Ohne Leckerlie?

Alles, was mit dem Verhalten Eurer Pudel zu tun hat
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Resi
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Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von Resi »

Ich weiß nicht warum man immer vergleichen muss. Der Hund ist ein Hund und lebt als solcher mit uns in einem gemischten Rudel. Das hat ja nichts mit einem reinen Wolfs- oder HUnderudel zutun. Wir leben mit unseren Hunden in der menschlichen Gesellschaft und müssen uns dieser irgendwie anpassen. Ein Wolfs-/ Hunderudel in freier Wildbahn oder in einem umzäunten Areal agiert ganz anders weil die Notwendigkeiten anders gelagert sind. Lebe ich in Canada alleine in der Wildnis muss ich sicher nicht soviel Wert auf das bei mir bleiben legen wie in der City einer Großstadt. In der Wildnis müsste mein hund mich einfach nur als eine sichernde, versorgende und soziale Bezugsperson verstehen. Ich müsste lediglich Grenzen setzen die mich persönlich betreffen. Wie ich will dich nicht in meinem Bett und das ist mein Essen. Um einem Hund sowas klar zu machen braucht es weder Leckerlie noch sonstige Belohnung. Das brauche ich erst wenn ich dem Hund eine bestimmte Verhaltensweise beibringen will die auf Kommando abrufbar ist. Kein Wolfschef würde seinem Rudel Sitz und Platz beibringen wollen, in der Stadt jedoch sehr hilfreich und da braucht man dann positive Verstärker die sofort wirken. Ein Rudelmitglied wird sich auch nicht grundlos vom Rudel entfernen denn es bedeutet Sicherheit. Ausstoss aus der sozialen Gemeinschaft kann schnell den Tod bedeuten.


Hattest du nicht schonmal irgendwo hier genau diese Frage so verdreht gestellt? :n010:
Pudelverrücktsein ist schön- es kann eben nur nicht jeder...

wun

Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von wun »

Resi hat geschrieben:
Hattest du nicht schonmal irgendwo hier genau diese Frage so verdreht gestellt? :n010:
Wüsste nur von der Deal-Leckerlie-Frage, ansonsten könnte ich mich nicht daran erinnern.
Werde aber demnächst versuchen, keine verdrehten Fragen mehr zu stellen.
Tut mir leid, wenn das für alle so offensichtlich ist, nur für mich nicht.

Catalina
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Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von Catalina »

wun hat geschrieben:@Catalina: Also bräuchte man ja laut dieser Ausführungen zum Rückruf kein Leckerchen vom Prinzip her, oder?
Weil die Belohnung Schutz des Rudels ist?!
Theoretisch ja, praktisch nein.

Als aller erstes muss Hund ja lernen, was mit dem Ranrufen gemeint ist.

Also Hund muss erstmal lernen welches Signal welche Bedeutung hat, das geht am einfachsten über die Belohnung.
Speziell auf den Rückruf jetzt, erstmal lockt man den Hund mit der tollen Belohnung. Setzt der Hund sich in Bewegung gibts den Befehl dazu ..... usw usf. ..... Du weißt sicherlich wie das Kdo aufgebaut wird.

Erst DANN wenn das KDO sitzt .... erst DANN arbeite ich zur Absicherung mit der Verlustangst.

Wie will man den alltäglichen Rückruf sonst absichern? Irgendwann ist auch mal das tollste aller Leckerlies öde, wenn es ständig gegeben wird.


@ Elina
Ich persönlich denke dass Hunde sehr soziale Tiere sind, die nicht direkt in einem festen Rudel leben, sondern eher Freundschaften schliessen und je nach Freundschaftsangebot vielleicht kleine lockere Gruppen bilden.
Dem kann ich nur sehr eingeschränkt zustimmen.
Das bezieht sich meiner Meinung nach nur auf Hunde zu, die in einer Familie leben und sich z.b. zum Gassi treffen.
Diese Hunde haben es gelernt, entgegen ihrer Natur auch rudelfremde Hunde zu akzeptieren bzw zu tolerieren. Sie gehen sogar weiter, dass sie mit rudelfremden Hunden Freundschaften bilden.
Das trifft aber nicht auf wild lebende Hunde zu, die sind dann zwar nicht blutsmässig verwandt. Werden aber auch der Not heraus ein Rudel bilden müssen. Und diese Rudelhunde werden dann ihr Rudel auch gegen Rudelfremde Hunde verteidigen.
Wölfe sind eher dazu gezwungen in größeren Gruppen zu bleiben, damit die erfolgreicher jagen können.
Hunde sind aber keine Jäger, Hunde haben sich daran angepasst in der Menschen zu leben und deren abfall zu fressen.
Oooooh täusch dich da mal nicht ..... der Hund wurde nicht nur domestiziert, weil er den Abfall gefressen hat. Er wurde vorallem auch domestiziert, weil er ein sehr guter Jagdhelfer war und ist.
Wäre der Hund kein Jäger, würde es nicht all diese wildernden Hund egeben und dann würde es auch keine Markt für "Antijagdtrainigs" und deren Anleitung in welcher Form auch immer geben.

