Umkonditionieren

Alles, was mit dem Verhalten Eurer Pudel zu tun hat
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Pat
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Umkonditionieren

Beitrag von Pat »

Hallo ihr Lieben,

wie einige von Euch ja bereits wissen, gehen wir, bzw. vor allem das Herrchen, viel mit Bobby angeln.

Zum Hintergrund: Bei unserer Art der Angelei ist es so, dass man die Ruten im Wasser ablegt und dann wartet bis etwas anbeißt. Wenn das passiert, wird das durch einen elektronischen Bissanzeiger angezeigt, der einen schrillen Piepston aussendet. Das ist sehr laut, denn da vor allem nachts geangelt wird muss der Ton einen wecken.
Dann muss es schnell gehen: der Angler ist also darauf konditioniert, bei Ertönen dieses Sounds sofort aufzuspringen und ans Ufer zu rennen.

Bobby (auch ein begeisterter Angler ;-)) hat sich sein eigenes Verhalten antrainiert: Sobald das Piepsen ertönt und das Herrchen aufspringt springt auch Bobby auf, kläfft wie ein Irrer, wuselt und hüpft zwischen Herrchens Beinen her, kratzt und "schnappt" in Richtung der Unterschenkel (wobei er nicht beißt und auch offenbar nicht beißen will, sondern eher so in die Luft schnappt). Nach ca 5 Sekunden ist der Spuk vorbei und Bobby benimmt sich, als wäre nie etwas gewesen.
Ich war jetzt öfter nicht mit, der Mann sagt das Verhalten sei inzwischen ziemlich verfestigt...
Der Sound alleine ist es nicht (auch wenn er dann sofort die Ohren spitzt und schaut), auch Aufspringen alleine nicht (das lässt sich aber schlecht testen, ich nehme an, das Adrenalin des Menschen spielt hier eine Rolle?)

Das ist natürlich jetzt nicht das meeega Problem, aber es nervt, es ist mitunter auch gefährlich, wenn er so um die Beine rumwuselt und man über ihn stolpert und nachts ist es vor allem viel zu laut.

Ich hab mir daher überlegt, den Sound des Bissanzeigers vielleicht irgendwie anders zu belegen. Das kann man nämlich auch zuhause so schön üben, weil man den Bissanzeiger wunderbar manuell auslösen kann.
Aber wie? Soll er sitzen? Liegen? Auf seinen Platz (der aber an jedem See und an jeder Stelle immer irgendwie ein anderer ist)? Mir wäre am liebsten, dass er einfach genau das weiter macht, was er sowieso gerade tut. Also zB fressen, spielen, liegen, vor allem nachts: liegen bleiben...
Aber da wüsste ich jetzt irgendwie noch weniger, wie ich das angehen soll. Immer wieder den Sound anmachen und nur dann belohnen, wenn er nicht mehr reagiert? Weiß er dann wofür er belohnt wird, also kann er das stark genug verknüpfen, dass es auch in der "Extremsituation" draußen klappt, wenn ja das aufgeregte Aufspringen vom Herrchen Teil des Problems ist?

Wie würdet Ihr das angehen? Habt Ihr Tipps? Oder ähnliche Erfahrungen, zB beim Klingeln von Wecker oder Telefon?

Ich bin mit Bobby ja auch bei einer Trainerin, aber da gehen die Stunden momentan für die "richtig großen Baustellen" drauf ;-) Und mich interessieren Eure Tipps oder Ansätze dazu. :-)

Vielen Dank im Voraus und liebe Grüße!
Pat mit Großstadt-Kleinpudel Bobby ♡
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Hauptstadtpudel
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Re: Umkonditionieren

Beitrag von Hauptstadtpudel »

Also meine ersten Gedanken dazu.

Nur das weitermachen was er gerade tut wird wahrscheinlich nicht funktionieren.
Ich denke er reagierte anfangs auf das Anspringen und die Hast des Zweibeiners und inzwischen ist das Verhalten vermutlich ritualisiert.

