Wie viel "Härte"?

Alles rund um die Erziehung.
rosa1
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Wie viel "Härte"?

Beitrag von rosa1 »

Ihr Lieben, ich hoffe, ich kann mich mit meiner Frage richtig ausdrücken. Ich bin ja absolute Hundeanfängerin, d. h. nicht mehr ganz, Vali bereichert seit Oktober mein Leben. Ich hole mal etwas weiter aus: Bei der "Erziehung" meines Sohnes war es mir sehr wichtig, dass wir uns auf Augenhöhe begegnen, die Dinge ausdiskutieren und ich auf seine Einsicht und sein Verständnis baue bzw. er auch die Verantwortung für das übernimmt, was er tut. Es ging eher um Konsequenzen und nicht um Strafen. Das hat super funktioniert, wir hatten eine sehr entspannte Pubertät, er ist jetzt 19 und ein ganz wunderbarer, selbstbewuster Mensch.
Bei Vali bin ich natürlich anders gefordert, diese Methoden lassen sich auf einen Hund nicht übertragen, soviel habe ich schon verstanden. Grundsätzlich fällt es mir schwer, Dinge strukturiert und kleinteilig anzugehen, was es halt auch erschwert, aber ich arbeite daran. Grundsätzlich ist Vali sehr toll und wenn was nicht funktioniert, sehe ich das Problem eher bei mir. Ach so, Ende des Monats wird Vali ein Jahr. Was ich mich halt frage, bzw. wo ich sehr unsicher bin, ist die Frage, wie viel "körperlichen" Einsatz ich anwenden soll, wie "hart" sein. Vali geht ja in die Huta und ansonsten gehe ich mit ihm zum Gruppenkurs und nehme bei der Frau des Trainers Einzelstunden. Der Trainer meint halt, ich müsste etwas "konsequenter" (das glaube ich) und "härter" sein. Und mit dem härter komme ich nicht klar. Mir begegnen hier auch immer Hundehalter, die sich z. B. auf den Hund werfen und ihn am Boden festhalten. Das ist etwas, was ich mir überhaupt so gar nicht für mich und Vali vorstellen kann. Aber das "schlimmste", wenn ich mal sauer auf Vali bin ist, dass ich in die Hände klatsche oder ihn ins Gesicht puste, das mag er nicht. Ich habe aber Angst, dass er dadurch nicht gut erzogen werden kann, denn es ist ja nicht so, dass er immer macht, was ich von ihm möchte. Und außerdem fängt er an, mich "anzuknabbern", wenn ihm was nicht passt. Mal ein konkretes Beispiel: Was macht ihr, bzw. habt ihr gemacht, wenn sich die Hunde nicht setzen, wenn ihr sitz sagt? Nach Anleitung der Trainerin fasse ich ihn am Halsband und an der Haut im Rücken und drücke ihn ins Sitz. Das findet er doof und fängt an, an meiner Hand im Rücken zu knabbern. Erst habe ich das immer ignoriert, mittlerweile knabbert er kräftiger. Die Trainerin sagt, ich solle ihm schon begreiflich machen, dass ich das nicht gut finde. Aber wie? Wie geht ihr mit sowas um? Ich habe Angst, wenn ich nichts dagegen mache, dass es immer schlimmer wird und er irgendwann anfängt, mich richtig zu beißen. Dsa will ich natürlich verhindern, will aber auch nicht zu hart zu ihm sein. Er ist schon auch ein sensibelchen und grundsätzlich überhaupt nicht aggressiv. Sagen sowohl die Trainerin als auch die Hundefriseurin. Er liebt es, von allen gestreichelt zu werden und ich will ja auch nicht, dass er Angst vor Händen kriegt.

Sorry, das war etwas viel, aber ich bin wirklich verunsichert und weiß nicht, wie ich das richtige Maß finden soll. Wie geht ihr damit um?
Vielen Dank und liebe Grüße

Rumo
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Re: Wie viel "Härte"?