Ein Fuchs, der in zufälligerweise in Ortsnähe geboren und aufgewachsen ist, der dann gelernt hat den Müll zu durchwühlen .... kann man von ihm dann darauf schließen, dass seine ganze Art plötzlich kein Jäger mehr ist, sondern alle Füchse Abfall fressen?

Diese These finde ich sehr weit hergeholt.
LG

Cata

Elina
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Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von Elina »

Ich persönlich denke dass Hunde sehr soziale Tiere sind, die nicht direkt in einem festen Rudel leben, sondern eher Freundschaften schliessen und je nach Freundschaftsangebot vielleicht kleine lockere Gruppen bilden.
Dem kann ich nur sehr eingeschränkt zustimmen.
Das bezieht sich meiner Meinung nach nur auf Hundezu, die in einer Familie leben und sich z.b. zum Gassi treffen.
Ich habe mich schlecht ausgedrückt, ich meinte wildlebende Hunde.
Oooooh täusch dich da mal nicht ..... der Hund wurde nicht nur domestiziert, weil er den Abfall gefressen hat. Er wurde vorallem auch domestiziert, weil er ein sehr guter Jagdhelfer war und ist.
Wäre der Hund kein Jäger, würde es nicht all diese wildernden Hund egeben und dann würde es auch keine Markt für "Antijagdtrainigs" und deren Anleitung in welcher Form auch immer geben.
Hunde jagen leidenschaftlich gerne, aber hier habe ich mich wieder schlecht ausgedrückt - gemeint war, dass HUnde kaum Jagderfolg haben und kaum sich mit Jagen ernähren können.

Weiß denn jemand hier ob irgendwo in der Welt freilebende HUnde in festen Rudel beobachtet wurden und ob man beobachtet hat wie Hunde sich nur oder hauptsächlich mit jagen ernährt haben?

Catalina
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Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von Catalina »

@ Elina

ich hab Dich sehr wohl verstanden und Dir deswegen auch widersprochen.

Wildlebende Hunde MÜSSEN um ihr Überleben zu sichern bzw um es einfacher zu gestalten, ein Rudel bilden.


Hunde können durchaus Jagderfolg haben.

Sicherlich hängt es von ihrer Rasse ab, ob sie nicht nur körperlich dazu in der Lage sind, sondern auch ob sie die Effektivität dazu besitzen. Aber sie können es. Vorallem aber lernen sie durch Erfolg oder Mißerfolg und werden immer erfahrener..
Sicherlich, eine Rasse die auf Spurlaut gezüchtet wird, wird ihr Wild verjagen.
Aber eine Rasse die stumm der Spur nachgeht, hat gute Chancen ein Wild zu stellen und auch zu töten.

Was ist denn mit all den Jagdgebrauchshunden? Die auch tatsächlich in der praktischen Jagd stehen? Was tun die, wenn nicht Wild erlegen?
Es ist nur ihrer Ausbildung zu schulden, dass diese Hunde ihre Beute (das Wild) nicht töten. Denn sie haben gelernt zu warten bis ihr HuFü zu Hilfe kommt und das Wild tötet, weil sie danach die Belohnung bekommen.
Der Jäger hat die Waidgerechtigkeit zu beachten und dazu zählt, dass der Mensch das Wild tötet und nicht der Hund. Dementsprechend auch die Ausbildung des Jagdhundes.
Ich bin mir aber sicher, dass all diese Rassen durchaus in der Lage wären, das gestellte Tier auch zu töten.

