Pepe - die ewige SLO

Erfahrungsaustausch bei Krankheiten.
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txakur
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Pepe - die ewige SLO

Beitrag von txakur »

So, weil ich grad eh in der Krankenhausabteilung rumschwirre und ein paar Minuten Zeit habe, mache ich mal schnell einen Thread auf und schreibe einen halben Roman. Nicht, weil ich aktuell Hilfe brauche (falls jemand den ultimativen Tip hat, nehm' ich den natürlich trotzdem gerne! :D ), sondern weil ich gerne die Problematik bekannt(er) machen möchte. Manche Hunde brauchen nämlich Monate oder Jahre bis zur Diagnose... (ich befürchte, dass es auch Fälle gibt, wo die Besitzer tierärztlich gar nicht so recht rangehen... da verliert der Hund halt immer mal 'ne Kralle :o ) Ich ergänze nachher auch noch ein paar Fotos, die muss ich aber erst raussuchen.

Symmetrische lupoide Onychodystrophie (SLO) - wer englisch googeln möchte, nehme lupoid onychodystrophy oder lupoid onychomadesis. Für Nichtlateiner und Nichtmediziner heißt das: alle Pfoten betreffende, dem Formenkreis der Lupus-Erkrankungen angehörende Krallenzerstörung/-degeneration. Das ist also eine Autoimmunerkrankung, so ganz genau ist der Mechanismus noch nicht verstanden. Es gibt jedenfalls eine genetische Komponente, denn Ridgebacks und Bearded Collies sind besonders häufig betroffen. Erkrankte Hunde gibt's aber in allen Rassen und auch bei Mixen.

Garstiger Name, doofe Erkrankung: den Hunden geht's super, einziges Krankheitsanzeichen: die Krallen lösen sich vom Krallenbein, klappen hoch und fallen aus. Im Prinzip wär's das schon gewesen, das Dumme daran ist nur: das tut natürlich saumäßig weh und bei manchen Hunden (man weiß noch nicht, was genau sie unterscheidet - dran herumlecken und -knabbern ist sicher auch ein Punkt, aber nicht der einzige) kommen garstige Entzündungen der Krallenbetten mit Eiter, Blut und allem drum und dran dazu.

Bei Pepe fing's so an:
Anfang 2018 gab es eine Phase, wo er sein (damals noch) Trockenfutter nicht mehr essen mochte. War gutes Futter. Erster Versuch: andere "Geschmacksrichtung". Kein Erfolg. Zweiter Versuch: anderer Hersteller. War's auch nicht. Bei Spaziergängen war der (ja noch junge, knapp 2 Jahre alte) sonst immer so bewegungsfreudige Hund eher unlustig. Tierärztlich war nicht wirklich was zu finden, Temperatur, Abhören, Abtasten alles eher unspektakulär. Vermutung: kommt mit dem TroFu nicht mehr so gut klar, hat vielleicht ein bisschen Verdauungsstörungen, wir probieren Futterwechsel. Alles klar, Hund sollte sowieso früher oder später gebarft werden, also relativ schnell umgestellt. Ergebnis: Hund fraß mit Appetit das mit (glücklicherweise, wie sich später herausstellen sollte) mit Lachsöl angereicherte Frischfutter und wurde auch wieder bewegungsfreudiger.

Im... April? Ich glaube, es war Anfang April... wollte ich die Krallen ein bisschen einkürzen, weil ich sie etwas lang fand, außerdem war die "Naht" an der Unterseite nicht so, wie sie eigentlich sein sollte. Etwas breiter. Schon bei der ersten Kralle jaulte der Hund auf, als hätte ich ihm den kompletten Zeh abgeschnitten (nein, ich war nichtmal in die Nähe des "Lebens" gekommen). Ich hab' gedacht, ich hätte ihn versehentlich mit der Krallenschere in den Ballen gekniffen oder so, denn es war nirgends irgendetwas auch nur verletzungsähnliches zu finden. Also zweite Kralle. Krallenschere supersorgfältig angesetzt. Gleiche Reaktion und Flucht des Hundes :shock: :cry: :cry:
Ich hab' dann abgebrochen und bin ein paar Tage später zum Dorftierarzt, weil ich ja die Unterseite so etwas komisch fand. Der fand die Krallen soweit okay - könnten ein kleines bisschen kürzer sein, aber eigentlich wär das auch noch okay so. Er meinte, ich solle halt ein bisschen mehr auf Asphalt laufen mit ihm. Und das Krallenschneiden üben, denn bei uns war's noch nie nötig gewesen, weil er sich die ja immer gut abgelaufen hatte - vielleicht hätt's bei der Züchterin als Welpe mal ein doofes Erlebnis gegeben, was die Reaktion ausgelöst hätte.

