Angst und die Leinenführigkeit

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Ezralino

Angst und die Leinenführigkeit

Beitrag von Ezralino »

Cassius ist nun fast 5 Monate alt und bis vor Kürzen ist er richtig schön an die Leine gelaufen. Er hat immer schön nach mir geschaut, die Umgebung hat ihn nicht so sehr interessiert (Hunde und Menschen waren aber schon immer interessant), er hat nicht so sehr gezogen und er hat auf meine Körperbewegungen und die eingeschlagene Laufrichtung schön reagiert. Tja, jetzt nicht mehr...

Vor etwa zwei Wochen habe ich beim spazieren gehen mal nach oben geschaut, was sonst kein Problem war, und ein LKW fuhr an uns vorbei, was sonst auch kein Problem war, und Cassius hat sich im Laufen vor mir stellt. Ouch. :shock: :cry: Hund hat einen mächtigen Fußhieb abbekommen (mit viel Schock und Geheule seinerseits verbunden) und seitdem scheint gar nichts mehr zu gehen. Er schaut mich bei spazieren gar nicht mehr an, hat Angst vor jedem Auto was vorbeifährt (30er Zone mit breitem Bürgersteig), versucht ständig vor mir (also unter meinen Füßen) oder weit weg zur Seite zu laufen undreagiert absolut gar nicht auf Richtungswechsel ohne das ich ihn ziehe. Es ist gleichzeitig frustrierend und traurig, weil er so schwierig ist beim Laufen und anscheinend Angst davor hat von irgendwas gleich verletzt zu werden. Nicht schön, nicht schön.

Kann jemand mir vielleicht einen Vorschlag geben, wie ich eventuell seinen Vertrauen in mir und den Autos wieder aufbauen kann oder ihn dazu kriege mehr nach mir zu schauen? Danke!

Sanne
Große-Nase
Beiträge: 1595
Registriert: So Mär 21, 2010 3:11 pm

Re: Angst und die Leinenführigkeit

Beitrag von Sanne »

Hi,

Hmm, das war wohl einfach Pech...
Ich weiß ja nicht, wie du auf die Situation reagiert hast. Für die Zukunft ist es wichtig, in solchen Situationen auf garkeinen Fall den Hund zu bemitleiden, zu streicheln, mit ihm zu reden etc. Am Besten geht man einfahc weiter und tut so, als sei nichts passiert.
Das ist zwar als Mensch immer schwierig und ungewöhnlich (man möchte den Hund ja wissen lassen, dass es keine Absicht war und dass es einem Leid tut), aber für den Hund ist es viel besser so.
Denn für den Hund verschlimmert sich die Situation im Nachhinein noch mehr, wenn er merkt dass man großes Aufhebens darum macht. So nach dem Motto "wenn mein Mensch diese Situation so wichtig findet und so stark darauf reagiert, ist das wohl eine wichtige, große Situation auf die man stark reagieren muss. In der Folge hat er beim nächsten Mal noch mehr Angst.
Er sollte also generell nicht bemitleidet/beruhigt werden, wenn er Angst hat.
Viel mehr sollte man als Mensch das Gefühl ausstrahlen "Ich (der Mensch) bin groß und stark, bei mir gibt es kein Unheil und die Situation eben war für mich so klein und unbedeutend, dass ich sie gar nicht bemerkt habe" (Auch wenn man die Situation vielleicht selbst nicht als unbedeutend empfunden hat). Denn so wird der Hund Sicherheit zurückgewinnen.

Ganz ganz wichtig ist jetzt, dass du die Situation nicht meidest. Sonst verstärkt sich die Angst nur noch mehr. Er muss mit seinem Problem konfrontiert werden, um es lösen zu können (Natürlich in Maßen!) Du solltest sehr viel an befahrenen Straßen entlanggehen.
Du kannst dir dafür auch gut eine "gemütliche" Stelle an einer Straße suchen, dort mit ihm stehen oder sitzen, einfach ein bisschen schauen und zwischendurch mit ihm spielen oder ihn füttern.
Dabei ist ganz wichtig, ihn nicht zu überfordern! Er muss gewissermaßen Stück für Stück wieder an die Situation gewöhnt werden, die ihm Angst macht.

