während wir beim letzten Obi-Training noch so zusammen im Vereinsheim saßen und redeten meinte einer aus unserer Trainingsgruppe auf einmal: "ürbigens, ich bin dafür, dass das Wort 'Familienhund' zum Unwort des Jahres gewählt wird!".
Begründung: überall liest man nur noch "idealer Familienhund". In neueren Rassebeschreibungen bsp. im Internet taucht bei fast allen Rassen irgendwo das Wort "idealer Familienhund" auf, in Kleinanzeigen - egal welche Rasse = "idealer Familienhund": seien es PRT/JRT, Australian Shepherds, Weimaraner ....... , selbst in Foren - fragt einer nach einem Hund für eine Familie - da wird munter und lustig nahezu jede Rasse vorgeschlagen.
Seltene Ausnahmen sind HSHs, dann vielleicht noch Gebrauchshunde wie Malinois und Co, aber das war's dann auch schon.
Und mit diesem "idealer Familienhund" wird gleichzeitig suggeriert, dass diese Hunde ja so einfach, leicht erziehbar, problemlos für Anfänger, kinderlieb, völlig aggressionsfrei, ........... sind. Selbstverständlich sind das alles auch genetisch fixierte Rasseeigenschaften.
Wenn ich mir da meine drei Pudeldamen so ansehe - die sind alle drei "Familienhunde" - sie leben mit in unserer Familie. Also - Familienhund.
Trotzdem: sie sind alle drei nicht unbedingt einfach, auch nicht unbedingt problemlose Anfängerhunde (Yanta's Unsicherheit, Nele's überschäumendes Temperament gepaart mit ner gewissen Portion Schutztrieb, Klein Wusch's Wesen und Charakter - zum Glück ist sie ein kleiner Hund, ihr Wesen in einem grossen Hund mit dem Bewusstsein für seine Grösse und Kraft

Und wenn ich mir die ganzen Hunde der als "Familienhund" bezeichneten Rassen so ansehe, die mir in den letzten 10 Jahren als Trainer über den Weg gelaufen sind ..... nun ja - stellt sich mir wieder die Frage ... was ist ein "Familienhund"?
Klar - in jeder Rasse gibt es Individuen, die in ihrer Familie "ideale Familienhunde" sind. Die Frage ist, was hat sie dazu gemacht?
Genetik? Haltung und Erziehung? Das Zusammenspiel Hund-Halter?
Bsp. Klein Wusch - je nach Halter hätte sich dieser kleine Wonneproppen zu einem ausgewachsenen Tyrannen entwickeln können. Sie zeigt ja jetzt auch schon Ansätze dazu. Die Tatsache, dass sie sich in unsere "Grossfamilie" ideal einfügt bedeutet ja nicht zwangsläufig, dass sie in einer anderen Familie auch so problemlos integriert wäre.
Andererseits kenne ich selbst Golden Retriever, die alles andere als "ideal" für ihre Familie sind - dazu sind zu viele Fehler in Erziehung und Haltung gemacht worden.
Ich kenne Rottweiler, die in ihrer Familie die reinsten Schmusehunde sind, und Labbis, die für ihre Familie der reinste Alptraum sind.
Also ist doch wohl weniger die Genetik (und damit die Rasse) als vielmehr Haltung, Erziehung und die Hund-Halterkonstellation ausschlaggebend, ob ein Hund nun ein "guter,idealer Familienhund" wird oder nicht. Oder wie seht ihr das?