Leptospirose impfen?

Erfahrungsaustausch bei Krankheiten.
Antworten
gaertnerin
Zwerg-Nase
Beiträge: 587
Registriert: Mi Mär 23, 2016 10:18 am

Leptospirose impfen?

Beitrag von gaertnerin »

Jetzt im September ist die letzte Leptospiroseimpfung ein Jahr her und laut Tierärztin ist eine Neuimpfung erforderlich und ich bin völlig unschlüssig, was ich machen soll.

Die letzte Impfung (Vierfachimpfstoff) hat Otto, ZP, 9 Jahre alt, 4,5 kg, nicht so gut vertragen, was wohl bei kleinen Hunden öfters vorkommt.

Ich hatte vor einem Jahr schon Zweifel, ob ich das machen soll, die TA hielt es aber für seeehr wichtig und meinte, dass bei uns in der Gegend immer wieder Krankheitsfälle vorkommen und das sie sogar mal einen Patienten verloren hat, obschon er geimpft war. Ohne Impfung würden wohl noch mehr Todesfälle auftreten.

Nach der Impfung hatte er an der Einstichstelle einen dicken, schmerzhaften Bollen, der mehrere Wochen blieb und der beim Hochheben sehr hinderlich war. Ausserdem war er sehr abgeschlagen und es dauerte über 2 Wochen, bis er halbwegs wieder munter war.

Daraufhin hatte ich mir vorgenommen, ihn nicht mehr gegen Lepto impfen zu lassen.

Allerdings: ca. 3 Monate nach der Impfung hörte sein Chip auf zu wirken (den die Vorbesitzer noch hatten setzen lassen) und damit erwachte sein Interesse an Weiberpippi und er fing an, an den Pfützen der Damen zu schlecken, was er bis dahin nie getan hatte.

Das war auch Thema bei der TA vor der Impfung vor einem Jahr: schleckt er draussen rum oder trinkt er draussen Wasser aus Seen, Teichen, Flüssen etc.? Da hatte ich das noch alles Verneinen können (und habe mich trotzdem für die Impfung entschieden,weil die TA ein düsteres Bild zeichnete), aber hier hat sich die Sachlage inzwischen geändert. Er trinkt zwar nicht draussen, aber schleckt wirklich viel inzwischen, so dass ich richtig froh darüber war, ihn geimpft zu haben, als das mit der Schleckerei los ging.

Inzwischen waren wir wegen anderer Sachen noch in der Tierklinik, wo ich auch deswegen gefragt habe, die Impfung wurde mir als höchst wichtig empfohlen (wegen der nicht wenigen Krankheitsfälle hier in der Gegend), ebenso bei einer weiteren Tierärztin, die Urlaubsvertretung machte und wo wir nur zum Krallenschneiden waren.

Was meint ihr dazu? Geht es den Ärzten hauptsächlich um die Einnahmequelle und das Erkrankungsrisiko ist vernachlässigbar? Die Impfung deckt ja wohl auch nur die vier am häufigsten vorkommenden Stämme ab (es gibt insgesamt über 200 Stämme, wenn ich mich richtig erinnere), was für einen Preis zahlen wir da für ein vielleicht doch nicht großes Maß an Sicherheit?

Falls ich die Impfung noch einmal machen lasse, würde ich sie getrennt von anderen Impfungen durchführen, um die Belastung möglichst gering zu halten, was auch kein Problem ist, da die anderen Impfung nach dem neuen, dreijähren Impfintervall erst wieder im nächsten Jahr fällig sind. Auch da werde ich mich noch informieren, was wirklich notwendig ist. Vielleicht machen wir dann nur TW, weil wir nächstes Jahr nach Nordfrankreich wollen.

Vielleicht kann man die Lepto-Impfung auch splitten, d.h. 2 x je die halbe Dosis geben, im Abstand von 1 - 2 (oder länger) Wochen? Hat das schon mal jemand hier gemacht und ist dies überhaupt sinnvoll?

Was sind eure Erfahrungen mit dieser Impfung?

Wie würdet ihr euch entscheiden?

Benutzeravatar
Gero
Supernase
Beiträge: 6757
Registriert: Do Aug 20, 2015 5:42 am

Re: Leptospirose impfen?

Beitrag von Gero »

Anscheinend gibt es grad bei Impfkrankheiten überall "grad sehr viele Krankheitsfälle" und jeder TA hatte auch "grad einen Patienten dran verloren".