Ich denke deutlich einfacher ist ihn eine andere Aufgabe zu geben.
Nur ein Platz wird das Bellen nicht verhindern.
Also muss er was ins Maul nehmen und Platz machen.

So wäre mein Ansatz.
Signal, Spieli nehmen, Platz machen, am besten noch auf einer zugewiesenen Decke.

Bis er das kann sollte er nicht in die auslösende Situation gebracht werden, sonst setzt sich das ritualisierte Verhalten ganz schnell wieder über das Erlernte.

Kleinschrittig aufbauen!

Und viel Geduld, zum einen ist so ein ritualisiertes Verhalten eine Autobahn im Vergleich zum schmalen Pfad des neu Erlernten.
Zum anderen reagieren (gerade Pudel?) extrem auf das Verhalten ihrer Halter.
Liebe Grüße von Katja mit Bolle im Herzen & Jella an meiner Seite

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Pat
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Re: Umkonditionieren

Beitrag von Pat »

Danke liebe Katja!
Ja das habe ich mir gedacht, dass wir da ein Alternativverhalten brauchen, dafür ist es vielleicht schon "zu heftig"..
Das haben wir auch ehrlicherweise ziemlich verschlafen, bzw. muss ich hier auch echt dem Mann die Schuld in die Schuhe schieben :twisted:

Wenn Du "Signal" schreibst, meinst Du aber in dem Falle den Piepston, oder?
Das kann ich dann nämlich zuhause auch alleine mit ihm üben, wir wohnen ja nicht mehr zusammen.
Pat mit Großstadt-Kleinpudel Bobby ♡
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Kara
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Re: Umkonditionieren

Beitrag von Kara »

Huhu,

mein erster Gedanke dazu - (leider) rein theoretischer Natur - war:

Hunde lernen ja, sagt man, stark situationsbezogen. Der Grund dafür, dass weder Piepton noch Verhalten des Menschen das Verhalten triggern, KÖNNTE also sein, dass Bobby es unter anderem stark mit dem Angelequipment oder ggf. immer gleichen Orten (am Wasser?) verbindet. Vielleicht auch, weil Herrchen eben im Ernstfall anders aufspringt als wenn er versucht das Verhalten bei Bobby vorzuführen.

Ich finde aber, wenn Bobby es ertragen kann, wenn Mensch plötzlich und unerwartet hektisch aufspringt, ist das doch schon mal eine sehr gute Voraussetzung für das Training. :D

Bellen, wenn ich mal frisch erlangtes Wissen aus Katjas Buch einwerfen darf, ist ja oftmals nur ein Ausdruck von Aufregung (ein Stress-Ventil sozusagen) oder ein Warnlaut vor potentiellen Gefahren - bei Rondra trifft diese Beschreibung zu 100% zu. Wenn Bobby lernt, dass diese Situation für ihn weder gefährlich ist, noch er sich aufregen muss (ich weiß, dass das übertrieben einfach klingt, es aber nicht ist), dann KÖNNTE das Problem mit dem Bellen sich von selbst erledigen.

Mir schießt gerade so eine Idee durch den Kopf, von der ich leider nicht weiß, ob sie praktikabel ist: :roll:
Vielleicht könnte Bobby lernen, dass das Piepen der Startschuss für den Menschen ist, ihm ein Leckerchen an den Platz zu bringen, das er aber nur bekommt, wenn er still ist und auf seiner Decke o.ä. liegt. Dazu könnte man das Piepen als Signal konditionieren, auf die Decke zu gehen, dann gibts dort was Leckeres. Mit der Zeit steigert man dann die Geschwindigkeit mit der man sich das Leckerli schnappt, damit er sich an die Bewegungsgeschwindigkeit gewöhnt. Dann fängt man an, das Leckerli, das man holen muss, etwas weiter weg zu deponieren, damit man tatsächlich da hin hasten muss. Leckerli natürlich immer nur dann, wenn er ruhig ist, entsprechend die Intensität so langsam steigern, dass er ruhig bleiben kann... wenn das sitzt kann man es an einen anderen Ort und vor allem aufs Herrchen übertragen.