Beitrag von Rumo »

Was habt ihr denn für antiquierte Methoden und Trainer...?
Ich bedrohe meine Hunde überhaupt nicht körperlich. Einzige Ausnahme ist bei Gefahrensituationen, wo es um die Unversehrtheit des Hundes oder von anderen Beteiligten geht.
Ich drücke und schiebe sie auch nicht ins Sitz oder sonstiges. Die Kommandos werden kleinschrittig aufgebaut und anfangs auch nur eingefordert, wenn der Hund mit dem Kopf bei mir ist. Dein Hund wird sich doch das nächste Mal nicht schneller setzen, wenn er beim Sitzmachen stark bedrängt wird. Im Gegenteil, das Vertrauen schwindet und im Zweifelsfall macht er es immer unlieber, weil er weiß, dass es sonst gleich Druck auf den empfindlichen Halsbereich und die Wirbelsäule gibt. Natürlich findet dein Hund das doof. Andere Rassen dulden so eine Ungerechtigkeit nicht und hacken gleich zu - Valo wird schon beim Knabbern heftiger. Es gibt Hunde, die bei solcher bedrängung dann spätestens im Erwachsenenalter abschnappen.

Kinder- und Hundeerziehung lässt sich nur bedingt miteinander vergleichen. Dem Kind kann man ab einem gewissen Alter auch mit Logik viel erklären und Konsequenzen nennen. Das geht beim Hund ja nicht.

Pudel brauchen in der Regel überhaupt keine "harte Hand". Die sind allgemein butterweich und dazu meistens bestrebt, so ziemlich alles zu tun, damit Herrchen oder Frauchen glücklich ist, wenn die Motivation stimmt. Konsequenz ja, aber auch im Sinne von: der Mensch ist berechenbar und die Regeln sind gleichbleibend.

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Schneeflöckchen
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Re: Wie viel "Härte"?

Beitrag von Schneeflöckchen »

Härte vertragen die meisten Pudel überhaupt nicht! Dann wird häufig vom Pudel „gemauert“, sprich die totale Verweigerung.
Da hilft liebevolle Konsequenz und immer der gleiche Ablauf einer Erziehungsmaßnahme deutlich mehr.

Außerdem kommt dein Hund in die Pupertät, da wird über Nacht die Festplatte gelöscht....auch hier hilft Konzequenz und gleicher Ablauf. Ich weiß nicht, wie oft ich meiner Großen Sitz und Platz beigebracht habe... :lol:, den letzten Pupertätsanfall hatte sie mit knapp drei Jahren (Pudel sind gerne Spätentwickler).

Bei uns hilft auch heute noch ein lautes „Hey“ oder ein Fußaufstampfen und das Lockenvieh kann sich wieder benehmen. Auch ein Stupser mit dem Finger in die Seite hilft dem Hund aus der Situation wieder raus zu finden.

Rumrucken, rumdrücken, rumzerren bekommt den meisten Pudeln ebenfalls nicht gut. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass viele Hundetrainer mit der Sensibilität eines Pudels nur mäßig umgehen können.

Ich finde, dein Hund zeigt dir toll, dass er mit deiner Vorgehensweise nicht einverstanden ist. Das heißt ja nicht, dass er dir auf der Nase rumtanzen soll, überdenke einfach dein Handeln und versuche es mit Ruhe, Konsequenz sowie positive Verstärkung und findet euren eigenen Weg (ggf. die Hundeschule wechseln).
Liebe Grüße,
Petra, Lou Lou und Lili, mit Kessi im Herzen

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Tanja aus Haan
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Re: Wie viel "Härte"?

Beitrag von Tanja aus Haan »

Nox reicht schon ein verbaler "Pubertätanfall" unseres Sohnes, um mindestens irritiert zu sein.

Wir wenden weder "Härte" noch irgendwas Körperliches an, allerhöchstens mal - wie Petra schon schrieb - einen Stupser in die Seite oder einfach eine Berührung, um Aufmerksamkeit zu bekommen.

Im Welpenkurs wurde uns gesagt, dass es kontraproduktiv sei, den Hund zB ins Sitz zu drücken oder fürs Platz die Beine nach vorne zu ziehen.