Unsere TÄ hat mir damit vor zwei Jahren auch Angst gemacht als ich Gero nur SHP nachimpfen lassen wollte und gleich erwähnt hatte dass er danach nicht mehr geimpft werden soll.

Sie schilderte mir auch solch Horrorszenario, aber ich hab ihn nicht dagegen impfen lassen - wenn er die Krankheit trotz Impfung kriegen und dran versterben kann, dann brauch ich ihn nicht mit der Impfung so zu quälen (die Nebenwirkungen sind ja bekantermaßen nicht ohne).
Liebe Grüße - Eveline mit Gero und Mia

Benutzeravatar
Pinch
Supernase
Beiträge: 5472
Registriert: Sa Okt 24, 2015 2:28 pm
Wohnort: Bad Zwischenahn

Re: Leptospirose impfen?

Beitrag von Pinch »

Wenn nur 4 von 200 Stämmen geimpft werden, heißt das, dass 196 Stämme die Krankheit hervorrufen können. Das ist doch irre. Da muss ich nicht rechnen können. Wenn der Hund reagiert hat, würde ich ihn auf keinen Fall impfen lassen. Die Angstmacherei ist zutiefst unseriös. Die Grundeinnahmen von Tierärzten sichern die jährlichen Impfungen und Wurmkuren und Kastrationen. Es besteht meiner Meinung ein materielles Motiv.
Pudel 🐩 tanzen 💃🏿 durchs Leben🐾
:wav:Petra mit GPH Gisela 12/17🌺Platon, Ninja, Aron und Tiffy im Herzen♥️

Benutzeravatar
Resi
Supernase
Beiträge: 3796
Registriert: Fr Jul 17, 2009 2:13 pm
Wohnort: Magdeburg
Kontaktdaten:

Re: Leptospirose impfen?

Beitrag von Resi »

ich lasse ganz bewußt keinen meiner Hunde gegen Leptospirose impfen.

Es gibt ca 250 Erreger in dieser Gruppe, der L4 deckt davon 4 ab: L. interrogans
Serogruppe Canicola Serovar Portland-vere (Stamm Ca-12-000) ,L. interrogans Serogruppe Icterohaemorrhagiae Serovar Copenhageni (Stamm Ic-02-001), L. interrogans Serogruppe Australis Serovar Bratislava (Stamm As-05-073) ,L. kirschneri Serogruppe Grippotyphosa Serovar Dadas (Stamm Gr-01-005)

der Canicola war in Deutschland früher wohl anzutreffen aber seit Jahren gibt es keinen Leptospirosefall der auf diesen Erreger zurückzuführen ist. Dieser Canicole und ein weiterer Erreger, der bataviae sind Errger die den Hund als Hauptwirt nutzen. Gegen bataviae wirkt die L4 nicht. Nachweisbar erkrankt sind hUnd in Deutschland bisher an L. Australis Serovar Australis bratislava, L. icterohaemorrhagiae (nicht speziell Copenhageni!) und anderen australis Serovaren und anderen Es bleibt also nur noch L. Australis Serovar Australis bratislava übrig der uns hier wirklich helfen könnte. Wenn man dann bedenkt dass es pro Jahr ca 100-150 an Leptospirose erkrankte Hunde gibt, kann man sich den Nutzen dieser Impfung im Hinblick auf Wirksamkeit und Nebenwirkungen in meinen Augen wirklich knicken. Die Chance dass ein Hund an L. erkrankt ist minmal und noch minmaler ist die Wahrscheinlichkeit dass der Hund nun gerade auf L. Australis Serovar Australis bratislava gestossen ist.

Leptospirose tritt meist in den Spätsommermonaten August und September auf. Die Wirkungsdauer beträgt leider kein ganzes Jahr sondern nur 6-8 Monate. Wenn man impft sollte man sich also wirklich überlegen wann man dies tut. Eine Impfung jetzt mitten im August ist also ein schuss ins leere, bis der Körper einen Impfschutz aufgebaut hat vergehen mindestens 3 Wochen. Wenn man das Zeug nutzt dann ist es sinnvoll den Hund im späten Frühjahr impfen zu lassen. Wenn dann würde ich April/ Mai wählen.
Pudelverrücktsein ist schön- es kann eben nur nicht jeder...

gaertnerin
Zwerg-Nase
Beiträge: 587
Registriert: Mi Mär 23, 2016 10:18 am

Re: Leptospirose impfen?