Abgesehen von diesen Hunden, was ist mit all den Hunden die wildern gehen und dabei Jagderfolg haben? Erst letzten Winter hier ausm Wohngebiet eine Hündin .. 2 Rehe.
Sicherlich, diese Hunde töten nicht, weil sie sich ernähren müssen, sie werden von ihrem Halter versorgt ....
LG

Cata

Elina
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Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von Elina »

Das Thema weicht vielleichtschon ein wenig zu viel von Anfang ab, aber kannst du sagen, wo oder wer beobachtet hat, dass freilebende Hunde sich vom jagen ernähren?
Ich habe immer nur von Müllfresser gelesen. Sowohl Bloch als auch Coppinger haben beide das beobachtet und geschrieben.
Mich würde wirklich eine andere Quelle und beobachtung interessieren, man kann ja immer etwas neues lernen.

Catalina
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Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von Catalina »

Ja, vielleicht wäre es besser, wenn ein Mod das Thema evtl teilen kann.
aber kannst du sagen, wo oder wer beobachtet hat, dass freilebende Hunde sich vom jagen ernähren?
Das braucht niemand irgendwo zu beobachten und aufzuschreiben oder zu dokumentieren. Es ist eine logische Schlußfolgerung aus bekannten Tatsachen.


Warum sollte ein Hund, der einen gedeckten Tisch namens Abfall hat, noch Energien aufbringen zum Jagen?

Ein Hund, genauso wie ein Wolf, ist ein Opportunist.
Gerade auch in dem von Dir verlinktem Video über die Pizza-Hunde ist ein gutes Beispiel dafür. Warum jagen gehen, wenn der Zug die Arbeit erledigt und an der Zugtrasse die Opfer bereit liegen, wo man sich nur bedienen muss?

Nur weil diese Hunde es nicht nötig haben zu jagen, heißt das noch lange nicht, dass sie dazu nicht in der Lage wären.


Sicherlich, all die wildernden Haus- und Familienhunde, die Jagderfolg haben, tun es nicht, weil sie Hunger haben, sondern aus Spaß an der Freude. Wegen dem Glücksgefühl durch das ausgeschüttete Endorphin und Adrenalin und nicht weil sie es nötig haben. Aber gerade das zeigt doch, dass Hunde durchaus in der Lage wären ihr Überleben durch Jagd(erfolg) zu sichern.



Soweit ich weiß wurden/werden den Pizzahunden Abfälle/Nahrung zur Verfügung gestellt (korrigier mich, wenn ich falsch liege).
Sie haben also ein gesichertes Überleben. Sie müssen sich um ihre Futterquelle keinen Kopf machen.
Somit ist es auch logisch, dass sie - wie in dem von dir verlinkten Trailer gesagt wurde - kaum bis keinen Jagderfolg haben.
Weil es einfach nicht notwendig ist. Weil sie die Jagd nur zu ihrem Zeitvertreib und ihrem Vergnügen betreiben, aber nicht aus dem Überlebensinstinkt herraus.
Warum sollten sie sich bei der Jagd ... die demzufolge eher eine Hatz ist .... anstrengend bzw über Maß hinaus verausgaben ... welchen Grund haben sie? Keinen!
Denn ihr Futterplatz ist ständig gut gefüllt.

Man kann die Pizza-Hunde - die quasi kontrolliert frei leben, nicht mit tatsächlcih freilebenden Hunden gleichsetzen. Die Pizzahunde werden durch Bloch nahrungstechnisch versorgt.

Jetzt mal ehrlich. Wenn man dir eine Haushälterin zur Verfügung stellt, die nicht nur für dich einkauft, sondern auch noch kocht. Würdest du dann selber einkaufen gehen und kochen? Doch wohl eher nicht.
Zuletzt geändert von Catalina am So Jan 02, 2011 11:51 am, insgesamt 1-mal geändert.
LG

Cata

Rohana
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Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von Rohana »

So wie ich das im Buch 'Pizzahunde' verstanden hab ist es nicht Bloch oder sein Team, das die Hunde füttert. Sie wurden schon vor den Beobachtungen von italienischen tierschützern versorgt. Und wenn ich es richtig in Erinnerung hab, hat Bloch auch in Frage gestellt, ob diese Art der Fremdversorgung notwendig oder auch nur gut ist.

