Hui, so viele kontroverse Reaktionen. Ich hab mir jetzt länger überlegt, was ich jetzt dazu schreibe - aber ich glaube, ich belasse es jetzt mal bei einem persönlichen Fazit:
Ich bin mir bewusst, dass Zoobesuche und Co. keine natürlichen Situationen für den Hund darstellen und dass der Hund bei freier Wahl sicher anderen Hobbys nachgehen würde. Wenn ich in den Zoo gehe, ist das normalerweise zu MEINEM Vergnügen gedacht. Mein Mann und ich sind jung und sozial gut vernetzt und unser Leben sieht so aus, dass wir viel mit Leuten unterwegs sind. Gestern z.B. waren wir mit Freunden zum ersten Mal auf einem Bogenschießparcour. Jasper ist den ganzen Parcour, in dem auf 3D-Tiere aus Gummi geschossen wurde, an der kurzen Leine (nach Vorschrift) mitgelaufen. Und genau so gibt es auch in Zukunft immer wieder diese für ihn unnatürlichen und ungewohnten Situationen, denn nur wegen dem Prädikat "Hundebesitzer" möchten wir nicht auf alles andere, was Spaß macht, verzichten. Für mich ist es übrigens keine Lösung, Jasper gar nicht mehr mitzunehmen. Denn ich finde es fast unnatürlicher, wenn er dann an (für uns) schönen Ausflügen nicht mit seinem Rudel mitkommen darf und stundenlang alleine zuhause sein muss (was er ja kann und auch immer wieder mal muss - aber wo ich es vermeiden kann, da vermeide ich es!). Ja, und daher war ich am Sonntag im Zoo - ich hatte Ruhe und Zeit, um ihn mal wieder an einer neuen Situation zu "testen" und heranzuführen, denn gerade beim Zoo hatte ich so meine Vorahnung und ich hätte das ungern zum ersten Mal ausprobiert, wenn wir mit Freunden dort hingegangen wären - denn dann hat man eben oft keine Ruhe und Zeit. Aus Unkenntnis habe ich dann zu viel von ihm verlangt, indem ich mit Jasper in der Nähe von den Raubkatzen war. Ich wusste schlicht und einfach nicht, welche Reaktion das auslösen kann - und gerade dort hielten sich auch viele andere Hunde auf, sodass ich damit absolut nicht gerechnet habe. Mir geht es nicht darum, dass ich einen Urinstinkt zerstöre, sondern, wie Galina schrieb, dass ich lerne, wie ich in so einem unvorhergesehenen Moment richtig reagiere und zu Jasper durchdringe, ihn ansprechbar halte. Man kann nämlich (zumindestens in unserem Leben) nicht alle erschreckenden Situationen vorhersehen und vermeiden. Bevor jetzt die Frage kommt, warum wir uns zu unserem turbulenten Leben gerade JASPER ausgesucht haben und keinen standfesten Herdenschutzhund oder was weiß ich: Meinen ersten Pudel habe ich im ZOO kennengelernt - und zwar als sehr robusten, kleinen, taffen Begleiter. Wir haben unseren Züchtern unser Leben offengelegt und gemeinsam damals Jasper als den passenden ausgesucht. Aber wer kann schon bei einem Welpen alles voraussehen? Dass er ein sehr vorsichtiger Typ ist, kam erst später raus, da war er schon "unserer". Vielleicht tut es ihm sogar gut, dass er bei uns ist und vieles kennenlernen darf, denn durch unser Vorgehen, ihn trotzdem zu allem möglichen mitzunehmen und heranzuführen wird er ja auch zusehends mutiger. Aber manchmal geht's halt mal in die Hose, so wie beim Löwen.
So, jetzt aber nochmal zum Thema, was man tun kann: Danke erst mal für die Anregungen

Ich habe, Galina, gleich mal recherchiert nach so einem Beruhigungssignal und habe in den Unterlagen von meiner Trainerin noch was zu einem Enstpannungssignal gefunden. Damit habe ich gestern angefangen und bin mal gespannt, wie das wirkt. Angeblich soll nach ein paar Tagen ein Einsatz möglich sein - so schnelle Erfolge erwarte ich jetzt mal nicht, aber wir üben jetzt öfter am Tag: Ich kraule Jasper in die Enstpannung und sage dann dabei immer mal wieder das "Entspannungssignal". Ich bin auf die Wirkung gespannt
Was das Schönfüttern angeht: Im Nachhinein fand ich es auch dumm, dass ich mit Futter gekommen bin in der Situation. Ich glaube aber, er hat das gar nicht wahrgenommen, er war ja ziemlich kopflos. Werd ich aber in Zukunft nicht mehr einsetzen, wenn es "zu spät" ist. Da habt ihr alle Recht: Da muss man viel besser überlegen vorher, als ich es in dem Moment getan habe!
edit: Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, wir schleppen Jasper lediglich zu "für uns" schönen Ausflügen mit. Wie oft gehen wir ausgiebig wandern, Dummysuchen, wie oft muss mein Mann sich im Gebüsch irgendwo bei jedem Wetter verkriechen, um sich von Jasper begeistert finden zu lassen, wir planen unseren kompletten Urlaub so, dass es für uns ALLE schön ist, ...