Aurelia hat geschrieben:Welche Bücher würdest du denn empfehlen?
Sicher nicht Fennell

- aber das hast Du dir schon fast gedacht

- irgendwo im Forum müsste auch ein Kommentar meinerseits zu ihren Büchern sein - kurz und knapp gesagt: etwa 50-70% ihrer praktischen Ratschläge sind tauglich. Aber ihre theoretischen Erklärungen, warum diese praktischen Ratschläge funktionieren, sind eben an den Haaren herbeigezogene Märchen und teilweise so was von in sich unlogisch .... nun ja, wenn mir jemand bsp. erklären will, mein Hund zeigt, dass er "der Chef" ist, wenn er mich zur Begrüssung freudig anspringt (übrigens ein Verhalten, das ich bis heute noch bei unseren ranghöheren Althunden gegenüber den rangniedrigeren Hunden das erste Mal zu sehen hätte), gleichzeitig aber erklärt, dass ich meine "Chefrolle" dadurch zeige, dass ich Hund ignoriere ...... ja was jetzt? Bin ich Chef, wenn ich den Rangniedrigeren freudig anspringe, oder demonstriere ich meine Überlegenheit, wenn ich den Rangniedrigeren ignoriere? Wenn Ignoranz und Gelassenheit das "Chef"zeichen sind, dann sollte Hund ja wohl kaum seine "Chef"rolle dadurch zeigen, dass er mich freudig "begrüsst" und anspringt. Sondern wohl eher durch Ignorieren meiner Ankunft. Umgekehrt, wenn "aufgeregtes, freudiges Anspringen" die Chefrolle anzeigt - warum sollte ich Hund dann ignorieren? Ich müsste doch im Gegenteil gerade erst recht mich auf den Hund stürzen, richtig "Theater" machen, laut und aufgeregt auf den Hund einreden, rumhüpfen .......
Du erkennst die Widersprüche?
Rein praktisch gesehen ist der Tipp, denn anspringenden Hund zu ignorieren und erst dann, wenn Hund wieder "runtergekommen" und ruhig ist völlig richtig. Aber die theoretische Erklärung dafür ist eine andere: das "freudige, aufgeregte Begrüssen" ist sozusagen "aufmerksamkeitsheischendes Verhalten" - teils angeboren, teils erlernt. Hund hat von Welpe an gelernt, dass dieses Verhalten Aufmerksamkeit im Sinne von Sozialkontakt, Zuwendung, .... bewirkt - ggf. bei Mama indem sie vorgekautes Futter hervorwürgt, bei den Zweibeinern im Sinne von Körperkontakt, Streicheleinheiten, Spiel, .....
Und wie die Lerntheorie so schön zum Thema "positive Verstärkung" sagt - ein Verhalten das sich lohnt wird immer häufiger gezeigt.
Wird das Verhalten nun ignoriert, lernt Hund im Laufe der Zeit, dass das Verhalten ihm nichts einbringt - Verhalten, das sich nicht lohnt, wird immer weniger gezeigt - und damit war's das.
ok - war jetzt nicht so kurz und knapp - aber vielleicht verstehst Du mein "Problem" mit Frau Fennell.
Mit verschiedenen Erziehungsmethoden hat das nichts zu tun. Denn letztendlich greifen viele Erziehungsmethoden in mehr oder weniger weiten Bereichen ineinander über. Und eines nutzen sie alle - die Lerntheorien. Ohne die wirklich begriffen zu haben und umsetzen zu können, nützen einem die schönsten "Methoden" nichts.
Empfehlenswert:
Hundeverhalten/Lernverhalten allgemein: Block, McConnell, Feddersen-Petersen, Schöning, Winkler, Bader-Jones, Donaldson, Pryor (mal als Beispiele), Dorothee Schneider
Erziehung: Winkler, Theby, je nachdem in welche Richtung man gehen will Pietralla/Schöning, Nina Miodragovich (ist dann aber schon fast eher Richtung Sport), die alten von Lind (weniger Erziehung als vielmehr Bindungsaufbau, Motivationsarbeit, Grundlage für die freudige Mitarbeit mit Mensch)
Das sollte erst mal reichen, gibt sicher noch ne ganze Liste, die ich vergessen habe, aber das ist das, was ich spontan so empfehlen würde.