Danke Sanne .... du hast das, was ich versucht habe zur erklären, auf den Punkt gebracht.Sanne hat geschrieben:Ich brauche definitiv keine Leckerlies! Seitdem ich die Erziehung meiner Hündin umgestellt habe von "Wattebäuschchen-werf-Leckerli-reinstopf" zu "wir funktionieren nur als Team, wenn sich der Hund an gewisse Regeln hält" funktioniert es bei uns endlich, der Hund folgt und orientiert sich sehr viel mehr an mir.
Ich finde, man muss da unterscheiden zwischen beibringen und erlerntes Verhalten abrufen.
Um einem Hund ein bestimmtes Kommando beizubringen, ist es wirklich auch sinnvoll, Leckerlie (oder eine andere, zum Hund passende Belohnung) zu verwenden. Der Hund muss ja erstmal verstehen, was ich von ihm will. Hat er es aber mal gelernt, braucht es meiner Meinung nach keine Leckerli mehr. Schließlich weiß Hund, was man von ihm verlangt. Ein verbales Lob gebe ich aber schon häufig, einfach als Rückmeldung. So weiß meine Hündin, dass sie mich richtig verstanden hat und genau das macht, was ich von ihr wollte.
Für mich ist sowas banales wie sitz oder platz einfach der Job, den mein Hund hier hat.
So schön und gut wie die Positiv-Schiene ist, auf der seit einigen Jahren viele Hundeschulen und Hundeguru's fahren .... sie haben alle eines gemeinsam. Ihnen fehlen Regeln und Grenzen und ..... ihnen fehlen ganz besonders die Strafreize, die es unweigerlich braucht, wenn eine Grenze überschritten wird.
Erst vor wenigen Wochen habe ich das im Freundeskreis erlebt. Eine Freundin holte sich - nach dem Tod ihrer beiden Althunde - einen Welpen mit 8 Wochen vom Züchter. Wie es nun mal so ist - eigentlich weiß man es ja - aber man lässt sich von den vielen von Aussen kommenden klugen Ratschläge verunsichern.
Einer dieser ach so tollen Ratschläge war: "Der Welpe darf keine schlechten Erfahrungen machen, dazu zählt auch, dass er in den ersten Wochen kein NEIN hören darf. Macht er was falsch, muss er abgelenkt/umgelenkt werden"
Als sie mir das erste Mal am Tel davon erzählte, stellte es mir schon die Nackenhaare auf ... allerdings sagte ich nix dazu ... ich wollte nicht auch eine derjenigen sein, die gute Ratschläge verteilten.
Wenige Tage später war es dann soweit, sie klagte mir ihr Leid .... der inzwischen grad mal 12 Wochen alte Welpe tanzte ihr auf der Nase rum, und das gehörig. Ablenken/Umlenken funktionierte nicht, weil das was er gerade tat meist toller war. Z.b. die zur Familie gehörenden Katzen jagen.
Ich hab ihr dann erstmal dezent den Kopf gewaschen und sie gefragt, ob sie das mit ihren inzwischen verstorbenen Hunden genauso gemacht hätte. Und ob sie sich mit dieser Art und Weise wohl fühlen würde.
Sie merkte, dass sie sich hatte beeinflussen lassen und dieser Rat ihr so garnicht lag.
Ab dem Tag fing sie an ihrem Welpen Grenzen aufzuzeigen, natürlich dem Welpen angepasst. Es gab auch mal ein Nein, also ein Verbot. Auch mit körperlicher Einwirkung (Hand davor halten und ähnlichem)
Und natürlich auch mit Welpengerechter Belohnung.
Genau das ist eines der Probleme, die bei dauerhafte Leckerliegabe passieren kann. Hunde sind nicht doof ....Ich verwende auch für den Rückruf keine Leckerli. Das hat unter anderem auch den Grund, dass meine Hündin sehr intelligent und sehr verfressen ist. Ich muss bei ihr immer aufpassen, dass nicht sie mich konditioniert. Lange Zeit hat sie - ohne dass ich das gemerkt habe - folgende Kette aufgebaut: Wenn sie ein Leckerli wollte, hat sie sich im Trab immer weiter von mir entfernt. Irgendwann wurde mir die Distanz zu groß, ich habe sie gerufen und fürs Kommen belohnt. Klar lag es auch daran, dass ich nicht so viel Erfahrung hatte und nicht selbst erkannt habe, was da eigentlich abläuft.
Die lernen sehr sehr schnell ihren Futterautomaten zu mißbrauchen.
Wenn man sich aber nicht zum Futterautomat dekradiert, kann das nicht (oder nicht in diesem hohen Maße) passieren.
Genau DAS ist der grundlegende Punkt.Allerdings ist es meiner Meinung nach für diese Fragen nicht sehr wichtig, ob man Leckerli verwendet oder nicht. Es hängt auch sehr von den Individuen ab, ob das sinnvoll ist oder nicht. Ich bin z.B. nicht sehr geschickt mit dem Leckerli-geben gewesen. Hätte ich die Leckerli sehr bald ausgeschlichen bzw. nur noch sehr gelegentlich verwendet (z.B. durchschnittlich 1xpro 5x rufen), hätte es bei mir auch besser geklappt.
Für mich war es wichtig, die Leckerli wegzulassen weil es Teil einer ganz neuen Auffassung der Hundeerziehung war. Vorher hatte ich das Gefühl, ich dürfe meinem Hund nur abverlangen, etwas für mich zu tun wenn ich ihn auch angemessen belohne. Jetzt bin ich der Auffassung, dass nunmal einer von uns beiden die wichtigen Entscheidungen treffen muss (und das kann einfach nicht der Hund sein!). Wenn man von vornherein eine sinnvolle Auffassung des Mensch-Hund-Verhältnisses hat, ist es total egal ob man Leckerli verwendet oder seinen Hund anders belohnt.
Schade finde ich, wenn über der Leckerli-Gabe die Freude über die Folgsamkeit verloren geht. Mein Hund merkt, dass ich mich freue wenn sie gut folgt. Das finde ich sehr wichtig für eine gute Beziehung. So ein nüchternes Leckerli-reingeschiebe wie früher gibts bei mir zum Glück nicht mehr.
Ich treffe die Entscheidungen und Hund hat sie zu befolgen.
Man muss dafür aber auch bereit, wenn Entscheidungen nicht befolgt werden oder Grenzen überschritten werden, einen Strafreiz auszuüben. Natürlich angemeßen und ohne Körperliche Gewalt.
Dann funktioniert das auch, auch mit dem Rückruf.