Ende April bemerkte ich an der Basis einer Daumenkralle eine "Lücke". Da war einfach ein Schlitz zwischen Horn und Krallenbett :shock: Kein Blut, kein Eiter, sah auch nicht rausgerissen aus :n010: Wieder zum Dorf-TA. Diagnose: bisschen komisch, aber Unfall. Kurznarkose, Kralle komplett gezogen, damit sie nicht unkontrolliert rausreißt.

Zweite Maihälfte: Frankreichurlaub. Mit Strand. Irgendwann stellte er das Buddeln ein :bekloppt: An manchen Tagen schlich er auch wieder hinter uns her, an anderen war er mopsfidel. Hitzeeffekt? Oder doch was anderes? Gefuttert hat er wie'n Weltmeister. Also noch mal hingesetzt und Pfoten und Krallen genau gecheckt. Manche Krallen waren an der Naht noch weiter geöffnet als vorher. Das sieht man in der Tat nur richtig, wenn man die Pfote richtig umdreht und alle Wolle "wegstreicht". Und eine Kralle stand nach oben ab :shock: Da's sowieso der Tag vor der Rückreise war, nichts blutig oder infiziert aussah: packen, ausschlafen, heimfahren und dann gleich einen Spezialisten suchen. Daheim habe ich mich sofort hinter den Rechner geklemmt und in allen mir bekannten Sprachen nach hochklappenden Krallen gegoogelt. Die Bildersuche hat's dann gebracht: ein Bild, das (bis auf das Fell) exakt so aussah wie die Kralle von Pepe und dazu die Bezeichnung "lupoid onychodystrophy". Weitergesucht, Klinikseiten, Erfahrungsberichte und wissenschaftliche Publikationen gewälzt und dann nach einem Veterinärdermatologen gesucht. Den habe ich dann in 50 km Entfernung auch gefunden, ein sehr freundlicher Herr mit jahrzehntelanger Erfahrung mit sowas.
So hat Pepe zu einem Zeitpunkt, wo der Dorftierarzt vermutlich einen weiteren "Unfall" vermutet hätte (viele der Erfahrungsberichte haben genau so eine Story hinter sich) zum Glück schon die Diagnose und eine Therapie bekommen.

Bilder und Behandlungsmöglichkeiten folgen in den nächsten Tagen, jetzt hab' ich erst mal noch eine Verabredung...
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txakur
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Re: Pepe - die ewige SLO

Beitrag von txakur »

So, Fortsetzung. Zur Auflockerung erst einmal ein paar Bilder (sorry, die sind teilweise unscharf, mein Handy ist unter Kunstlichtbedingungen nicht so der ganz große Wurf...):
Von oben wirken die Krallen mittlerweile bei nicht so genauem Hingucken recht normal:
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Von unten sieht das dann so aus - das ist das, was ich damals auch bemerkt hatte und seltsam fand:
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Zum Vergleich Ravis Kralle von unten:
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So sieht das aus, wenn die Kralle beginnt, sich abzuheben - unten wird das Krallenbein, umgeben von "Nothorn", sichtbar:
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Hier ist eine Kralle kurz vor dem endgültigen Ausfallen zu sehen, sie hängt nur noch ein bisschen fest und hat sich um 90° gedreht. Die Kralle ist sehr lang, weil ich i. d. R. nicht mehr daran herummanipuliere, wenn sie einmal begonnen hat, sich abzuheben. Bei manchen Krallen gelingt es, die Gewebeverbindung wieder herzustellen (Behandlung kommt gleich unten) und wenn die Basis wieder "fest" ist, kann ich nachschleifen. Ansonsten einfach warten, bis sie ausfällt. Das kann aber mehrere Wochen dauern und sie wächst ja in der Zeit weiter.
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Der arme Hund mit Sträflingssocken :D :
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Hier sind auch noch einmal aussagekräftige Bilder mit weniger Haaren 8) :
http://media.springernature.com/lw785/s ... 1_HTML.jpg
Quelle: https://actavetscand.biomedcentral.com/ ... 014-0066-y
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Hauptstadtpudel
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Re: Pepe - die ewige SLO