@ Resi: An diesen 'verdrehten' Fragen gefällt mir, dass sich daran intensive Diskussionen entwickeln. Man kann dadurch ja auch einfach mal seine vielleicht noch unklaren Gedanken ordnen, kommt weiter, kommt auf neue Gedanken,....
Liebe Grüße von
Christiane, Mika und Shari

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Bild~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Catalina
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Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von Catalina »

Danke, ich hab das Buch selber nicht gelesen (und auch nicht die DVD gesehen) ..... mein Wissen über die Pizza-Hunde beziehe ich aus den Trailern, Inhaltsangaben und Rezensionen.
Und da wird überall davon gesprochen, dass die Hunde mit Nahrung versorgt werden. Ich nahm an, dass es durch Bloch und/oder sein Team geschah.
LG

Cata

wun

Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von wun »

Guten Morgen,
also ich finde eure Beiträge sehr interessant und habe gleich erstmal
die Pizzahunde auf meinen Wunschzettel gesetzt.

Liebe Grüße
Julia :-)

Catalina
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Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von Catalina »

Ich hab da noch etwas gefunden, worauf ich eingehen will ... war wohl gestern doch schon etwas spät ....
Elina hat geschrieben:Das was ich von Wölfen hauptsächlich gelesen habe ist von Bloch, das Buch Timberwolf & Co.
Für mich kam der Eindruck, dass ein Wolfsrudel eben eine Familie ist. Streitigkeiten gibt es kaum. Manchmal wandert ein Wolf ab und gründet seine eigene neue Familie.
Elina hat geschrieben:
Ja und was ist da für dich der Unterschied zum Rudel?
Dann von mir aus auch Familie
hmm, gute Frage! :)
Ich denke, dass man zu dieser Rudel-und Dominaztheorie gekommen ist, weil man einfach zusammen gewürfelte Gruppen an Wölfen in Gefangenschaft beobachtet hat.
Eine Familie in freiheit ist schon etwas anderes. Da ist sehr wichtig das Eltern Kind Beziehung.
Aber gut, reden wir dann von einer Familie.
Ich glaube du schmeist da einiges böse durcheinander!

ich fang mal bei der Definition des Wortes Rudel an:
Das Wort Rudel – dessen Herkunft unklar ist – wird seit etwa dem 17. Jahrhundert in der Jägersprache verwendet und bezeichnete ursprünglich den Zusammenschluss einer größeren Anzahl (mehr als zwei) von bestimmten wild lebenden Säugetierarten. Die nächst größere Tiergesellschaft wird als Herde bezeichnet.

Übertragen vom Wolfsrudel wird der Begriff für Gruppen von Hunden, die gemeinsam leben oder agieren, verwendet.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Rudel_%28Jagd%29
Das Wort Rudel bezeichnet also eine Gruppe zusammenlebender Hunde, egal ob die Hunde dabei blutsverwandt sind (also eine Familie bilden) oder nicht.
Natürlich gibt es KEINE Streitereien innerhalb eines Rudels.
Gäbe es die, wäre das Überleben gefährdet. Demzufolge ist es auch logisch dass innerhalb eines Rudels nur Tiere zusammenleben, die sich mehr oder weniger leiden mögen, also die aus menschlicher Sicht Freundschaften bilden. Feindschaften wären absolut kontraproduktiv.

Ebenso kontraproduktiv wäre ein Rudel, welches nur aus blutsverwandten Familienmitgliedern bestehen würde. Denn dann wäre die Fortpflanzung unter ihnen Inzucht bzw sogar Inzest, was aber den Fortbestand des Rudels gefährden würde.
Ein Rudel, welches auf Dauer stark und überlebensfähig bleiben will/muss, nimmt Mitglieder von Aussen auf, also Rudelfremde Tiere, die nicht blutsverwandt sind.
Somit ist ein Rudel nicht mehr nur als Familie definierbar http://de.wikipedia.org/wiki/Familie

Die Definition Rudel bezieht sich auch nicht nur auf Wölfe und Hunde, sondern auch auf viele andere Wildtierarten ebenso, die nach dem gleichen Prinzip leben.

Die Dominanztheorie - wie sie heute noch an einigen Hundeschulen gelehrt wird - hat nichts mit der Rudelbildung und der dabei vorherschenden Hierarchie zu tun.
Denn Dominanz ist keine Charaktereigenschaft und somit nicht dauerhaft gültig. Dominanz ist situationsabhängig. Auch ein rangniedriges Tier kann situationsbedingt ein ranghohes Tier dominieren.