Nox braucht manchmal fürs Platz etwas länger. Da hilft bei uns Geduld (ohne nochmal das Kommando zu sagen)... bis er sich von alleine ergibt. Wenn wir "Platz" i. V. mit einem Sichtzeichen verlangen, funktioniert es bei uns besser.

Wenn er kein Sitz macht, weiß ich, dass ich es ihm in dieser Situation nicht hätte abverlangen sollen. So passierte es, als sein kleiner Cousin zu Besuch war. Nox sollte auf der Terrasse sitzen, während Junis sich im Garten umsah. Das war natürlich saublöd ... solche Dummheiten passieren aber einfach auch.
(Durchziehen musste ich es dann trotzdem ... mit viel Geduld und Ooooommm)
Viele Grüße aus dem Rheinland
Tanja mit GP Nox (*3.10.18) und Helga (*14.3.14)

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Hauptstadtpudel
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Re: Wie viel "Härte"?

Beitrag von Hauptstadtpudel »

Die Vorschreiberinnen haben ja eigentlich schon alles geschrieben.

Bei mir hat sich im Lauf der Jahre Folgendes herauskristallisiert:
wenn es um Kommandos, Tricks oder ähnliches geht wird nur mit positiver Verstärkung gearbeitet, ohne jede Ausnahme, dazu gehört für mich auch das Sitz.
Geht es mir um Erzieherisches, etwas was der Hund in unterlassen soll, greife ich auch körpersprachlich ein, sprich, ich mache den Hund über meine Körperhaltung deutlich was er lassen soll und was er stattdessen tun soll.

Ein Beispiel für dafür ist für mich die Leinenführigkeit.
Das ist kein Kommando, auf das eine (Re)aktion des Hundes erfolgen soll, sondern er soll lernen, dass er an der Leine nicht zu ziehen hat.
Da wird nicht an dem Hund herum geruckt, sondern er wird körpersprachlich dazu gebracht neben mir oder auch mal hinter mir zu laufen.
Wenn er sich nicht daran hält, wirke ich körpersprachlich auf ihn ein.

Nun zu deiner konkreten Frage, was mache ich, wenn er kein Sitz ausführt?
Ich nehme zur Kenntnis, dass er es noch nicht sicher ausführt und übe es verstärkt (wieder), im Zweifel immer einen Trainingsschritt zurückgehen.
Konkret in der Situation heißt das entweder, ich verzichte auf die Ausführung oder ich mache es dem Hund leichter.
Sprich, Druck raus nehmen, da reicht es meist schon ein paar Schritte zu gehen und - im Zweifelsfall mit unterstützender Handbewegung - erneut das Kommando zu geben.

Und immer dran denken, Hunde lernen kontextbezogen, ein Sitz auf der Straße ist kein Sitz auf dem Hundeplatz, zumindest nicht für den Hund! :wink:

Du entscheidest welches Verhältnis ihr zueinander haben werdet.
Ich habe mich von einer Trainerin, die ich persönlich sehr mochte (!) verabschiedet, als sie meinte, mein Hund verarscht mich, weil er kein Platz machen wollte, ich habe die Situation aufgelöst und sie meinte dann, beim nächsten Mal muss er es machen.
Ich hatte es damals mit Bolle noch gar nicht an vielen verschiedenen Orten geübt, er hatte es noch nicht generalisiert, das war der "Fehler".

Natürlich testen uns die Hunde auch, aber das sollte man in meinen Augen anders lösen....
Liebe Grüße von Katja mit Bolle im Herzen & Jella an meiner Seite

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Iska
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Re: Wie viel "Härte"?

Beitrag von Iska »

Ich schließe mich ebenfalls an..... die anderen haben es schon sehr gut beschrieben.... :klatsch:

.... bitte nicht auf des Trainers Ratschläge hören....❌
viele Grüße
Sybille mit Morris; Fani Flausch, Paule, Olli & Iska im Herzen

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Buddyx
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Re: Wie viel "Härte"?

Beitrag von Buddyx »

Ich halte es ähnlich wie Katja und unterscheide zwischen "Erziehung" und "Ausbildung". Bei meinem letzten Hund habe ich es geschafft ihn ganz wunderbar auszubilden und die Erziehung komplett zu vernachlässigen - keine schöne Mischung.