Beitrag von Hauptstadtpudel »

Sehr interessant, ich bin gespannt auf deine weiteren Ausführungen und vor allem die Behandlungsmöglichkeiten.
Liebe Grüße von Katja mit Bolle im Herzen & Jella an meiner Seite

Rohana
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Re: Pepe - die ewige SLO

Beitrag von Rohana »

Ja, das finde ich auch. Vielen Dank für den ausführlichen bebilderten Bericht!
Liebe Grüße von
Christiane, Mika und Shari

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Landei
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Re: Pepe - die ewige SLO

Beitrag von Landei »

Ohjemine....was es alles gibt :shock: Sehr interessant - danke für Deinen Bericht!
Wenn`s nicht so tragisch wäre - das "Sockenbild" ist sehr niedlich :wink:

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txakur
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Re: Pepe - die ewige SLO

Beitrag von txakur »

Also weiter im Text (für alle, die daran glauben, dass jede das Tier bekommt, das zu ihr passt: auf den Bildern sieht man, dass ich eine vergleichbare Autoimmun-Erkrankung habe: Psoriasis (Schuppenflechte) an den Fingernägeln. Die heben sich auch manchmal vom Nagelbett ab. Ich weiß also, was das für den Hund bedeutet).

Zu den Therapiemöglichkeiten:
Da es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt, deren Mechanismus aber noch nicht zu 100% verstanden ist, wird versucht, mit verschiedenen das Immunsystem "runterregelnden" Substanzen zu behandeln. Nicht jeder Hund spricht auf die gleichen Therapien gleich gut an.
Üblich ist eine Kombinationstherapie aus Doxycyclin (eigentlich ein Antibiotikum, greift aber auch ins Immunsystem ein), Pentoxifyllin (das ist der Wirkstoff, der vielleicht manchen als alte-Hunde-wieder-fitmach-Tablette Karsivan bekannt ist) und ungesättigten Fettsäuren (vulgo: Lachsöl - hier ist der Bezug zum ersten Beitrag, wo ich geschrieben habe, dass ich glücklicherweise dann gleich auf Barf umgestellt hatte, als er die vermeintlichen Magenbeschwerden, die ich im Nachhinein als generalisierte Schmerzreaktion auf einen ersten Schub mit ersten Krallenablöseerscheinungen, die für mich/uns noch nicht so sichtbar waren, deute. Ich gehe davon aus, dass wir dank des Lachsöls ohne die ganze Blut-und-Eiter-Nummer da durchgekommen sind).
In sehr hartnäckigen Fällen kann auch Cortison gegeben werden oder Immunsuppressiva aus der Transplantationsmedizin (Ciclosporin und Azathioprin), aber da kommt man tatsächlich an den Rand der Frage, ob man dem Tier damit einen Gefallen tut. Jahrelang Cortison ist ja auch nicht so der Renner...
Weitere Substanzen, die gegeben werden können sind Borretschsamenöl/Nachtkerzenöl, Nicotinamid (eine Abwandlung von Vit. B3) und zur Unterstützung natürlich die Stoffe, die für Haut und Hautanhangsorgane generell wichtig sind (B-Vitamine ganz generell, Zink, Biotin...).