Die Eltern-Kind-Beziehung, die von Dir als sehr wichtig betrachtet wird, endet spätestens mit dem Ende der Pupertät.
Nämlich dann, wenn es sich entscheidet ob der Nachwuchs charakterstark und souverän genug ist, das eigene Rudel zu verlassen und um ggf. ein eigenes Rudel zu bilden oder in ein anderes Rudel aufgenommen zu werden ..... oder ob es weniger charakterstark ist, um sich in das bestehende Rudel seinem Rang entsprechend zu integrieren.
LG

Cata

Sanne
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Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von Sanne »

Hi,
wun hat geschrieben: ich würde gerne einmal eure Meinung zu diesem Satz hören:

"Ich brauche keine Leckerlies in der Hundererziehung, der Hund soll machen was ich sage, weil ich ja schließlich der Rudelführer bin."
Meine Meinung zu diesem Satz ist Folgende:
Ich brauche definitiv keine Leckerlies! Seitdem ich die Erziehung meiner Hündin umgestellt habe von "Wattebäuschchen-werf-Leckerli-reinstopf" zu "wir funktionieren nur als Team, wenn sich der Hund an gewisse Regeln hält" funktioniert es bei uns endlich, der Hund folgt und orientiert sich sehr viel mehr an mir.
Allerdings kann ich dem "weil ich ja schließlich Rudelführer bin" nicht zustimmen. Ich habe vieeeel zu wenig Ahnung von Wolfsverhalten und Hundeverhalten freilebender Hunde als dass ich sowas von mir behaupten könnte. Habe ja nur ein paar Bücher zu diesem Thema gelesen (u.a. die Pizzahunde, die ich wirklich sehr empfehlen kann!).
Das Wort Rudelführer finde ich einfach nicht sehr sinnvoll in diesem Kontext, es ist auch schon viel zu häufig in verschiedenen Zusammenhängen gebraucht worden und viele haben dann ein Bild vor Augen, das überhaupt nicht den wahren Verhältnissen entspricht.
wun hat geschrieben:Warum sollten Hunde sie ohne offensichtliche extrinsische Motivation tun?
Was hat "sitz" "platz" etc. für einen hündischen Sinn?
Keinen..also finde ich es durchaus legitim dem Hund so etwas zu zeigen oder beizubringen.
Egal ob man das durch Lob, Leckerlie, Spieli macht.
Ich finde, man muss da unterscheiden zwischen beibringen und erlerntes Verhalten abrufen.
Um einem Hund ein bestimmtes Kommando beizubringen, ist es wirklich auch sinnvoll, Leckerlie (oder eine andere, zum Hund passende Belohnung) zu verwenden. Der Hund muss ja erstmal verstehen, was ich von ihm will. Hat er es aber mal gelernt, braucht es meiner Meinung nach keine Leckerli mehr. Schließlich weiß Hund, was man von ihm verlangt. Ein verbales Lob gebe ich aber schon häufig, einfach als Rückmeldung. So weiß meine Hündin, dass sie mich richtig verstanden hat und genau das macht, was ich von ihr wollte.
Für mich ist sowas banales wie sitz oder platz einfach der Job, den mein Hund hier hat.
wun hat geschrieben:Zwiespältig finde ich dabei den Rückruf.
Denn eigentlich haben sich Hunde nicht weit zu entfernen.
Ist man nun ein schlechtes Oberhaupt, wenn die Hunde es doch tun und eben nicht hören?
Eigentlich ja schon?! Und dann versucht man es mit Leckerlies, aber müssten die Hunde nicht eigentlich kommen,
weil das Oberhaupt (und ich möchte hier nicht von Alpha oder so sprechen, weil das meine ich nicht) es sagt?
Andererseits wird ja ein hündisches Oberhaupt nie rufen, sondern anders deutlich machen,
dass die Hunde zusammenbleiben sollen und die Hunde gegebenenfalls rügen.
Also brauchen wir die LEckerlies auch, um sprachliche Differenzen auszubügeln?
Nein, ich denke nicht dass es hier um sprachliche Differenzen geht. Hunde sind höchst soziale und sehr intelligente und lernfähige Tiere. Sie können lernen, was der Rückruf bedeutet. Sie brauchen es nicht, dass man mit ihnen wie in einem Hunderudel umgeht (und kein Mensch der Welt könnte das bieten). Natürlich sollte man unbedingt versuchen, mit ihnen so zu kommunizieren, dass sie es auch verstehen und ihnen dabei entgegen kommen.

