Hauptstadtpudel hat geschrieben: ↑Mo Mai 31, 2021 3:21 pm
Ganz schwierig finde ich deine absolute Argumentation, Txakur.
Warum nicht mit irgendwas mal anfangen? Natürlich geht immer mehr an Veränderung zum Guten - aber das ist doch kein Argument für irgendwas?
Vielleicht habe ich missverständlich formuliert, vielleicht ist meine Message einfach nicht angekommen.
Die Absolutheit in meiner Argumentation bezieht sich rein auf ein paar wissenschaftlich nachweisbare Fakten und ist insofern keine Absolutheit in der "Argumentation".
Fakten:
Der Mensch ist omnivor.
Der Hund ist ein fakultativ omnivorer Carnivore.
Wer diese Fakten in Frage stellt, behauptet letztendlich, die Erde sei eine Scheibe.
Was den omnivoren Menschen angeht: es gibt (entgegen anderslautenden Behauptungen) keine einzige Kultur auf dieser Welt, die rein vegan lebt. Alle Religionsgemeinschaften, die jemals den Veganismus als das Ideal postuliert haben, kennen Ausnahmen für die bereits oben genannten Gruppen (oder noch weitere). Alle weitgehend vegetarisch lebenden Kulturen, nehmen Lebensmittel tierischer Herkunft, z. B. Eier, Insekten... zu sich. Es gibt Ethnien die fast ausschließlich von tierischen Produkten leb(t)en (Inuit, Massai), bei diesen sind teilweise genetische Anpassungen an ihre veränderte Diät festgestellt worden.
Ergo: der Mensch hat ein sehr breites Spektrum an Ernährungsweisen, das er realisieren kann und sie sind alle "natürlich" im Sinne von "seiner Natur und seinem evolutionären Hintergrund entsprechend".
Jeder Mensch, der sich vegan ernähren möchte, darf das gerne tun. Weil ihm die Kälber leid tun, zum Beispiel. Das ist völlig legitim. Es muss aber zwingend eine freie Entscheidung des jeweiligen Individuums sein, denn reiner Veganismus fällt eben NICHT mehr in den Bereich des "der evolutionsbiologischen Natur entsprechend". Damit beantwortet sich aus meiner Sicht auch die ethische Frage danach, ob ich mein Kind oder meinen Hund (der einen höheren Bedarf an Futter tierischen Ursprunges hat als der Mensch) vegan ernähren darf mit "Nein". Denn ich enthalte Kind wie Hund Dinge vor, die ihr Stoffwechsel einfordert und sie haben keine Möglichkeit, sich dem zu entziehen.
Der Mensch ist ein Ergebnis der Evolution. Insofern ist er "natürlich", auch wenn er seiner Umwelt maximalen Schaden zufügt. Insbesondere schadet er sich aber selber, denn "die Umwelt" wird den Menschen ganz sicher überleben. Es stünde ihm gut zu Gesicht, seinen eigenen Platz auf diesem Planeten unter Berücksichtigung der biologischen Grundlagen zu finden und nicht, indem er diese zu negieren versucht.
Anders gesagt: wenn jemand wahrheitswidrig behauptet, der Mensch brauche keine Nahrungsmittel tierischen Ursprunges, dann ist die daraus folgende Diskussion eine Scheindebatte, die den Kern der Sache - nämlich die Übernahme von Verantwortung für das eigene Handeln, zu der der Mensch in der Lage sein sollte - überhaupt nicht trifft. Denn diese Verantwortung, die übernommen werden muss, ist dann auch diejenige für mein carnivores Haustier, das ich artgerecht ernähren muss wie auch für mein herbivores Nutztier, dem ich ein artgerechtes Leben ermöglichen muss, bis es dafür stirbt, dass ich die von mir benötigten Nährstoffe aufnehmen kann.
Indem Tiere (Vergnügungs- wie Nutztiere) zu irgendwelchen plüschigen Niedlichkeiten degradiert werden, die irgendwie aus dem Nahrungsnetz rausfallen (als Opfer wie als Täter), wird man ihren Bedürfnissen ganz sicher nicht gerecht. Insofern greift auch die immer gern geschwungene Moralkeule "Veganismus rettet die Welt" nicht. Die Welt muss nicht gerettet werden, der Mensch muss sich selber retten. Freundlicherweise könnte er dabei mal anfangen, auf die Bedürfnisse anderer Spezies Rücksicht zu nehmen. Also ernsthaft und nicht mit "eiteitei ich kraul Dich mal hinterm Ohr".
Allein die Tatsache, dass bekannt ist, dass es Stoffe gibt, die bei veganer Ernährung supplementiert werden müssen, lässt eine weitere Frage legitim erscheinen: welche Stoffe sind NOCH in verschiedenen Lebensmitteln drin, die wir nicht (mehr) zu uns nehmen, die aber einen förderlichen Effekt auf unsere Gesundheit haben?
Beispiel:
Haufenweise Leute schaufeln mittlerweile irgendwelche die Gelenke fit machenden Kapseln mit Chondroitinsulfat, Glucosaminoglykanen und ähnlichem Zeug in sich rein. Abgesehen davon, dass die Produktionsmethoden fragwürdig sind (und zum größten Teil ganz sicher nicht vegan), könnte man einfach den Knorpel vom Hühnerbein mal mitessen. Das Huhn kriegt man nämlich als ein glückliches vom Nachbarbauern, für das olle Chondroitinsulfat sind u. U. vom Aussterben bedrohte Haie gestorben.
Das bezieht sich natürlich nicht nur auf Lebensmittel tierischen Ursprungs, sondern auch auf Pflanzeninhaltsstoffe. Am besten geht es dem Menschen i. d. R. mit einem möglichst breit aufgestellten Nahrungsspektrum.
Weiterer Punkt:
hochverarbeitete Lebensmittel. Extrudiertes Erbsenprotein, all das Zeug, was im Fleischersatz so drin ist.
https://www.hsph.harvard.edu/nutritions ... sed-foods/
Das ganze Geraffel gehört eindeutig in den Bereich "ultra-processed food". Die Forschung zu den Auswirkungen von hochverarbeiteten Lebensmitteln auf unsere Physiologie läuft noch. Bisherige Ergebnisse lassen nix Gutes vermuten. Ich ziehe es also in der Tat vor, statt Fake-Fleisch ein echtes Stück Fleisch von einem echten Rind, das ich persönlich kannte und das den größten Teil seines Lebens auf einer Weide verbracht hat, zu essen. Wenn ich Erbsen essen möchte, esse ich Erbsen.