Keine Frage. Auch Chi und Dogge leiden nicht per se unter ihrer Körpergröße, sondern unter damit einhergehenden Defekten (die teils biophysikalisch bedingt und damit unausweichlich sind, teils durch kluge Zuchtwahl hätten beeinflusst werden können).
Vom evolutionsbiologischen Standpunkt her hätte aber ein Pudel oder ein Perro unter Verwilderungsbedingungen schlechte Chancen auf längerfristig erfolgreiche Fortpflanzung, weil spätestens mit 1,5 bis 2 Jahren ein Verfilzungsstadium mit Bewegungseinschränkungen bis irgendwann zur Immobilisierung, massivem Ektoparasitenbefall und dauerhaften Hautläsionen (Pilz, Räude...) erreicht wäre, das die Fitness des Hundes massivst beeinträchtigt - ich vermute, kaum einer dieser Hunde würde älter als 4 werden können, wovon ein großer Teil als "Dahinvegetieren mit Madenbefall in der Haut und von kümmerlichstem, aufgesammeltem Restfutter" zu beschreiben wäre.
Legte man also das Kriterium "Überlebensfähigkeit ohne ständigen menschlichen Eingriff" zugrunde, sähen unsere Hunde ganz schlecht aus - denn da, wo sich ein gewisser Prozentsatz an Chis und Doggen trotz ihrer Malaisen (z. B. Probleme mit dem Geburtskanal oder kaum sinnvoll selbstständig zu deckender Nahrungsbedarf - später auftretende Probleme wie Herz oder Arthrosen oder das Dasein als potentielle Beute weil man so klein ist mal beiseite gelassen) noch halten können würden, wäre für sämtliche Vertreter der Lockenrassen das Leben schon frühzeitig zuende und bis dahin eine qualvolle Angelegenheit.
Das ist es, was ich mit "differenzierter Betrachtung" meine: niemand darf die eigene Lieblingsrasse ausnehmen, sondern man muss in der Tat mit kalt-nüchternem Blick betrachten, wo die Probleme liegen. Und am Ende sollte eine gewichtete Einschätzung stehen: wir greifen ständig in das Leben unserer Haustiere ein, das ist bis zu einem gewissen Grad okay, aber wir sollten sie halt nicht zu Krüppeln machen. Die Linie zwischen "hilfsbedürftig" und "Krüppel" kann aber ziemlich fein sein und die ganz offensichtlichen Fälle wie Möpse helfen nicht bei der Lösung dieses Problems.