Ich verwende auch für den Rückruf keine Leckerli. Das hat unter anderem auch den Grund, dass meine Hündin sehr intelligent und sehr verfressen ist. Ich muss bei ihr immer aufpassen, dass nicht sie mich konditioniert. Lange Zeit hat sie - ohne dass ich das gemerkt habe - folgende Kette aufgebaut: Wenn sie ein Leckerli wollte, hat sie sich im Trab immer weiter von mir entfernt. Irgendwann wurde mir die Distanz zu groß, ich habe sie gerufen und fürs Kommen belohnt. Klar lag es auch daran, dass ich nicht so viel Erfahrung hatte und nicht selbst erkannt habe, was da eigentlich abläuft.
wun hat geschrieben:Würde dann die Frage einschließen, ob es im Hunderudel soetwas wie Lob gibt oder einfach nur Notwendigkeit.
Gibt es als "Lob" für gutes Benehmen einen Fressplatz oder Sozialkontakt?
Auf jeden Fall gibt es höchstwahrscheinlich Schutz, oder?
Nein, ich würde nicht sagen, dass es Lob im strengen Sinne gibt. Es gibt Körperkontakt, es gibt Schutz, es gibt gemeinsames Spiel (zumindest mit den jüngeren Tieren) und es gibt soziale Verbundenheit. Ein Hund oder Wolf würde sich im Rudel nicht völlig assi benehmen, wie sich die meisten Menschen in einer Gemeinschaft nicht völlig assi benehmen. Weil soziale Isolation die Folge wäre. Denn es gibt auch bei der Freilandforschung immer mal wieder die Beobachtung, dass Tiere, die sich nicht im Sinne der Gruppe benehmen auch mal ausgeschlossen oder getötet werden.
In "Wölfisch für Hundehalter" beschreiben Bloch und Radinger beispielsweise einen Vorfall, bei dem eine Leitwölfin (die schon länger als relativ aggressiv bekannt war) den Nachwuchs aller anderen Wölfinnen töten wollte. Das ganze Rudel stellte sich gegen sie und tötete sie. Wie alle Beobachtungen, die Bloch schildert, ist auch das eine Freilandbeobachtung.
wun hat geschrieben:Wie macht ein Rudeloberhaupt es, dass sich die Rudelmitglieder nicht weit entfernen?
Ich denke, dass Hunde und Wölfe in der Gruppe generell viel mehr Schutz erfahren als die meisten Hunde in Menschenhand. Zudem machen die Menschen Fehler in der Erziehung, die den Hund erst dazu veranlassen, sich weit zu entfernen. Häufig wird schon der Welpe durch Bällchenwerfen oder ähnliches bespaßt. Dabei lernt der kleine Hund von Anfang an, dass weg vom Menschen der Spaß anfängt. Der Welpi wird bei Hundebegegnungen (zumindest hier in München) zu dem anderen Hund hingeschickt und dazu animiert, mit dem anderen Hund zu spielen. Wieder lernt Welpi, dass der Spaß nicht beim Menschen ist. Viele Hundehalter bieten ihrem Hund nicht genügend Sicherheit und der Hund lernt, dass er auf sich selbst gestellt ist.

Ich denke, gerade diese Sache kann man einfach überhaupt nicht vergleichen. Kein Wolf oder Hund hätte in der Natur eine Motivation, sein Rudel zu verlassen (naja, jedenfalls keine so starke Motivation). Man jagt gemeinsam, man schläft gemeinsam, man frisst gemeinsam. Man verteidigt sein Revier gegen fremde Hunde/Wölfe. Es gibt Gefahren, denen man als Rudel viel besser begegnen kann als alleine.
Dagegen leben die Hunde beim Menschen ganz ganz anders. Sie lernen von Anfang an, andere Menschen und andere Hunde toll zu finden. Sie haben Spaß an Dingen, die ein Mensch nicht erlaubt (wie z.B. Jagen).

