Wir hatten gestern in der Trainingsgruppe das Thema Anti-Unruhe. Meistens wird es assoziiert mit Fiepen. Das ist keine Baustelle von Einstein - im Dummytraining. Ich fand schon immer, dass Einstein ein Wusel ist. Da er sich aber auch gut konzentrieren kann, hab ich irgendwie nie an einen typischen Unruhe-Hund gedacht. Vielleicht bin ich auch einfach selber so schlecht aus der Ruhe zu bekommen, dass ich das nie als "Problem" wahrgenommen habe, sondern einfach dachte, dass wir da halt dran arbeiten müssen
Und nein, ich glaube immer noch nicht, dass er ein Problemhund ist, aber ich habe gestern so viele Aha-Momente habe, dass ich sie gerne teilen möchte.
In
kursiv sind die Inhalte der gestrigen Trainingseinheit. Ich habe mir extra nochmal die Aufzeichnung angesehen (auch weil ich das Thema so gut fand), um sie möglichst korrekt
zusammenzufassen. Sie sind bitte nicht als Zitate zu verstehen. Wenn andere Teilnehmer von gestern dies anders verstanden haben, immer her mit eurem Verständnis
Unruhe ist jedes Verhalten, dass nicht ruhig ist (z.B. fiepen, weinen, bellen, zucken, zappeln, fehlende Konzentration oder hektische Fußarbeit). Es ist immer eine körperliche Reaktion.
Aus der eigenen Erfahrung muss ich auch sagen, dass ich für uns keine pauschale Aussage treffen kann, dass Verhalten 1, 2, 3 ... Unruhe ist. Mir gefällt die negative Abgrenzung, dass es jedes Verhalten ist, dass nicht ruhig ist. Das ist eine Sache, die mir unendlich oft jeden Tag begegnet. In der Wohnung ist er sehr ruhig. Er verlangt wenig Beschäftigung durch mich; er möchte von mir nicht durch den Tag hindurch unterhalten werden (das ist allerdings auch etwas, was ich niemals von mir aus anbieten würde). Unruhe erlebe ich überwiegend draußen. Einstein fiept drinnen, wenn er Frust schiebt (weil er z.B. irgendwas nicht bekommt, das er will) und ansonsten ist bei ihm ganz klar das Bellen ein Zeichen für Unruhe. Er ist wahnsinnig schnell abgelenkt und findet alles super interessant.
Man sollte Frust im Training nicht vermeiden, sondern dem Hund beibringen, damit umzugehen. Anti-Unruhe-Training ist Lernen mit dem Stress umzugehen. Deshalb gezielt dort trainieren, wo der Hund das Verhalten zeigt.
Das ist tatsächlich der Weg, den ich bisher auch eingeschlagen hatte. Und eins kann ich mittlerweile sagen,
wenn Einstein unruhig ist, dann dauert es. Ich hatte bereits zur Leinenführigkeit/Fußarbeit beschrieben, dass ich wochenlang das Leinebeißen als Übersprungshandlung abtrainieren musste. Weiterer Punkt ist das Üben der Grundstellung. Ich übe die Grundstellung seit fast einem halben Jahr. Und ich fühlte mich ganz erleichtert, dass Susanne meinte Fußarbeit und Grundstellung brauchen ewig bei Unruhehunden. Ich bin sehr hartnäckig (im Sinne von Dranbleiben) bei der Grundstellung und der Fußarbeit, weil ich sie gerne gut hätte. Die Grundstellungsübungen, finde ich, genauso wie die Fußarbeit, bringen Routine. Einstein findet so etwas popeliges wie Grundstellung unfassbar aufregend. Es ist aber so, dass wir durch das regelmäßige Üben Routine in Minischritten gewinnen.
Anti-Unruhe-Training muss man durchziehen - überall.
Ja, meine bisherigen Erfahrungen haben auch gezeigt, dass es Einstein überhaupt nicht hilft, wenn ich es mal so und mal so handhabe. Ich mache im Alltag sehr viel über Rituale (z.B. verlange ich immer, dass er im Kofferraum sitzt, bevor er raus darf). Das hilft vor allem mir, dass ich das auch konsequent durchziehe. So weiß nicht nur Einstein was kommt, sondern ich erinnere mich, was ich nun einfordern wollte.
Susanne empfiehlt im Alltag viele Warteübungen. Dazu gehört auch, dass der Hund befolgt, was man ihm sagt.
Immer wenn der Hund hochfährt, legt ihn einfach ab.
Da hab ich mich kaputt gelacht
Platz wird Einsteins Gesellenstück. Ich bin ja aktuell froh, wenn ich mich gerade aufstellen kann und er das nicht als Aufforderung missversteht, dass die Übung beendet ist. Der Gedanke, dass das Hinlegen für den Hund auch zum Ruheritual wird, finde ich sehr schön, aber ich weiß tatsächlich nicht, wann wir da mal hinkommen werden. Bei Einstein funktioniert das Sitzen eher so. Er hat das sehr positiv verknüpft und setzt sich auch freiwillig gerne hin, wenn wir irgendwo in der Gegend rumstehen und warten. In den bisherigen Café-Situationen konnte er sich hinlegen, was mich sehr positiv überrascht hat. Mich hat die gestrige Session sehr inspiriert beim Platz dranzubleiben. Bisher finde ich Platz so unglaublich unwichtig. So hab ich eine neue Sichtweise hinzugewonnen, was sicherlich auch auf das Training ausstrahlt.
Das Dummytraining sollte man unbedingt fortsetzen, aber managen.
Uns macht das Training vor allem Spaß und ich wäre nie auf die Idee gekommen das so lange auszusetzen bis Einstein ruhig ist (wann soll das sein?). Er ist auch wahnsinnig motiviert und es macht einfach Freude mit ihm zu arbeiten. Susanne regte an, dass man solche Hund richtig arbeiten lässt, dass sie sich körperlich auspowern. Das wird ein Punkt sein, den ich besser machen möchte. Bisher habe ich das Training immer sehr knackig kurz gehalten, damit er sehr konzentriert ist. Susanne meint aber, dass der Hund ein Ventil benötigt. Bei einem niedrigen Trainingsstand muss man dann mehr helfen. Sie hat konkrete Trainingsbeispiele genannt. Weil ich gerade schon so viel schreibe
will ich es hier abkürzen.
Beim Anti-Unruhe-Training muss man das Ruhigbleiben gezielt belohnen. Der Hund soll lernen, dass es sich lohnt auszuhalten.
Man muss Aufgaben stellen, wo der Hund den Frust aushalten muss
und kapiert, dass das einen Sinn hat. Er sollte nicht sowieso kriegen, was er will. Sie lehnt deshalb folgenden Übungsablauf beim Anti-Unruhe-Training ab: Markierung werfen, Fußarbeit, Markierung arbeiten. Man riskiert, dass es den Frust beim Hund steigert. Besser: Markierung werfen, Fußarbeit, Suche. Man muss aber individuell drauf achten, welche Verleitungen wie verführerisch für einen Hund sind und natürlich auch, dass die Alternative für den Hund hochwertig ist.
Noch ganz allgemein zum Schluss: Ich fand unglaublich sympathisch, dass Susanne meinte, man sollte Unruhe niemals so abtrainieren, dass es in Demotivation endet. Also lieber einen fiependen Hund, mit dem man zwar keine Punkte holt, aber der Spaß hat. JA! Das entspricht so sehr meiner Auffassung.