Katja, Christiane (Rohana), ihr habt doch da meist ein ganz gutes Gefühl für, denkt ihr das könnte klappen?

Ich denke, regelmäßig geübt, muss das gar nicht mal lange dauern. Unsere Lockentiere sind ja mitunter sehr schnell im Begreifen. :streichel:
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Hauptstadtpudel
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Re: Umkonditionieren

Beitrag von Hauptstadtpudel »

Ja, anderer Ansatz, könnte durchaus auch gut funktionieren.

Desensibilisierung:
Inmer wieder ertönt das Signal (ich meine da den Pfeifton) und es passiert.... nichts.
Das kann man dann gleich in der Situation vor Ort (am Wasser) starten.
Wenn er nur auf den Pfeifton dann nicht mehr reagiert, nächste Stufe.
Pfeifton, Herrchen steht im Normaltempo auf und geht ans Wasser (Angel muss nicht da sein).
Wenn das gut klappt, Signal und Herrchen spurtet ans Wasser.
Je nach Hundetyp belohnen oder nicht, wenn Belohnung ihn puscht, dann nicht. Er soll im niedrigen Erregungslevel bleiben.

Ist dann auch Arbeit fürs Herrchen - ausgleichende Gerechtigkeit. :wink:
Liebe Grüße von Katja mit Bolle im Herzen & Jella an meiner Seite

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Pat
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Re: Umkonditionieren

Beitrag von Pat »

Danke, Danke, Danke!

Der Ansatz mit der Desensibilisierung gefällt mir auch ganz gut.. Ich geh nochmal ein bisschen in mich und überlege mir nochmal, was wirklich praktikabel ist. ich glaube aber das könnte ggf bei Bobby gut klappen. Heute bekomme ich den Bissanzeiger gebracht, dann teste ich nochmal, wie Bobbys Reaktion ist, wenn das wirklich mal in komplett anderer Umgebung, nämlich zuhause stattfindet und dann sehe ich ja, wie verknüpft "nur das Geräusch" schon ist.
Wir haben jetzt bald 2 Wochen Angelurlaub vor uns, da kann man zwar schön üben, aber da tritt auch (ich wünsche es dem Mann) der Echtfall öfter mal ein. Ist jetzt die Frage, ob es mehr Sinn macht, erst danach zu starten?
Pat mit Großstadt-Kleinpudel Bobby ♡
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Isi
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Re: Umkonditionieren

Beitrag von Isi »

Ich würde ruhig jetzt schon anfangen, damit ihr den Hauch einer Chance habt, Bobby beim nahen Angelurlaub zu vermitteln, was ihr von ihm wollt.
Aber das klappt aus meiner Sicht nur, wenn beide Menschen an einem Strang ziehen. Sprich wenn man gewillt ist, auch in der Angelsituation, wenn gerade was angebissen hat, auf den Hund einzuwirken...Denn das ist ja selbstverstärkendes Verhalten, was er macht.

Ich seh den Ansatz etwas genereller in der Impulskontrolle, gar nicht in der konkreten Angelalarmsituation... Unabhängig vom Auslöser wäre es schön, wenn Bobby für dich in jeder Erregungslage ansprechbar wäre. Denn das Problem ist ja, dass er dann durchdreht und kein Kommando (zB "still") mehr annimmt.
Von daher würde ich diese Ansprechbarkeit üben, bei sich steigerndem Erregungslevel. Erstmal mit superduper Leckerli wie zB Leberwurst aus der Tube zum Ablecken.

Wenn hauptsächlich das Bellen stört, kann man ihm beibringen, auf Kommando zu bellen. Hundehalter berichten, dass ihr Hund dadurch auch das "still" besser beherrscht. Als wüssten sie dann besser, was gemeint ist oder lernen besser, ihr Bellen gezielt einzusetzen durch diese Vorübung.


Aber egal was und wie: Bloß nicht den Urlaub verderben lassen! Genießt ihn und: Petri Heil!
...mit Großpudel Greta *11.5.21 an der Seite und Joy im Herzen.
Vom Glück mit Greta: https://shorturl.at/BCIL7

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Pat
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Re: Umkonditionieren

Beitrag von Pat »

Vielen lieben Dank auch an Dich!
Ja, an der Impulskontrolle arbeiten wir ja sehr hart. In manchen Situationen machen wir tolle Fortschritte,in anderen so überhaupt garkeine.