Ich denke, ich habe meinen Weg in der Erziehung gefunden.
Als ich meine Hündin bekam (sie war damals 10 Monate alt und schon recht gut erzogen) habe ich mich zunächst gar nicht so recht getraut, irgendwelche Grenzen zu setzen. Ich hatte zu viele Bücher und Forenbeiträge gelesen, lt. denen man seinen Hund nur mit rein positiven Maßnahmen erziehen darf :roll: Die Folge war ein Hund, der recht bald machte, was sie wollte und einige Macken entwickelte. Sie ist ja ein Aussie-Mix und die sind Meister der Manipulation. Sie ist ein unglaublich süßer und lieber Hund, und sie wusste genau, wie sie ihre Fähigkeiten einsetzen musste, um das zu bekommen was sie wollte.
Dann habe ich eine Trainerin gefunden, die mir sehr viel beibrachte und vor Allem meine Einstellung zu meiner Hündin sehr stark veränderte. Diese Erziehungsmethode hat nichts mit Machtgeilheit oder Gewalt zu tun. Ich sage es durchaus deutlich, wenn meine Hündin sich daneben benimmt, sie wird stark eingeschränkt wenn etwas nicht passt und ich erwarte von ihr, dass sie jederzeit tut was ich sage. Durch diese Maßnahmen ist sie deutlicher entspannter geworden, man merkt richtig, wie sie ihren Platz in der Gruppe (mein Freund, sie und ich) gefunden hat. Vorher meinte sie oft, die Kontrolle übernehmen zu müssen, weil sie mir nicht zugetraut hat, ihr Schutz zu bieten. Sie hat an der Leine gepöbelt, in der Wohnung gebellt etc.
Sie bekommt von mir Futter, Nähe, Sicherheit. Dafür hat sie zu tun, was ich sage. Sie bekommt viele Freiheiten: Sie ist so oft wie möglich dabei, wenn ich was unternehme, wir gehen mehrere Stunden am Tag spazieren und sie darf die meiste Zeit frei laufen, sie darf sich relativ frei in der Wohnung bewegen etc. Aber diese Freiheiten kann sie nur haben, wenn sie tut was ich sage.
In unserer Welt kann ein Hund nicht derjenige sein, der entscheidet. Ein Hund versteht nicht, dass Autos gefährlich sind, ein Hund kann seine Familie nicht mit Essen versorgen, ein Hund kann nicht entscheiden, wer in die Wohnung darf und wer nicht. Weil unsere Welt (und damit meine ich die Zivilisation, nicht den Planeten an sich!) auf Menschen ausgerichtet ist.

Im Verständnis eines Hundes funktionieren Strukturen aber so, dass einer entscheidet was passiert. Genau genommen ist das in vielen menschlichen Strukturen auch so. Die Sekretärin entscheidet nicht über Firmenpolitik.
Und deshalb hat ein Hundehalter meiner Meinung nach die Pflicht, seinem Hund ein guter Chef zu sein. Einer, der Sicherheit bietet. Einer, der dem Hund sagt was er tun soll. Einer, der versteht wie das Leben funktioniert.

Allerdings ist es meiner Meinung nach für diese Fragen nicht sehr wichtig, ob man Leckerli verwendet oder nicht. Es hängt auch sehr von den Individuen ab, ob das sinnvoll ist oder nicht. Ich bin z.B. nicht sehr geschickt mit dem Leckerli-geben gewesen. Hätte ich die Leckerli sehr bald ausgeschlichen bzw. nur noch sehr gelegentlich verwendet (z.B. durchschnittlich 1xpro 5x rufen), hätte es bei mir auch besser geklappt.
Für mich war es wichtig, die Leckerli wegzulassen weil es Teil einer ganz neuen Auffassung der Hundeerziehung war. Vorher hatte ich das Gefühl, ich dürfe meinem Hund nur abverlangen, etwas für mich zu tun wenn ich ihn auch angemessen belohne. Jetzt bin ich der Auffassung, dass nunmal einer von uns beiden die wichtigen Entscheidungen treffen muss (und das kann einfach nicht der Hund sein!). Wenn man von vornherein eine sinnvolle Auffassung des Mensch-Hund-Verhältnisses hat, ist es total egal ob man Leckerli verwendet oder seinen Hund anders belohnt.
Schade finde ich, wenn über der Leckerli-Gabe die Freude über die Folgsamkeit verloren geht. Mein Hund merkt, dass ich mich freue wenn sie gut folgt. Das finde ich sehr wichtig für eine gute Beziehung. So ein nüchternes Leckerli-reingeschiebe wie früher gibts bei mir zum Glück nicht mehr.

lg,
Sanne

Elina
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Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von Elina »