Pepe bekam zunächst die o. g. Standard-Therapie, die jedoch nicht soooo gut anschlug. Ich weiß natürlich nicht, wie es ohne gewesen wäre, aber alles in allem hatten wir dann durch das viele Doxy und den Stress irgendwann noch Magenbeschwerden dazu, der erste (relativ heftige, er hat im Laufe von zwei bis drei Monaten alle Krallen verloren) Schub war echt schmerzhaft, zwischendurch. Ich hab' zu der Zeit gefühlt kaum noch was anderes gemacht als den Hund gefüttert (GsD im Homeoffice...), der brauchte mit allen Medikamenten und passenden Zeitabständen sieben(!) Mahlzeiten am Tag. Als der Schub durch war, haben wir das Doxy abgesetzt und stattdessen Nicotinamid eingesetzt. Dem Lachsöl wird immer auch ein bisschen Borretschsamenöl zugesetzt, dazu gibt's Vit. E. Außerdem liegt hier immer eine Tube Tacrolimus-Creme. Das ist ebenfalls ein Wirkstoff aus der Transplantationsmedizin, der das Immunsystem runterregelt. In diesem Fall natürlich nur lokal an den Nagelbetten. Sobald also eine Kralle anstalten macht, sich zu verabschieden, werden ALLE 1x täglich mit Tacrolimus behandelt. Danach gibt's für 'ne halbe Stunde Socken an oder einen Spaziergang, damit das nicht abgeleckt wird. Außerdem achte ich extremst darauf, dass alle Nährstoffe ausreichend vorhanden sind.

Unter diesem Behandlungsregime ist Pepe ein weitgehend gesunder Hund. Ich habe den Eindruck, dass die Schübe eine gewisse Saisonalität aufweisen. Probleme gab's immer in der ersten Jahreshälfte, auch der letzte (verhinderte, wir haben nur eine Kralle verloren und zwei sind jetzt ein bisschen lädiert...) Schub war wieder im Mai.

Und warum ich den ganzen Budenzauber mit diesem Roman hier mache? Ich habe das dumme Gefühl, dass SLO, was eigentlich als seltene Krankheit betrachtet wird, manchmal entweder nicht erkannt oder (Pentoxifyllin und die ewigen TA-Besuche sind halt teuer) einfach nicht behandelt wird. Deshalb möcht' ich, dass viele Leute da wenigstens schon mal von gehört haben, dass es das gibt und wie's aussieht. Und vielleicht kann irgendwann irgendeinem Hund und seinem ratlosen Besitzer geholfen werden, weil Ihr Euch hier jetzt durchgequält habt :D Danke dafür!


Literatur, falls das mal jemand braucht:
Aktuelle Dissertation (deutsch) aus 2019: https://edoc.ub.uni-muenchen.de/24440/1 ... _Tanja.pdf
Daraus entstandenes Paper (englisch): https://onlinelibrary.wiley.com/doi/ful ... /vde.12779
in diesen beiden Veröffentlichungen steht eine Menge vom aktuellen Wissensstand drin und für alle, die sich mit Wissenschaftsenglisch ein bisschen schwer tun ist es sicher schön, eine umfangreiche Infosammlung auf Deutsch zu haben.

Und wie gesagt: falls jemand von Euch noch ultimative Tips (super Hundeschuhe, die auch an losen Krallen nicht drücken oder hebeln, intelligente Verbands-/Tapetechniken für Krallen, einfach zu handhabende Behältnisse für Pfotenbäder ohne Überschwemmung (für Hunde mit entzündeten Krallenbetten/Desinfektionsbäder zum Beispiel) und ähnliches Zeugs) hat, dann immer her damit!
Zuletzt geändert von txakur am Fr Jun 26, 2020 1:00 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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txakur
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Re: Pepe - die ewige SLO

Beitrag von txakur »