Womit habt ihr denn eher Probleme?

Zur Erziehung gehören für mich respektvoller Umgang mit der Umwelt, Laufen an der Leine, Entspannen wenn gerade nichts los ist, Impulskontrolle, Frust aushalten, Rückruf, etc.

Ausbildung ist das klassische Sitz, Platz, Fuß (in der Hundeplatzausführung) und Training in die verschiedenen Ausbildungsrichtungen (Mantrailing, Obedience, Agility, IPO, etc)


Die Trainingsmethoden die du nennst kenne ich eher aus den Reihen der Schäferhundler und die DSH stecken das auch ganz gut weg. Mit so einem jugendlichen Schäfer-Prollo kann (und muss man ggf.) auch mal das ein oder andere ernste Personalgespräch führen. :fechten:

Bei Odie ist das anders, darauf musste ich mich auch erst einstellen. Er ist viel feinfühliger und viel leichter zu beeindrucken, bei Druck wird er nervös und hampelt herum, er versucht den Stress dann "wegzukaspern". Tatsächlich hilft da nur Ruhe bewahren und aussitzen. Wenn Sitz also gerade nicht drin ist weil die Welt so arg spannend ist würde ich ihn am Halsband halten und so lange tief durchatmen bis der Herr sich soweit beruhigt hat, dass er wenigstens kurz sitzen kann. Ggf. so vor der Ablenkung positionieren, dass er nichts mehr sieht oder ihn weg drehen.
Ich fordere sowas selten von ihm (da nicht mehr auf dem Hundeplatz unterwegs), aber wenn ich etwas sage erwarte ich, dass das umgesetzt wird.
Liebe Grüße von Karin mit "Queen Mum" Chica und dem jungen Padawan Odie.

Sammy-Jo

Re: Wie viel "Härte"?

Beitrag von Sammy-Jo »

Ich würde den Trainer wechseln und nicht mit Druck ausbilden.

Ich habe inzwischen 3 Hunde ausgebildet. Bei meinem 1. Deutscher Pinscher "Ingo" vor 22 Jahren, da wurde auf den Hundeplätzen mit Druck ausgebildet. Da wurde an der Leine gezerrt und der Hund in Sitz und Platz gedrückt. Da musste der arme Hund im November eine Platzablage machen…und natürlich musste eine Kette drauf :keule: ... das alles habe ich nie verstanden und rege mich heute noch über solche Methoden auf, aber damals hatte ich keine Erfahrung.
Von dem Verein bin ich dann aber ziemlich schnell weggegangen und habe anderweitig meine Erfahrungen gesammelt.

Meinen 2. und 3. Hund habe ich alleine ausgebildet und mir auch nicht reinreden lassen und das hat super funktioniert, nämlich mit Respekt, Liebe, Geduld, Motivation, Ansprache und viel Lob, sowohl auf dem Hundeplatz als auch im Alltag. Der Hund versteht das viel schneller und lernt mit Spaß und baut Vertrauen auf.
Und das waren auch unterschiedliche Rassen, meinen Zwergpinscher habe ich genauso ausgebildet wie KP "Eljot". Mit Druck geht da gar nichts und da es mir ja viel Spaß macht Turniere und Prüfungen zu laufen und ich das noch über viele Jahre machen möchte, ist mir ganz wichtig, dass wir ein Team sind und dass der Spaß und die Motivation erhalten bleiben.

rosa1
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Re: Wie viel "Härte"?

Beitrag von rosa1 »

Ich danke euch sehr für eure Meinungen, ich bin ja selber nicht so zufrieden mit den Methoden sonst würde ich nicht fragen. Aber ihn ins Sitz zu zwingen ist halt irgendwie auch "sicherer" zumindest für den Moment. Wohl fühle ich mich damit nicht, auch wenn ich nicht glaube, dass ich ihm wirklich weh tue, da geht es mit seinen Freunden ganz anders ab. Durch den Trainer werden die Methoden immer damit begründet, dass ein Rudel untereinander auch so umgehen würde und die Hunde sich auf diese Weise klar machen würden, wo die einzelnen Grenzen sind.

