fabiotiker hat geschrieben: Liegt nicht doch einiges in der Genetik des betreffenden Hundes drin, dass es zu solchen gewaltbereiten Ausschreitungen kommen kann ?
JEDER Hund kann beissen. Und JEDER Hund hat Aggressionspotential. Der eine mehr, der andere weniger. Es gibt keine aggressionsfreie Rasse. Es gibt nicht mal aggressionsfreie Individuen.
Steckt nicht im Hund, in einigen sogenannten "Kampfhundrassen" vielleicht noch ausgeprägter, nicht doch noch das Raubtier, dass ggf. einen Menschen "skrupellos" zur Strecke bringen würde ?
Wer die Geschichte der Hundekämpfe - und damit der "Kampfhundrassen" - mal etwas näher anschaut als nur durch die BILD-Brille, der wird eines ganz schnell feststellen. Zu Hochzeiten der Hundekämpfe, als diese legal waren, gab es in der Pit durchaus bestimmte Regeln. Darunter die, dass die Hunde von MENSCHEN getrennt wurden. Und ein Hund, der sich trotz der Erregung und des Stresslevels in der sich ein Hund bei einer Rauferei befindet, gegen den jeweiligen Menschen wandte, war tot. Schlicht und ergreifend.
Es gibt unter den sogenannten "Kampfhunderassen" durchaus Hunde, die ein gesteigertes Aggressionspotential gegen Artgenossen haben. Das ist durchaus auf ihre Herkunft zurückzuführen. Zeigten sie gesteigertes Aggressionspotential gegenüber Menschen, war's das früher für sie.
Interessant ist, dass Bullterrier, Staffordshire Terrier usw., also die typischen "Kampfhunderassen", heute noch in den Hauptländern des Hundekampfes, sprich den englischsprachigen Ländern, als sogenannte "Nanny Dogs" bezeichnet werden. Sprich als Hunde gelten die extrem menschenfreundlich, kinderfreundlich, mit extrem hoher Reizschwelle ausgestattet sind. Als Hunde, denen man bedenkenlos die eigenen Kinder anvertrauen kann.
Wieso hört man eigentlich nie, dass ein Großpudel einen Menschen erledigt hat ?
Gegenfrage: wieso hat im Juli 2000 jeder gewusst, dass in Hamburg der 6jährige Volkan von zwei Pitbulls getötet wurde? Und wieso sprach niemand von dem 3jährigen Mädchen, das im Juni 2000 von einem Dackel getötet wurde?
Ist der Tod des Jungen durch zwei Pitbulls so viel weltbewegender und "wichtiger" als der Tod des Mädchens durch den Dackel?
Oder liegt es einfach daran, dass die Medien selektiv Bericht erstatten und es nun mal mehr hermacht, wenn man schreiben kann "Kampfhund zerfleischt Kind"?
Versteht mich nicht falsch - ich will den Tod von Volkan nicht "herabwürdigen". Das war eine schreckliche Tragödie. Und ich möchte nie ein Kind auf diese Weise verlieren. Aber war es für die Eltern des kleinen Mädchens nicht auch eine schreckliche Tragödie?
Warum wurde der eine Vorfall "weltberühmt" während man von dem anderen Vorfall eigentlich nur per Zufall etwas mitbekam?
Haben wir Pudelhalter eigentlich nur Glück, dass unsere Pudel charakterlich so sind wie sie sind ?
Wie sind Pudel denn so charakterlich?
Ich kann sagen, dass ich Pudel charakterlich von einem Extrem zum anderen kenne. Und es gibt durchaus Grosspudel, die alles andere als Lämmchen sind. Die in entsprechenden Händen durchaus in der Lage wären ernsthaft nach vorn zu gehen.
Oder sind wir Pudelhalter im Durchschnitt die "besseren" Halter als die durchschnittlichen Halter von Rottweilern, Pit-Bulls etc.?
Nein. Aber speziell der Grosspudel hat einfach Glück, dass er ein "Liebhaberhund" ist. Und zwar für ein Klientel, das nicht unbedingt "scharfe, gefährliche Waffen" braucht.
Mein Onkel sagte einmal etwas, das ich nie vergessen werde: "Man kann den besten Hund zum beissen bringen. Man muss nur wissen wie".