Vergessen:
Als Pflegemaßnahme werden die Krallen natürlich halbwegs kurz gehalten. Nicht mit einer Krallenschere, sondern mit einem Dremel. Mit einer Krallenschere ist es kaum vermeidbar, dass die (wegen der "offenen" Naht) instabile Hornscheide sich verformt und das "Leben" gequetscht wird. Das ist vermeidbare Quälerei.
Ausfallende Krallen werden NICHT gezogen, weil das für den Hund aufgrund der dann entstehenden offenen Wunden problematischer wäre. Natürlich tut eine hebelnde Kralle auch weh, aber im Bereich des Krallenbettes wird - während da der ganze pathologische Prozess abläuft - immerhin Nothorn gebildet, das das Krallenbein schützt. So hat der Hund weniger offene Wunden an den Füßen, was bei dem Dreck, durch den er meistens durchläuft, nicht verkehrt ist. Pepe kommt damit gut klar - natürlich kann es dann mal sein, dass er einen Tag nicht so weit laufen und nicht so viel rumspringen mag, aber das kannam nächsten Tag schon ganz anders aussehen. Das kenne ich von meinen eigenen Nägeln: wenn ich mir da einen Bereich frisch abgehoben habe, tut das ein paar Stunden echt viehisch weh und jede Berührung ist Tortur. Am nächsten Tag ist es dann aber meist schon wieder okay und der Nagel so (un)empfindlich wie alle anderen auch.
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Rohana
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Re: Pepe - die ewige SLO

Beitrag von Rohana »

txakur hat geschrieben:
Fr Jun 26, 2020 12:49 pm
In sehr hartnäckigen Fällen kann auch Cortison gegeben werden oder Immunsuppressiva aus der Transplantationsmedizin (Ciclosporin und Azathioprin), aber da kommt man tatsächlich an den Rand der Frage, ob man dem Tier damit einen Gefallen tut. Jahrelang Cortison ist ja auch nicht so der Renner...
Diese Frage wie weit man dem Tier mit Therapie Gutes tut, muss man sich natürlich bei solch chronischen Geschichten immer wieder stellen. Das ist allerdings sehr individuell. Mein Padge hat ja 5 Jahre lang Cortison, teils auch hoch dosiert bekommen (er hatte eine Autoimmunerkrankung, die ihm mal an diesem, mal an jenem Gelenk schmerzhafte entzündliche Prozesse bescherte) und er ist damit lange Zeit prima zurecht gekommen und dann waren die Nebenwirkungen eine Weile lang zwar für mich erkennbar, aber für ihn nicht so störend (Fellveränderung als Beispiel).
Jetzt bekommt Kaba wegen einer Anämie Cortison und schon nach wenigen Wochen werden die Nebenwirkungen echt doof.
Man steckt nicht drin und muss immer wieder neu abwägen und den individuellen Fall sehen.
txakur hat geschrieben:
Fr Jun 26, 2020 12:49 pm
Und vielleicht kann irgendwann irgendeinem Hund und seinem ratlosen Besitzer geholfen werden, weil Ihr Euch hier jetzt durchgequält habt :D Danke dafür!
Ich hab mich nicht gequält, sondern bin im Gegenteil froh wieder was dazu gelernt zuhaben. Also Dir ein herzlicher Dank!
txakur hat geschrieben:
Fr Jun 26, 2020 12:49 pm
Und wie gesagt: falls jemand von Euch noch ultimative Tips (super Hundeschuhe, die auch an losen Krallen nicht drücken oder hebeln, intelligente Verbands-/Tapetechniken für Krallen, einfach zu handhabende Behältnisse für Pfotenbäder ohne Überschwemmung (für Hunde mit entzündeten Krallenbetten/Desinfektionsbäder zum Beispiel) und ähnliches Zeugs) hat, dann immer her damit!
:lol: - Irgendwie lernt man ja bei jedem Hund dazu, oder?! Mein Sam und die ersten beiden Setter hatten gern mal 'Ohr' - Ohren putzen beherrsche ich aus dem FF. Joker hat sich in jungen Jahren vor lauter Ungestüm etliche Ballenschnitte zugezogen - also kann ich Pfotenverbände. Und als sie dachte 'das hat sie jetzt begriffen', hat der Hund sich die Rute gebrochen. Nun weiß ich auch, wie man die schienen, verbinden, versorgen kann. ... :roll:

Dein Pepe hat ein Riesenglück bei der Wahl seines Heimathafens gehabt. So eine Pflege und Rundumversorgung ist eine echte Herausforderung! Klasse, dass ihr dadurch solche Besserung erzielen konntet!
Liebe Grüße von
Christiane, Mika und Shari