Ich glaube, Valis größtes Problem ist die Impulskontrolle. Denn dann treten diese "Probleme" auf. Zum Beispiel heute morgen. Ich schaffe ihn in die Huta und dort gibt es eine Art Schleuse, also zwei Türen, damit die Hunde nicht raus können. Vali geht dort total gern hin und freut sich schon sehr auf seine Freunde, die auch schon zum Zaun gelaufen kommen, um ihn zu begrüßen. Entsprechend aufgereft ist Vali, hüpft und rennt rum. Ich möchte aber, dass er ruhig ist, damit ich ihm Geschirr und seine Leine abmachen kann und dass er dann in Ruhe reingehen kann. Denn wenn er fröhlich hüpfend reingeht, stört das einige der Hunde, die schon da sind und die reagieren dann entsprechend. Also versuche ich, ihn sitzen zu lassen, was auch mit Leckerli gut funktioniert hat. Dann warten wir (er sitzend), bis der Betreuer kommt und die Tür aufmacht. Der Betreuer kommt und Vali rennt hin, ohne dass ich ihn frei gegeben habe. Dann haben ich ihn zurückgeholt und ihn wieder versucht, ins sitzen zu bringen, allerdings, indem ich ihn gedrückt habe. Weil ich dann auch denke, was denkt jetzt der Betreuer und es muss ja jetzt auch schnell gehen und so weiter. Vali ist dann ähnlich wie Odie, er fängt an rumzukaspern und sich rauszuwinden. Wir haben ja auch schon bischen mit dem Clickern angefangen, wäre das eine Möglichkeit? Und wann cklicker ich dann? Sobald er sitzt? Oder wenn er ruhig steht? Hätte ich mit ihm dort erst ein paar Mal ohne andere Hunde Sitz üben müssen? Was ja eigentlich nicht geht, weil immer Hunde da sind. Und Hunde sind für ihn echt eine Herausforderung.

Ich hoffe, ihr konntet verstehen, was ich meine.
Außerdem muss ich ihn ja schon am Geschirr oder so festhalten, wenn er zu anderen Hunden, Kinder o. ä. rennen will. Er probt da total den Aufstand. Wie macht ihr das, ohne ihn festzuhalten?

@Katja. Und wie genau machst du ihm körpersprachlich klar, dass er hinter dir gehen soll? Das sind eben genau die Punkte, an denen es bei mir fehlt. Ich weiß nicht, was das genau heißt.

Sammy-Jo

Re: Wie viel "Härte"?

Beitrag von Sammy-Jo »

Hallo Rosa,

versuchst du das mit dem sitzenbleiben mit Blickkontakt oder stehst du daneben? Ich würde versuchen Ruhe reinzubringen und mich erstmal vor den Hund stellen und Blickkontakt aufbauen und dann das Kommando geben bzw. wenn er sich ruhig verhält gar kein Kommando geben, ihn loben und das Geschirr ausziehen. Also versuchen die Spannung rauszunehmen. Was der Betreuer denkt, wäre mir egal.
Andere Möglichkeit, vielleicht kannst du das am Wochenende ausprobieren: du gehst zur Huta, gehst wieder weg und wieder hin und trainierst das ein paar mal ohne hineinzugehen, gibst Kommandos und ganz viel loben und auf dich fixieren.

Wenn anderen Hunden das Verhalten von Vali nicht passt, finde ich, müsste der Betreuer einschreiten, denn dafür ist er ja da und es ist ja eigentlich "sein" Reich.

rosa1
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Re: Wie viel "Härte"?

Beitrag von rosa1 »

Das mit der Richtung, in der ich stehe habe ich auch schon überlegt. Heute stand ich hinter Vali, weil Vali sich oft auf meine Füße setzt bzw. sich an mich anlehnt beim sitzen (was der Trainer auch schwierig, weil distanzlos, findet, aber seine Frau sieht das nicht problematisch). Ich habe auch überlegt, beim nächsten Mal mich zwischen Vali und die Tür zu stellen. Ganz ohne Kommando wird er nicht ruhig, er schnüffelt dann am Zaun entlang und "spielt" mit den anderen durch den Zaun hindurch.

