So... wir waren in einem "hundereichen" Gebiet, aber zu einer eher weniger typischen Gassizeit. Dadurch hatten wir nicht zu viele Hundebegegnungen. Bei fast allen habe ich Jasper erst mal gar nicht hingelassen, entweder waren die betreffenden Hunde eh an der Leine oder er hat sich so blöd angestellt, dass ich sein Verhalten nicht auch noch belohnen wollte. Es ist echt herausfordernd, er ist unter Ablenkung so schlecht ansprechbar, und das, obwohl ich schon von klein auf so sehr daran arbeite, ihn unter Ablenkung ansprechen zu können. Aber es gibt so ein paar Nüsse, die krieg ich bisher nicht geknackt und dann hab ich ja auch noch einen Kandidaten, der Futter nur ohne Ablenkung toll findet, beim leichtesten Druck in der Stimme total das Leckerlie verweigert und sogar sein neues Lieblingsspielzeug zieht bei Hundebegegnungen nur 100m vorher und 100m danach. So, also daher sah es so aus: Hund am Horizont in Sicht. Jasper läuft super im Fuß (mit Blickkontakt). Er spielt mit mir und seinem Superspieli. Wieder Fuß laufen, der andere Hund kommt näher. Spielen. Jasper entdeckt den Hund und fängt an zu fixieren bzw. starrt in die Richtung (das kann ich noch nicht so gut unterscheiden - und ist das eine ok und das andere nicht oder ist beides falsch? Darf der Hund den entgegenkommenden auch anschauen?) und ist in die Gehrichtung nicht mehr ansprechbar. Also Richtungswechsel. Nach einigem Kasperltheater schaut er wieder schön zu mir. Ein U-Turn - Jasper ist wieder im Starr-Modus. Also umdrehen. Je näher der Hund kommt, desto weniger lässt sich Jasper noch ansprechen. Bis er dann irgendwann immer, egal in welche Richtung ich mit ihm wechsle, seinen Kopf wie eine Eule immer auf den Hund gerichtet hat. Ich komme mir mega blöd vor mit den ganzen Richtungswechseln die grad doch nichts bringen. Hund läuft vorbei. Je weiter er sich entfernt, desto mehr wird Jasper wieder ansprechbar.
Aber momentan ist er auch bei normalen Passanten immer im angespannten Zustand und viel schwerer als früher ansprechbar. Man hat den Eindruck, er würde gerade zu jedem Passanten einen potentiellen Hundebegleiter vermuten.
Samsi hat geschrieben:Ich habe lernen müssen, in diesen Situationen vehementer zu sein. Die Botschaft, dass ein solches Verhalten von mir nicht geduldet wird, muss auch ankommen. Der Hund befindet sich da ja schon in leichter bis mittlerer Erregung.
Damit meine ich deutlich aber nicht aufgeregt.
Und das versuche ich dann. Ich lasse ihn sitzen. Ich möchte, dass er mich anschaut. Er schaut natürlich nicht sondern starrt die Passanten an. Ich tippe ihn an der Schulter an. Und sofort legt er die Ohren theatralisch nach hinten, verweigert das Leckerlie, guckt mich panisch an. Ich versinke halb im Boden als 'Hundequälerin', die ihren armen Hund so unter Druck setzt.
Und dann haben wir ganz zum Schluss noch einen schwarzen Labrador getroffen. Jasper war nicht voll im Fixiermodus, sodass ich mit ihm an der Leine weitergehen konnte, Jasper lief einigermaßen gut neben mir. Da die alte Frau den Labrador einfach gewähren ließ und dieser unangeleint auf uns zu kam, ließ ich Jasper rechtzeitig noch sitzen und schaffte es, dass er mich kurz anschielte. Dann ließ ich ihn hin. Und bekam dann eine mega genervte alte Frau als Dankeschön, die sich über Rüden und den meinen jungen aufdringlichen Rüden im Besonderen maßlos aufregte. Ich hätte schon wieder versinken können mit meinem aufdringlichen unsozialen jungen Rüden. Ich rief Jasper zurück, der mit einer Zunge von hier bis Tokio und einem total gestressten Gesicht auf mich zudackelte. Er hatte mehrere Ansagen von der Hündin einstecken müssen aber wie immer einfach nicht aufgegeben. Wann findet er endlich seine Meisterin? Ich finde es einfach so erstaunlich, dass so viele Hunde, die wir so treffen, wie selbstverständlich bei ihrem Besitzer bleiben, und das auch ohne Leine. Die gucken sich Jasper aus der Ferne an und laufen lieber weiter, bleiben brav bei Herrchen. Aber für einen jungen Rüden ist diese totale Fixierung auf andere Hunde wahrscheinlich super normal, oder?
Wie man schön rauslesen kann, bin ich innerlich auch ganz schön unsicher, wie ich in den jeweiligen Situationen handeln soll und wie ich auf ihn reagieren soll und vor allem, wenn etwas, was ich mir vorgenommen habe, einfach nicht klappt. Ich versuche das gut zu verstecken und immer souverän und selbstbewusst Jasper gegenüber zu wirken. Vielleicht spürt er es trotzdem und es überträgt sich total auf ihn?
Auf jeden Fall werde ich das Thema morgen in der Gruppenstunde mal ansprechen, soweit ich weiß, hat auch eine andere aus dem Kurs grad so ihre Zimperleien mit Hundebegegnungen. Vielleicht können wir das ganze in der Gruppe mal üben.