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txakur
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Re: Pepe - die ewige SLO

Beitrag von txakur »

Rohana hat geschrieben:
Fr Jun 26, 2020 1:26 pm
Diese Frage wie weit man dem Tier mit Therapie Gutes tut, muss man sich natürlich bei solch chronischen Geschichten immer wieder stellen. Das ist allerdings sehr individuell. Mein Padge hat ja 5 Jahre lang Cortison, teils auch hoch dosiert bekommen (er hatte eine Autoimmunerkrankung, die ihm mal an diesem, mal an jenem Gelenk schmerzhafte entzündliche Prozesse bescherte) und er ist damit lange Zeit prima zurecht gekommen und dann waren die Nebenwirkungen eine Weile lang zwar für mich erkennbar, aber für ihn nicht so störend (Fellveränderung als Beispiel).
Jetzt bekommt Kaba wegen einer Anämie Cortison und schon nach wenigen Wochen werden die Nebenwirkungen echt doof.
Man steckt nicht drin und muss immer wieder neu abwägen und den individuellen Fall sehen.
Das auf jeden Fall. Aber wenn ich bei 'nem zweijährigen Hund schon mit Cortison hochdosiert anfangen muss, weil er auf nix anderes reagiert, dann ist die Frage nach der Prognose halt schon berechtigt, finde ich. Insbesondere, wenn die Lebensqualität (ein junger Hund WILL sich ja bewegen, aktiv sein, Quatsch machen...) so leidet. Denn bei einer angenommenen Lebenserwartung von 13-14 Jahren reden wir da ja nicht von "ich mach's ihm die letzten paar Monate/Jahre noch angenehm, so lang, wie's halt okay ist".
Rohana hat geschrieben:
Fr Jun 26, 2020 1:26 pm
Dein Pepe hat ein Riesenglück bei der Wahl seines Heimathafens gehabt. So eine Pflege und Rundumversorgung ist eine echte Herausforderung! Klasse, dass ihr dadurch solche Besserung erzielen konntet!
Danke! Ich tu das aber gerne für ihn. Ich weiß, dass ich hier eigentlich im Pudelforum bin und RAVI der Pudel ist, aber ich kann nicht umhin zuzugeben, dass nunmal Pepe der Herzenshund ist. Ravi hab' ich natürlich auch lieb, aber der gehört mehr zu meinem Mann, die beiden sind ein super Team!
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Re: Pepe - die ewige SLO

Beitrag von Rohana »

txakur hat geschrieben:
Fr Jun 26, 2020 1:41 pm
Das auf jeden Fall. Aber wenn ich bei 'nem zweijährigen Hund schon mit Cortison hochdosiert anfangen muss, weil er auf nix anderes reagiert, dann ist die Frage nach der Prognose halt schon berechtigt, finde ich. Insbesondere, wenn die Lebensqualität (ein junger Hund WILL sich ja bewegen, aktiv sein, Quatsch machen...) so leidet. Denn bei einer angenommenen Lebenserwartung von 13-14 Jahren reden wir da ja nicht von "ich mach's ihm die letzten paar Monate/Jahre noch angenehm, so lang, wie's halt okay ist".
Das seh ich genauso. Nur wird Cortison oft so verteufelt und kann doch in vielen Fällen das kleinere von zwei Übeln sein und dann auch durchaus im Sinne des Hundes. Eine Frage der Abwägung.
Dies 'der Hund will sich bewegen' war bei Padge auch ein Thema. Anfangs war auch eine Cauda equina unter den Verdachtsdiagnosen. Und in dem Zusammenhang haben wir diskutiert, ob wir den Hund operieren lassen würden - mit der Aussicht auf mindestens 8 Wochen absolute Ruhigstellung und danach lebenslange Vorsicht beim Spielen, Rennen, Spaß haben. Und da haben wir entschieden: das muten wir diesem bewegungsfreudigen Hund nicht zu. Gut, die Diagnose war dann eine andere und auch nicht wirklich besser. Padge hat mit 8 Jahren mit dem Cortison angefangen und ist mit 13 Jahren gestorben, hat also mit der Behandlung doch noch ein einigermaßen akzeptables Alter erreicht. Aber bei so einem Jungspund wie Deinem Pepe sieht die Sache auf jeden Fall nochmal anders aus.
txakur hat geschrieben:
Fr Jun 26, 2020 1:41 pm
Ich weiß, dass ich hier eigentlich im Pudelforum bin und RAVI der Pudel ist, aber ich kann nicht umhin zuzugeben, dass nunmal Pepe der Herzenshund ist. Ravi hab' ich natürlich auch lieb, aber der gehört mehr zu meinem Mann, die beiden sind ein super Team!
Da gerätst Du bei mir ja an die richtige :lol: . Ich liebe meine Kaba wirklich sehr, würde sie nie hergeben und wir haben viel Spaß zusammen - aber sie ist mein 'Vernunftshund'. Padge und Joker, meine Setter(mixe), liegen mir aber immer noch ein Stückchen mehr am Herzen. Deshalb findest Du von mir ja auch mindestens so viele Beiträge unter den 'Fehlfarbenen' wie in Kabas Pudelthread. :mrgreen: Trotzdem fühle ich mich hier im Forum sehr wohl, mag den Umgangston, schätze die Informationen und freue mich an den Kontakten mit netten Hundeleuten.
Liebe Grüße von
Christiane, Mika und Shari