Parallel dazu würde ich auch an einem Ort, wo überhaupt keine Autos sind, immer wieder die Leinenführigkeit üben. Einfach beim normalen Spaziergang ranrufen, kurz anleinen, ein paar Meter gehen und loben, wenn er brav mitgeht.
Dabei sollte es gar nicht dazu kommen, dass er an der Leine ziehen kann. Du solltest also mit den üblichen Methoden (z.B. Stehenbleiben oder Richtungswechsel) arbeiten.

Wenn du mit ihm an der Leine gehst, solltest du auch generell - wie oben geschrieben - das Gefühl ausstrahlen "Ich bin groß und stark, an meiner Seite ist alles gut und wer sich an mir orientiert erfährt nichts Böses". Wenn du selbst das Gefühl hat, dass deine Umgebung sicher ist, wird er dieses Gefühl auch aufnehmen.

Ich wünsche dir viel Erfolg!

lg,
Sanne

Ezralino

Re: Angst und die Leinenführigkeit

Beitrag von Ezralino »

Danke Sanne,

zum Glück ist mir das gesamte "keine Aufmerksamkeit beim Angst" bekannt, sonst würde er schon furchtbare Angst vor Füßen haben (ich glaube fast jeder, der ihn "näher" kennt, hat schon mal auf seine Füße getreten. Wie er das schafft ist mir unklar. :n010: ). Meine Kinder fragen auch öfters "Mama, hat er jetzt Angst, kann ich ihn streicheln?" :streichel: Ich habe sicherlich selber erschrocken reagiert, aber sonst bin ich "brav" weiter gelaufen und habe erst etwas später ihn untersucht. Genau das wusste ich aber nicht: soll ich lieber Verkehr vermeiden oder aufsuchen? Ich versuche es also mit aufsuchen und auch ruhig zuschauen. Daran hatte ich gar nicht gedacht.

Bonfire
Welpen-Nase
Beiträge: 53
Registriert: Do Apr 22, 2010 6:42 am

Re: Angst und die Leinenführigkeit

Beitrag von Bonfire »

Hallo,
Eine mögliche Vorghensweise: versuch' darauf zu achten, in welchem Abstand er keine Angst vor Autos zeigt, dort wird er belohnt (nette Worte, Leckerchen o.a.). Dann verringerst du den Abstand zum Verkehr ganz wenig, so dass er nicht wirklich Panik bekommt, lässt ihn sich einen Moment an die Situation gewöhnen, entspannt er sich: belohnen. Entspannt er sich gar nicht, Abstand einfach vergrößern, aber nicht loben (sonst baust du u.U. eine Fehlverknüpfung auf, dass das 'Verschwinden' der Autos belohnt wird).
Viel Spaß beim Üben,
LG, Martina

Sanne
Große-Nase
Beiträge: 1595
Registriert: So Mär 21, 2010 3:11 pm

Re: Angst und die Leinenführigkeit

Beitrag von Sanne »

Hi,
Ezralino hat geschrieben:Ich habe sicherlich selber erschrocken reagiert, aber sonst bin ich "brav" weiter gelaufen und habe erst etwas später ihn untersucht.
Genau das wusste ich aber nicht: soll ich lieber Verkehr vermeiden oder aufsuchen? Ich versuche es also mit aufsuchen und auch ruhig zuschauen. Daran hatte ich gar nicht gedacht.[/quote]

Super, dann hast du ja genau richtig reagiert :streichel:

Ja, auf jeden Fall Verkehr aufsuchen, und zwar so viel wie möglich (bzw. so viel wie er auch aushält).

Die Methode von Bonfire kannst du auch probieren, wenn es die Umgebung bei dir zulässt. Denn bei der Methode ist absolut wichtig für den Erfolg, dass während der ganzen Trainingszeit niemals eine Situation eintritt, in der der Hund dann doch näher an die "Gefahr" heranmuss. Das geht eigentlich nur, wenn man sehr sehr abgelegen wohnt.

lg,
Sanne

Cheyenne
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Re: Angst und die Leinenführigkeit

Beitrag von Cheyenne »

Hallo,
noch zusätzlich als Tipp.
Achte auf einausbruchsicheres Geschirr, evtl. zusätzlich mit Halsband abgesichert.
Jedenfalls solange er noch Angstattacken bekommt.
Nicht, dass er irgendwann in die falsche Richtung (Straße) springt.
LG
Petra
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