Beitrag von gaertnerin »

Danke für euren Input!

Wer hat denn Impfen lassen und hatte was für Nebenwirkungen, die eindeutig auf diese Impfung zurückzuführen waren?

Ich hatte eben auch gehört, dass bei kleinen Hunden die Nebenwirkungen, wenn es welche gibt, schlimmer sind, aber ist das wirklich so? Teilweise sind es vielleicht auch Nebenwirkungen, die durch andere zeitgleich verabreichte Impfungen (d.h. durch die jeweiligen Impfstoffe oder Trägermaterialien) hervorgerufen werden oder durch die Kombi von diversen Impfungen zur gleichen Zeit?

@ Resi: danke für deinen sehr differenzierten Input!

Woher hast du diese präzisen Infos? Gibt es dazu Veröffentlichungen oder Studienergebnisse?

Interessant auch, dass die Wirkung kein ganzes Jahr dauert. Bei den anderen Impfungen heisst es ja immer, dass die Wirkung deutlich länger ist als vom Hersteller angegeben, so geht das ja auch aus den neuesten Impfempfehlungen hervor, die besagen, dass alle drei Jahre impfen zu lassen ausreichend sei.
Und bei dieser Impfung hält der Schutz nun deutlich (!) kürzer, nur 6 - 8 Monate statt 1 Jahr!

Die Impfung jetzt werden wir also nicht machen, aber es stellt sich die Frage für das nächste Frühjahr, daher ist das Thema für mich noch nicht endgültig abgehakt.

Benutzeravatar
Resi
Supernase
Beiträge: 3796
Registriert: Fr Jul 17, 2009 2:13 pm
Wohnort: Magdeburg
Kontaktdaten:

Re: Leptospirose impfen?

Beitrag von Resi »

ich hab mir das irgendwann mal zusammengesammelt. Die Impfstämme stehen im Beipackzettel und dann einfach gegoogelt wo welche Stämme vorkommen. Dauert ne Weile bis man da fündig wird. Vieles findet man nicht auf Hundeseiten.
Pudelverrücktsein ist schön- es kann eben nur nicht jeder...

Rumo
Zwerg-Nase
Beiträge: 728
Registriert: Mi Aug 26, 2015 7:03 am

Re: Leptospirose impfen?

Beitrag von Rumo »

Da meine Hunde beide im Besuchshundedienst sind und dort Impfvorschriften gelten, müssen meine Hunde durchgeimpft sein. Dh Grundimmunisierung und danach alle 3 Jahre SHPPi + Tollwut und jährlich Lepto. Leptospirose ist eine Zoonose, dh die Krankheit ist auf Menschen übertragbar. Dieses Risiko muss man minimieren, wenn man mit sehr jungen, sehr alten oder kranken Menschen zu tun hat, die eine Infektion schlecht oder gar nicht überstehen würden. Soweit sogut - es hängt also auch davon ab, in welchen Umständen der Hund sich bewegt.

Wären wir nicht im BHD, würde ich Lepto weglassen, weil ich die Ansteckungsgefahr doch als zu niedrig empfinde, weil meine Hunde kein Pipi lecken, nicht aus stehenden Gewässern oder Pfützen trinken und dergleichen (ich kenne aber 2 Hunde, die auch hier im Landkreis an Lepto gestorben sind) und außerhalb des Dienstes nicht viel mit Risikogruppen zu tun haben. Allerdings vertragen die L-Impfung meine Hunde auch recht problemlos. Da merkt man nichts von Abgeschlagenheit oder sonstiges.

Man kann ja sagen, dass es 200 Stämme gibt, von denen nur 4 Stämme abgedeckt werden. Aber über 50% der gesamten Stämme besteht aus den 4 Stämmen, und davon nochmal allein der erwähnte Stamm L. bratislava über 90%.... Also so super unwahrscheinlich ist es dann doch nicht.
Andererseits ist es wie mit Zwingerhusten. Man kann impfen und sich trotzdem anstecken, idR verläuft die Krankheit dann milde. Ohne Impfung kann der Hund sterben.