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Doro
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Re: Pepe - die ewige SLO

Beitrag von Doro »

Vielen Dank für die super Erklärung, wieder was gelernt.
Für Pfoten Bäder wäre meine spontan Idee eine Wasserflasche durchzuschneiden und die Pfote einzutunken,oder ein Mikrofasertuch tränken um die Pfote wickeln und einen großen Schuh drüberziehen.
Viele Grüße
Doro

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Bupja
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Re: Pepe - die ewige SLO

Beitrag von Bupja »

Vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht.
Wieder was gelernt.

Und wir sind offen für alle Rassen/Tiere - ob mit oder ohne Locken.

Fluse
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Re: Pepe - die ewige SLO

Beitrag von Fluse »

Vielen Dank für deine Mühe und diesen ausführlichen Bericht!
Nach meinem Empfinden werden Krallen eh viel zu stiefmütterlich behandelt.
Wenn ich immer sehe wie viele (gesunde) Krallen viel zu lang sind. Finde ich ganz schrecklich.

Pfotenbäder habe ich auch schon so einige gemacht. Ich habe gerne so schmale Messbecher genommen.
Gerade für die Vorderpfoten finde ich es am einfachsten, wenn der Hund auf einem Tisch liegt oder auch auf dem Sofa und man die Pfote dann über die Kanten hängen lassen kann und dann den Becher passend drunter hält.
Das hängen lassen geht aber an den vorderen Pfoten halt einfacher als hinten.
Liebe Grüße von Alina mit Purzel

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Sammy-Jo
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Re: Pepe - die ewige SLO

Beitrag von Sammy-Jo »

Danke für deinen tollen aufwändigen Bericht ! Leider ist mein Pudel auch davon betroffen und ich kann die folgenden Bilder dazu beisteuern:

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Bei ihm fing das mit ca. 4 Jahren an, dass er alle seine Krallentüten verloren hatte und dann natürlich extrem empfindlich an den Pfoten wurde.
Wir hatten uns dann Hilfe bei einer Dermatologin gesucht, die uns empfahl hochdosiertes Öl zu geben. Zwischenzeitlich hatten wir noch Biotin für Pferdehufe gegeben, aber dieses Produkt gibt es wohl nicht mehr.
Für ihn gab es dann kein Toben mehr mit anderen Hunden, kein langes spazieren gehen oder am Fahrrad laufen.
Auch seine heißgeliebte Hundesportart, Agility, haben wir dann sofort aufgehört und uns nach was anderem umgesehen. Aus dem Grund sind wir auch zum Rally Obedience gekommen, weil das eine ruhigere Sportart ist und kontrollierbarer. Schließlich will ein aktiver Pudel ja beschäftigt werden.