Ich glaube du schmeist da einiges böse durcheinander!
Ja Catalina, das kann sein. Seit einiger zeit muss ich mir wieder allerlei Rudel und Dominaz gesichten anhören, die wirklich wild sind und sehr durcheinander. Ich weiß echt nicht mehr was ein normaler Hundehalter mit Rudel oder Rudelführer meint, weil es mehr erklärungen gibt als Erzähler (und ich meine hier nicht dieses Forum, sondern neuere Hundebekanntschaften die man trifft)
Es scheinen viele eine effektive Gehirnwäsche in Hundeschulen zu bekommen und dann wird alles wird durch die Dominaz und Rudelführerbrille betrachtet.
Ich finde es sehr gut, dass du z.B. die Definition für Rudel hier so klar gestellt hast.
So kann man mindestens versuchen von der selben Sache zu reden.

Kurz und klar gesagt, ich halte nicht viel davon, wenn der Mensch versucht irgendein Rudelleben und einen Rudelführer zu spielen.
Ich würde da immer eher empfehlen nur trocken nach Lerntheorie das Verhalten zu betrachten und auch zu ändern wenn man verhalten ändern will.
Meiner Meinung nach verwirrt der Mensch sich selbt und verhindert sich selbst das wichtige zu sehen, wenn er zu viel mit Hunderudelverhalten und Dominaztheorien spekuliert.

Sanne
Große-Nase
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Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von Sanne »

wun hat geschrieben:Hi,
ich würde gerne einmal eure Meinung zu diesem Satz hören:

"Ich brauche keine Leckerlies in der Hundererziehung, der Hund soll machen was ich sage, weil ich ja schließlich der Rudelführer bin."


Ich bin gespannt und freue mich auf eure Meinungen,
ich grübele da schon etwas länger wieder drüber nach und bin noch nciht so weit gekommen.
Studentin hat mal wieder zu viel Zeit...


Ich bin da eigentlich sehr zwiespältig.
Einerseits gibt es bestimmte Dinge, die müssen ohne Leckerlies funktionieren,
weil meine Hunde sich denken: Okay, wenn sie das sagt, ist das so.
Das ist der normale Alltag. Z.b. vom Sofa runterzugehen, wenn ich es sage, mich nicht umzurennen etc.
Eben etwas, was vielleicht nah den den allgemeinen "Rudel"alltag der Hunde kommt.
Versteht man, was ich damit meine?
Mir fallen jetzt keine so stimmige Beispiele ein, einfach der normale Alltag eben.
Anders sehe ich es bei Kommandos.
Warum sollten Hunde sie ohne offensichtliche extrinsische Motivation tun?
Was hat "sitz" "platz" etc. für einen hündischen Sinn?
Keinen..also finde ich es durchaus legitim dem Hund so etwas zu zeigen oder beizubringen.
Egal ob man das durch Lob, Leckerlie, Spieli macht.

Versteht man, wo für mich der UNterschied ist?
Zwiespältig finde ich dabei den Rückruf.
Denn eigentlich haben sich Hunde nicht weit zu entfernen.
Ist man nun ein schlechtes Oberhaupt, wenn die Hunde es doch tun und eben nicht hören?
Eigentlich ja schon?! Und dann versucht man es mit Leckerlies, aber müssten die Hunde nicht eigentlich kommen,
weil das Oberhaupt (und ich möchte hier nicht von Alpha oder so sprechen, weil das meine ich nicht) es sagt?
Andererseits wird ja ein hündisches Oberhaupt nie rufen, sondern anders deutlich machen,
dass die Hunde zusammenbleiben sollen und die Hunde gegebenenfalls rügen.
Also brauchen wir die LEckerlies auch, um sprachliche Differenzen auszubügeln?

Würde dann die Frage einschließen, ob es im Hunderudel soetwas wie Lob gibt oder einfach nur Notwendigkeit.
Gibt es als "Lob" für gutes Benehmen einen Fressplatz oder Sozialkontakt?
Auf jeden Fall gibt es höchstwahrscheinlich Schutz, oder?
Wie macht ein Rudeloberhaupt es, dass sich die Rudelmitglieder nicht weit entfernen?

Liebe gRüße
Julia

Sanne
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Re: Ohne Leckerlie?

Beitrag von Sanne »

Hi,

Oh sorry, hatte eigentlich nen längeren Beitrag erstellt, irgendwie hats mir den jetzt zerschossen...
Bitte das Zitat löschen!

lg,
Sanne

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