Mit dem am Wochenende hingehen das ist eine gute Idee, das werde ich auch mal probieren, morgen ist Spielstunde, da werde ich mal fragen, ob man Sonntags in die Schleuse kann. Der Betreuer achtet schon im Prinzip darauf, dass sich die anderen Hunde "benehmen", aber es muss ja auch nicht sein, dass sie durch Vali so provoziert werden bzw. finde ich es eigentlich auch ok, wenn das Rudel seine Regeln hat. Sie erziehen sich ja dadurch auch ein Stück weit gegenseitig. Früher ist Vali auch beim Abholen immer wie verrückt noch in der Huta rumgehüpft, bis in einmal ein Rottweiler sehr heftig zur Räson gerufen hat. Für mich war das furchtbar mit anzusehen, Vali hat sich einmal geschüttelt und dann war für ihn gut. Gelernt hat er, dass er beim abholen nur noch in der Schleuse hüpft. Ich konnte ihm noch nicht so wirkungsvoll zeigen, was ich mir wünsche würde :frech:

Pashmino
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Re: Wie viel "Härte"?

Beitrag von Pashmino »

Es wurde ja schon sehr viel Gutes und Hilfreiches gesagt, deshalb versuche ich mich kurz zu fassen:

Härte würde bei meinem Pudel alles, nur nicht den geforderten Gehorsam auslösen

Ein einjähriger Hund ist mitten in der Entwicklung und sein Gehirn wird noch "umgebaut"; stabile Phasen wird es schon geben, aber eben auch andere

Frustrationstoleranz finde ich sehr, sehr wichtig - im ruhigen Sitz vor der Schleuse zu warten, während die Kumpels hinter der Sperre zu hören, riechen und sehen sind, ist aber schon Königsklasse. Mit stetem Trainig in den verschiedensten Situationen wird auch das gelingen, jetzt ist es offensichtlich zu früh und löst bei allen Beteiligten nur Frust aus

Einige Hunde reagieren viel besser auf Sicht- als auf Hörzeichen; ausprobieren! Allenfalls drückt deine Ungeduld weniger durch bei einem Zeichen als bei gesprochenen Worten

Eigene Ansprüche kritisch hinterfragen: wieso ist mir etwas so wichtig, überfordere ich den Hund damit, was wären akzeptable - auch ungewöhnliche - Alternativen

Meinungen und angebliche Erwartungen Dritter möglichst ausblenden

Wir Menschen werden nie wie Hunde kommunizieren können, deshalb können wir uns auch nichts direkt aus deren innerartlicher Kommunikation abkupfern - wir übersehen so viele minimale Körpersignale der Hunde und bekommen erst die deutlichen Ansagen mit, das könnte nur schief gehen...

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Hauptstadtpudel
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Re: Wie viel "Härte"?

Beitrag von Hauptstadtpudel »

rosa1 hat geschrieben:
Fr Jul 05, 2019 3:47 pm
(...)
@Katja. Und wie genau machst du ihm körpersprachlich klar, dass er hinter dir gehen soll? Das sind eben genau die Punkte, an denen es bei mir fehlt. Ich weiß nicht, was das genau heißt.
Du denkst dir eine Linie auf Höhe deines Körpers, die er nicht überschreiten soll. Läuft er über diese Linie hinaus, blockst du ihn, indem du dich zu ihm hindrehst, dich in seinen Weg stellst, mit Körperspannung (gerader Rücken, aufgerichtet, Arme hängend, aber mit etwas Spannung, Handflächen nach vorn gedreht), nicht anstarren, eher über ihn hinwegschauend.
Wichtig: nicht nach vorne beugen (damit würdest du ihm drohen, ebenso wie durch Anstarren) das ist gar nicht nötig, du willst ja nur vermitteln, geh nicht über diese Linie!
Es wird nicht gesprochen, alles passiert mit einer großen Ruhe.
Es ist sicher nicht schlimm, wenn man doch spricht, der Hund wird sich immer für die Körpersprache entscheiden :wink: , aber es hilft einem selbst sich zu konzentrieren.