Im Moment sind wir aber mit der Situation zufrieden. Es kommt aber immer mal wieder vor, dass die eine oder andere Kralle davon betroffen ist. Sie sind auch fast alle superkurz bei ihm.

Deinen ganzen Bericht muss ich mir mal in Ruhe durchlesen. Danke nochmal dafür.
Liebe Grüße Susanne mit KP „Jotti“ (*01.11.12) und CCD hhl „Jesse“ (*22.08.21), ZP „Sammy-Jo“ (18.3.2005-17.2.2021) und DP „Ingo“(22.7.1996-19.9.2010) im ♥️en

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txakur
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Re: Pepe - die ewige SLO

Beitrag von txakur »

Jetzt hätt' ich fast geschrieben "oh schön, noch einer!" :roll: Naja, Du weißt, wie's gemeint ist. Man freut sich halt, wenn man jemanden trifft, mit dem man sich austauschen kann. Und ja, Krallentüten fliegen hier auch noch diverse rum. Ich hab' immer überlegt, ob ich mal so eine Bärenkrallenkette daraus mache :lol:

Biotin-Produkte für Pferde gibt es aber viele, da kannst Du vergleichsweise günstig zuschlagen, denn ein Kleinpudel braucht davon ja vermutlich nur 'ne Messerspitze am Tag. Ich gebe auch auf Verdacht immer mal ein bisschen vom MSM, das ich für den Zossen habe, in das Hundefutter. Für bessere Schwefelversorgung, Schwefel ist für Haut und Haare auch superwichtig.
Wobei mir gerade auffällt: bitte nicht alles, was ich aufgeschrieben habe, einfach so in den Hund reinwerfen (nur so am Rande und weil ich weiß, wie das manchmal in Foren ist und man nie weiß, wer das alles mitliest)! Wer sich da nicht ausführlichst über (Über)Dosierungen, Wechselwirkungen & Co. kundig gemacht hat, möge bitte jemanden um Rat fragen, der sich auch mit der Ernährung erkrankter Tiere auskennt.

Ist es bei Eljot so schlimm, dass er dauerhaft bewegungseingeschränkt ist? Sind die vorhandenen Krallentüten denn von der Struktur her in Ordnung?
Pepe ist normalerweise gut drauf - natürlich springt er jetzt nicht mehr so gummiballmäßig durch die Gegend, wie er das vor seiner Erkrankung (da war er ja knapp 2, also im aufgedrehtesten Junghundalter) gemacht hat, aber er hat sich insgesamt auch sehr verändert, ist total erwachsen und ziemlich vernünftig geworden, seit Ravi mit im Rudel ist. Wir machen zwecks Auslastung auch Rally Obedience, haben aber auch in der Hundeschule wo Ravi mit meinem Mann hingeht, einen ziemlich coolen Kurs gefunden, wo immer im Monatsrhythmus neue Themen drankommen. Im Moment ist gerade Agility-Monat und das funktioniert auch gut, Pepe macht mit Feuereifer mit. Wenn er auch nur ansatzweise Beschwerden oder Unlust zeigen würde, wäre allerdings sofort Feierabend, damit er nicht irgendwelche Dinge tut, die nicht gut für ihn sind, nur weil er mir einen Gefallen tun will. Aber ich würde Agility natürlich nicht als ständige Sportart für ihn wählen.

Dabei komme ich noch mal auf den verlinkten Artikel zurück: der einzige Faktor, bei dem eine Korrelation bestand, der also als potentieller (Mit)Auslöser für SLO in Frage kommt, war der Zeitpunkt der Belastung. Frühe sportliche Belastung führt zu einem erhöhten SLO-Risiko. Alles andere (Ernährung, Impfungen, sonstige Lebensumstände) war in dieser Studie in keinster Weise damit korreliert. Wobei ich für Pepe das mit der sportlichen Belastung ausschließen kann - wir haben schon wegen des bei PDAEs recht hohen Risikos für HD frühe Belastungen vermieden und auch nix gemacht, was speziell die Krallen belastet hätte.
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