlt, bzw. habe ich mich viel zu fest von den Trainern beeinflussen lassen, die mir "gedroht" haben, dass mein intakter Rüde dann mit mir macht, was er will, wenn ich mich nicht "durchsetze". Durchsetzen tue ich mich auch bei Inuk, aber immer mit dem Verständnis für seine Spezies.
Beide Hunde waren/sind auf ihre Art sensibel und grundsätzlich würde ich sagen, dass wohl alle Hunde sensibel sind (sein müssen), sonst wären sie gar nicht in der Lage, sich uns und unserer komplett anderen Lebensweise so unglaublich anzupassen. Da braucht es eine grosse Portion Sensibilität. Im Umgang ist aber ganz klar nicht jeder Hund gleich sensibel. Jeder reagiert aber anders. Der Eine bleibt dabei eher cool, der Andere ist nachhaltig beeindruckt und ein Dritter reagiert vielleicht sogar aggressiv oder geht nach vorne, wenn er zu viel Druck bekommt.
Wenn Besitzer von Sturheit bei Ihren Hunden sprechen, dann sehe ich ganz oft, dass der Hund Unsicherheit und keine Sturheit zeigt. Und wenn mein Hund nicht auf dem Absatz kehrt macht, wenn ich ihn rufe, weil er vielleicht noch eine feine Durftmarke in der Nase hat und da noch drüber markieren muss, dann hat das nochmals nicht mit Sturheit zu tun, sondern mit natürlichem Verhalten und da kommt dann eben das Verständnis zum Zug. Das Verständnis für die Art Lebewesen und das Individuum.
Viele Arbeitstiere zeigen halt unserer Meinung nach keine Sturheit, weil sie so in ihrem Arbeitseifer "gefangen" sind, dass sie gar nicht mehr selber studieren. Mir sind aber Hunde, die ihren eigenen Kopf einschalten viel lieber und vor allem sind sie im Umgang meistens einfacher, weil sie eben nicht so reaktiv reagieren und nicht gleich von 0 auf 100 gehen. Das hat dann ganz viele Vorteile, z.B. auch was das Jagen von diversen Sachen angeht.
Jagdtrieb hat unser Pudel mehr als die zwei Retriever vor ihm, aber weil ich das gewusst habe, habe ich Inuk von Baby an mit sehr viel Aufwand das "nur Schauen" (eine Art Vorstehen) beigebracht und das klappt heute zu 100% bei Katzen und Wild, nur bei Eichhörnchen klappt es nicht.
Ich habe absolut nichts mit Verboten aufgebaut, sondern alles nur positiv. Und das vor allem im ersten Jahr, bevor die Pubertät Einzug hielt. Da war eigentlich alles schon so gefestigt, dass ich nach der Pubertät wieder darauf zurückgreifen konnte. Während der Pubertät gab es viele Spaziergänge, wo er oft an der Leine war. Doch das kommt heute zum guten Glück nur vor, wenn gerade eine läufige Hündin vor uns gegangen ist.
Ich möchte hier nochmals an alle appellieren, die einen scheinbar sturen Hund zu Hause haben. Sobald der Hund einmal anfängt in gewissen Situationen zu misstrauen, weil ihm "Schlechtes"/"Negatives" widerfahren ist, verfolgt er Befehle langsamer und wird dann als stur bezeichnet. Für "Schlechte"/"Negative" Erfahrung reicht bei einigen Hunden bereits eine energische Stimme oder aufgeregtes "Herumfuchteln". Jeder Hund, der Hirn hat, schaut sich diese "seltsame" Situation mit dem "seltsamen" Menschen/Besitzer erst mal an, bevor er sich dann entscheidet zu kommen, wenn er sich denn überhaupt fürs Kommen entscheidet und sich nicht denkt: "Das lasse ich wohl besser mal sein, wenn DER sich so seltsam anhört/aufführt."
Und je sensibler der Hund / die Rasse grundsätzlich, desto eher wird er auch angeblich "stures" Verhalten zeigen, weil ein sensibler Hund, sensibler auf Situationen reagiert und schneller beginnt zu überlegen als ein Typ, der einfach mal unbekümmert drauf los geht. Golden und Labrador hat man absichtlich so gezüchtet, dass sie Jeden freudig und überschwänglich begrüssen und einfach unbekümmert durch alles durch gehen und keine Individualdistanz kennen. Das wird auch am Wesenstest so verlangt. Deshalb dürfen sie gar nicht so sensibel sein, weil sie dieses Verhalten sonst ja nicht so zeigen würden. Also kann man grundsätzlich schon sagen, dass die meisten Labrador und Golden Retriever Fehler ihres Besitzers eher "verzeihen", als der eher sensible Pudel und deshalb finde ich auch, dass grundsätzlich der Labrador und der Golden Retriever eine gute Wahl als Ersthunde sind.
Den weissen Schäferhund und den Kurzhaar Collie finde ich eher weniger geeignet als Ersthund, weil sie dann wohl noch eine Portion sensibler reagieren als der Grossteil der Pudel.