Mein Pudel verträgt alle Impfungen völlig problemlos, mein Terrier ist da deutlich empfindlicher (auch bei anderer Medikamentengabe). Bei ihr achte ich darauf, dass Tollwut einzeln geimpft wird und direkt Schmerzmittel dazu kommen. Die Impfbeule von TW ist ca 6 Wochen da. Die anderen Impfungen verträgt sie gut, hat wie gesagt mit Lepto-Impfung keine Probleme.
Allerdings werde ich sie auch nur noch 1x durchimpfen lassen und dann wars das. Erlischt danach der offizielle Impfschutz, dann ist das so. Mit dann 10,5 Jahren regelmäßiger Impfe müsste der Titer der meisten Wirkstoffe definitiv bis zum Lebensende reichen und dann möchte ich dem kleinen ohnehin recht empfindlichen Kreislauf das nicht mehr zumuten. Dann müsste sie aber auch auf Veranstaltungen mit TW-Kontrolle zuhause bleiben usw. Mal sehen...

Es ist eben ein umstrittenes Thema und man sollte wie immer individuell entscheiden, ob es für den Hund Sinn macht, er aus Tümpeln oder Pfützen trinkt, Mäuse buddelt und ggf eine erwischt, im Wald mit Wildtieren Kontakt hat, mit Risikogruppen zu tun hat, wie er es insgesamt verträgt usw usf.

Benutzeravatar
Resi
Supernase
Beiträge: 3796
Registriert: Fr Jul 17, 2009 2:13 pm
Wohnort: Magdeburg
Kontaktdaten:

Re: Leptospirose impfen?

Beitrag von Resi »

Rumo hat geschrieben:
Mi Aug 22, 2018 8:32 am


Man kann ja sagen, dass es 200 Stämme gibt, von denen nur 4 Stämme abgedeckt werden. Aber über 50% der gesamten Stämme besteht aus den 4 Stämmen, und davon nochmal allein der erwähnte Stamm L. bratislava über 90%.... Also so super unwahrscheinlich ist es dann doch nicht.
Andererseits ist es wie mit Zwingerhusten. Man kann impfen und sich trotzdem anstecken, idR verläuft die Krankheit dann milde. Ohne Impfung kann der Hund sterben.

Das Problem bratislava ist nicht gleich bratislava, die Impfung wirkt genau gegen einer der Stämme nämlich gegen Stamm As-05-073.

Das mit dem Zwingerhusten hast du irgendwie falsch verstanden. Richtig ist, die Hunde können sich trotz Impfung anstecken aber selbst dann kann die Erkrankung tödlich verlaufen, da die Stämme die geimpft wurden nicht denen entsprechen mit denen der Hund Kontakt hatte. Problem ist dass Zwingerhustenerreger wie die menschlichen viralen Infekte sind. Sie verändern sich ständig und was letztes Jahr noch rumgefleucht ist und auf die Impfung reagiert hat tut, es in der Regel im Folgejahr nicht mehr. Ein Zwingerhusten ist aber in der Regel schnell und gut behandelbar. Tödlich ist eine Erkältung wie beim Menschen auch für Alte, Kranke und Schwache. Beispiel aus meinem Umfeld: Wir hatten vor 2 Jahren hier eine große Zwingerhustenepedemie im Wohngebiet. Sehr viele Hunde erkrankten und wurden behandelt. Lustigerweise direkt mit ABs obwohl die bei einem Zwingerhusten gar nicht helfen sondern erst wenn sich da Folgeerkrankungen draufsetzen. Die meisten dieser Hunde waren gegen Zwingerhusten geimpft. Meine Jungs sind nicht dagegen geimpft. Andiamo hat es auch etwas erwischt und er hat 2 Tage übel gehustet. Bettruhe und Hustensaft und der Spuk war nach einer Woche komplett vergessen.
Pudelverrücktsein ist schön- es kann eben nur nicht jeder...

Rumo
Zwerg-Nase
Beiträge: 728
Registriert: Mi Aug 26, 2015 7:03 am

Re: Leptospirose impfen?

Beitrag von Rumo »

Danke für die Richtigstellung!

Meine Ältere war auch schon an Zwingerhusten erkrankt trotz Impfung. Da ging in der Gruppe was rum und letztendlich waren 15 von 30 Hunden krank trotz Impfung :wink: Aber nach ein paar Tagen Ruhe und Mucosolvan für Kinder war das auch schnell gegessen.

Antworten

Zurück zu „Allgemeines zu Krankheiten“