Er wird natürlich immer wieder vor laufen wollen, du wiederholst einfach stoisch immer wieder den Block, lässt aber sofort nach (drehst dich wieder in Laufrichtung), wenn er stoppt/ hinter der Linie ist.
Du wirst merken, nach einer Weile reicht eine halbe Körperdrehung oder nur eine kleine Drehung in der Schulter und er lässt sich zurückfallen.
Hier zeigt sich der positive Aspekt der Sensibilität beim Pudel. :D :D :D
Er reagiert auf feine Signale.
Als ich das intensiv geübt habe, konnte ich Bolle sogar so zurückrufen, mit einer angedeuteten Drehung von ihm weg.

Bitte nicht an der Leine ziehen, sondern wirklich versuchen, es nur körpersprachlich zu regeln. Das macht auch Spaß, wenn man merkt, dass es funktioniert.

Läuft er zu weit vor, dann kurz ansprechen, damit er nicht ins Ziehen kommt und umdrehen (damit ist er automatisch hinter einem) und weiter üben.
Manche meinen, man sollte den Hund nicht ansprechen, er sollte darauf achten, wohin ich gehe.
Das stimmt auch, aber eine plötzliche 180°Drehung kann der Hund auch nicht ahnen und deswegen, gibt es von mir eine kurze Ansprache (ich nenne seinen Namen).

Es gibt natürlich unterschiedliche Reaktionen beim Hund, manche zeigen sich sehr demütig , andere fangen an, wie Fohlen umher zu springen, Bolle hat angefangen mich anzubellen, gerade in Situationen, in den er meinte ER müsste da was regeln (aber das ist ja nicht euer Problem).

Bei der Demut sollte man überprüfen, ob man dem Hund doch gedroht hat (wenn man anfängt die Hände zu benutzen, beugt man sich z.B. fast automatisch nach vorne, also Hände aus dem Spiel lassen) oder den Block etwas weicher machen. Etwas "unterwürfige" Reaktion (Ohren zurück, Rute runter) ist aber auch okay, der Hund drückt aus, dass er verstanden hat, dann aber eben wieder sofort raus aus dem Block, um zu zeigen, dass du verstanden hast, dass er verstanden hat.
Es ist eben ein Gespräch.

Reagiert der Hund mit "Empörung" zeigt man sich unbeeindruckt, springt er weg, hält man die Leine fest in der Hand am Körper "festgeklebt". Der Arm gibt nicht nach und man wartet bis sich Rumpelstitzchen beruhigt hat, dann geht es weiter.

Ist jetzt ein bißchen lang geworden, aber ich hoffe verständlich, sonst einfach nachfragen.

Wenn du dir nicht sicher bist mit der Körperhaltung, ruhig mal alleine vorm Spiegel üben.
Liebe Grüße von Katja mit Bolle im Herzen & Jella an meiner Seite

Rumo
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Re: Wie viel "Härte"?

Beitrag von Rumo »

Du verlangst Dinge von deinem Hund, die er in diesem Moment, in diesem Alter und in diesem Trainingsstand nicht leisten kann (Sitz bei der Huta oder wenn die Trainerin kommt). Stattdessen läßt du ihn immer wieder in die Situation reinrennen und bestrafst ihn dann mit starker körperlicher Maßregelung.

Das ist dem Hund gegenüber einfach unfair. Er soll was tun, was er nicht kann, dann macht er was falsch und dann kriegt er eine drüber und wird in Posen gedrückt.
Wie würdest du dich denn dann fühlen?

So und wenn ein Trainer nicht erkennt, auf welchem Level wir sind und was geleistet werden kann, um mich dann abzuwatschen, wäre ich das letzte Mal da.

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Kara
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Re: Wie viel "Härte"?

Beitrag von Kara »

Auch ich stimme meinen Vorrednern zu: Druck hilft nicht.
Druck hilft vielleicht für wenige Monate, aber irgendwann findet der Hund eine Möglichkeit sich dem zu entziehen. Und vorher findest Du Dich in einer "Spirale der Gewalt" wieder, weil Du immer heftiger werden müsstest, um noch zu Deinem Ziel zu gelangen.
Und leider spreche ich da - GsD in verhältnismäßig geringem Maße - aus Erfahrung.