Auf Kommando bellen hatte mein Vater mir auch schon empfohlen (sein Hund konnte rechnen😉), aber das kriegen wir garnicht hin, da Bobby nur in Situationen bellt in denen er eben nicht mehr ansprechbar ist.
Leider funktioniert da auch kein Leckerli, also wirklich garkeins. Er spuckt alles aus und holt es sich ein paar Sekunden/ Minuten später wenn er wieder runterkommt.
Oft sind es ja, wie auch beim Angeln, wirklich nur ganz kurze Momente.

Würde ich dann die Ansprechbarkeit erstmal nur mit seinem Namen üben und wenn er reagiert/kurz innehält: Belohnung?

Der Mann hat auf jeden Fall zugesichert,auch in der 'echten' Situation erstmal nur noch ganz gelassen aufzustehen.
Pat mit Großstadt-Kleinpudel Bobby ♡
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Iska
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Re: Umkonditionieren

Beitrag von Iska »

Pat hat geschrieben:
Sa Jun 06, 2020 6:16 pm
Der Mann hat auf jeden Fall zugesichert,auch in der 'echten' Situation erstmal nur noch ganz gelassen aufzustehen.
Das ist bestimmt schon mal viel wert 👍🏻

Wünsche Euch gute Erfolge 🤗
viele Grüße
Sybille mit Morris; Fani Flausch, Paule, Olli & Iska im Herzen

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Isi
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Re: Umkonditionieren

Beitrag von Isi »

Pat hat geschrieben:
Sa Jun 06, 2020 6:16 pm
(...)

Würde ich dann die Ansprechbarkeit erstmal nur mit seinem Namen üben und wenn er reagiert/kurz innehält: Belohnung?
(...)

Der Mann hat auf jeden Fall zugesichert,auch in der 'echten' Situation erstmal nur noch ganz gelassen aufzustehen.
Ja, genau so würde ich es machen.
Geht drum, die Erregungslage zu steigern, unter der er ansprechbar ist/wird.
Oder in der Hundeschule lernen viele "Schau", wenn der Hund im Fuß bzw. an der Leine läuft, dann soll der Hund Blickkontakt machen. Ist super, weil man ihn dann auch von anderen Hunden abgelenkt bekommt, die ins Sichtfeld kommen - wenn es dann funktioniert :wink:

Punkto Bellen auf Kommando: Bekommst du auch zB über Spieli kein Bellen provoziert? Frustbellen?

Und super, so ein kooperativer Mann, brav, Leckerli rein :lol:

Wenn dein Vater Buchhaltungshunde erziehen kann, sag mir Bescheid! :frech:
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Pat
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Re: Umkonditionieren

Beitrag von Pat »

Schau beim gehen kann Bobby auch, das nehme ich manchmal als Anti-Schnüffel-Kommando, wenn er wieder nur am Boden klebt und markieren will- und natürlich für Fotos 😁 aber das klappt bei Ablenkung noch nicht so gut, das übe ich auch nicht so regelmäßig..

Frustbellen macht er nicht, er kann aber super jammern und quietschen..
Wenn man richtig wild tobt, dann kann man ihm manchmal einen Freudenbeller entlocken, aber nur so in 1 von 10 Fällen..
Isi hat geschrieben:
So Jun 07, 2020 9:04 am
Wenn dein Vater Buchhaltungshunde erziehen kann, sag mir Bescheid! :frech:
Das wäre noch was :lol:
Das schlage ich ihm mal vor. Wir bilden Bobby ja zum Geldsuchhund aus, das kann man immer mal brauchen 😂 bisheriger Ertrag: 40 Cent!
Pat mit Großstadt-Kleinpudel Bobby ♡
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Re: Umkonditionieren

Beitrag von Isi »

Du musst ihn auch auf Scheine trainieren, damit was rumkommt :lol:
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