Wenn ein junger Mann seinen Hund bereits als Junghund dazu anreizt und aufstachelt, voll in den blanken Arm zu beissen, dann muss ich mich nicht wundern, wenn der Hund das dann auch tut. Und wenn dann in Zukunft mit diesem Hund auch mal was passiert. In dem Fall "zum Glück nur" eine durchgebissene Schulter bei einem unserer Ausbilder, einem erwachsenen Mann mit 1,80 m. Lasst das mal ein Kind sein ........ .
Die Vorgeschichte von wegen "Hund auf blanken Arm reizen/hetzen" haben wir, leider zu spät, deshalb mitbekommen, weil eine Bekannte zufällig im selben Ort wie der junge Mann lebte. Und es dort wohl bereits einige Leute wussten, dass der Typ mit seinem Hund auf dem Sportplatz und anderen öffentlichen Geländen solche "Spielchen" spielte.
Ist es nicht auch so, dass viele der Vorkommnisse mit Pudeln im häuslichen Umfeld passieren? Und das in der Öffentlichkeit gar nicht bekannt wird? In dem oben erwähnten Fall ist ein Kind getötet worden. Entsprechend wird Polizei etc. informiert.
Aber was passiert bei "einfachen" Bissverletzungen? Verletzungen durch Hundebisse müssen hierzulande nicht angezeigt werden. Weder von den betroffenen Personen, noch von den Ärzten.
@Rohana
es gab vor Jahren mal eine Liste vom Deutschen Städtetag im Internet, in der die Todesfälle mit Hund von 1974 bis etwa 1994 oder so aufgelistet waren - mit den beteiligten Rassen. Ich habe mir damals die Mühe gemacht, das Ganze mal hochzurechnen im Verhältnis zu den beim VDH angegebenen Welpenzahlen. Demzufolge hat der DSH zwar absolut tatsächlich die meisten Todesfälle verursacht. Relativ im Verhältnis zu den Welpenzahlen aber war die Verteilung pro angegebener Rasse in etwa gleich, die Unterschiede bezogen sich in % auf die Nachkommastellen.
BTW - nur mal so, der Labrador Retriever gilt ja ähnlich wie der GP als eher aggressionsarmer Familien- und Anfängerhund. Und auch mindestens ein Labbi stand auf der Liste. Dazu noch 1-2 Rassen, die man nicht unbedingt mit Todesfällen in Verbindung bringt. Aber frag mich jetzt nicht mehr welche. Das war vor 10 Jahren. Und ob ich das Ganze in meinen Backups der alten Rechner nochmal wiederfinden würde, weiss ich nicht.
@all
Ehrlich gesagt würde ich im Moment eher davon ausgehen, dass wir mit dem GP bisher einfach Glück gehabt haben, was an mehreren Faktoren liegen dürfte:
- angesprochenes Klientel - idR nicht die gleichen wie die "typischen" Leute, die gern einen "scharfen" Hund hätten, beim Pudel, speziell beim Grossen, werden entsprechende Tendenzen eher unterdrückt, auf jeden Fall nicht noch gefördert und provoziert (und um das gleich mal zu sagen - VPG hat nichts mit "scharfmachen" zu tun)
- relativ wenige GP
- wird von Vermehrern, Händlern etc. nicht bzw. nur sehr wenig verkauft, die Vermehrer sind idR eher solche, die "mal unbedingt Welpen haben wollen" als solche, die wirklich vom Hundehandel leben. Das bedeutet, dass ein Wurf Welpen eher etwas besonderes ist und betüttelt wird. Was wiederum ne entsprechende Sozialisierung auf den Menschen bedeutet. Wovon bei Hundehändlern eher nicht ausgegangen werden kann
Denn das ist auch ein Punkt, der bei den Medien immer zu kurz kommt, um nicht zu sagen, gar nicht erwähnt wird. WOHER kommt der Hund, WIE sah die Vorgeschichte aus? WIE waren die Haltungsbedingungen?
Im Falle des Rottweiler kann man ziemlich sicher sagen, dass das KEIN Hund aus seriöser VDH-Zucht ist. Zumindest nicht nach der beschriebenen Familiensituation. Ich kann mich irren, aber ich bezweifle, dass da mal eben 1200 Euro für einen Welpen aus seriöser Zucht gezahlt wurden. Von Welpenschule, Hundeschule generell etc. mal ganz zu schweigen.