Zu Trainern, die Berührung im Hundetraining nicht als positive Verstärkung benutzen...

Leider waren die ersten beiden Trainer, an die ich geraten bin, beide aus dieser Kategorie. Und mit das schlimmste daran ist, dass sich manche der Methoden so dermaßen in mein Unterbewusstsein eingearbeitet haben, dass ich heute noch dahin zurückfalle. Und das, obwohl ich rational betrachtet ganz genau weiß, wie es besser geht und vor allem welchen Schaden das an Rondras Vertrauen zu mir anrichtet.
Daher mein Rat an Dich: versuche, Vali im Training niemalsnichtnie negativ anzufassen... das höchste meiner Gefühle wäre mittlerweile ein "neutrales", freundliches Anfassen, um die Aufmerksamkeit meines Hundes zu erbitten.

Gerade "Sitz" ist so ein einfaches Kommando, das man in vielen sogar etwas anspruchsvolleren Situationen mit einem Leckerli in der Hand, die vor der Hundenase nach oben geführt wird, auslösen kann... und in solchen Situationen wäre es mir dann auch sch***egal, wenn mein Trainer das Wort Bestechung in den Raum werfen würde.


Zu Deiner Situation in der HuTa:

Soweit ich weiß, bringst Du Vali seit er knapp 4 oder 5 Monate alt ist dahin. Das sind dann jetzt mehr als 6 Monate in der er die Erwartungshaltung gelernt hat, dass er gleich seine Kumpels wiedersieht. Das bekommst Du nicht in einer Woche, sondern eher in 1-2 Monaten wieder raus.
Ich bin mit Rondra gelegentlich zu einem Hundeauslaufplatz gefahren. Auch mich hat es genervt, dass sie vom Auto zur Schleuse gezogen hat wie ein Ochse und in der Schleuse nur am Hampeln war. Mittlerweile kommen wir ohne ziehen zur Schleuse und sie kann in der Schleuse zumindest so lange sitzen, bis das Halsband ab ist. Ich bin einfach stoisch stehengeblieben, als sie gezogen hat und nur ohne Zug weitergegangen, und in der Schleuse hab ich das Halsband erst ohne Zappeln gelöst - eine Methode, die uns übrigens bei der Leinenführigkeit nicht geholfen hat, aber eben in dieser Situation.
Und die anderen mussten eben damit leben, dass ich 5 Minuten und länger bis nach drinnen gebraucht habe. Denn das A und O bei mir war, dass ICH in dieser Zeit die Ruhe bewahrt habe.


Das stoische Ommmmm von dem hier viel die Rede ist, muss man wirklich lernen... es schreibt sich so extrem leicht, aber gerade, wenn man selbst einen schlechten Tag hat, ist es so verflucht schwer umzusetzen...
Dann steht man da mit dem hampelnden, kläffenden Jungspund an der Leine, im Kopf fest das Vorhaben "Ich stehe hier so lange bis er mich zumindest einmal kurz angeschaut hat.", die Leute gucken schon, der Blutdruck steigt, das Gurtband der Leine schneidet unangenehm in die Hand... glaub mir, ich kenne das - so. gut.! Und dann... platzt einem entweder der Kragen, man giftet seinen Hund kurz und kräftig an und lebt damit, dass diese Situation etwa genau so immer wieder kommt...
Oder man schluckt den Ausbruch runter und stellt 2-3 Wochen später fest, dass man 1. Hornhaut auf den Fingern bekommen hat, 2. den blöd schauenden Passanten mittlerweile relativ entspannt, manchmal entschuldigend zulächeln kann ... und am wichtigsten 3. dass das ganze Theater irgendwie mittlerweile nur noch halb so lange dauert.

Entschuldigt den langen Text x.x

Und zu guter letzt... halte durch! :mrgreen: Vali wird es Dir nicht übel nehmen... und ich denke eher, dass Du positiv überrascht sein wirst, wie viel mehr und schneller es mit positiver Verstärkung und Geduld geht.
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