Deal - Leckerlievergabe

Alles rund um die Erziehung.
wun

Deal - Leckerlievergabe

Beitrag von wun »

Hi

ich lese gerade diese neue Zeitschrift und da schreibt Baumann,
dass er es skeptisch sieht, dass immer mehr gedealt wird mit den Hunden (und auch mit Kindern).
Z.b. Hund nimmt etwas auf -> man gibt ihm etwas Besseres, damit er das andere ausgibt.
Verstehe ich ja und leuchtet mir auch ein, dass diese Deals nicht wirklich zuverlässig sind.
Er meint, man muss Führungspersönlichkeit zeigen und erziehen statt dealen.
(Schade finde ich nur, dass er es nicht genauer aufzeigt, wie er sich das vorstellt.)
Wie seht ihr das?
Kann man nicht mit Hilfe des Deals ein Kommando aufbauen und sozusagen erziehen?

Wenn ich beispielsweise den Hund mit Leckerlies an einem anderen Hund vorbeilotse,
ist das dann nicht auch dealen?
Und was wäre in diesem Fall erziehen?
Hund ist laut - negative Konsequenz
Hund geht ruhig am anderen vorbei - positive Konsequenz?
So würde ich es jetzt denken?


Liebe Grüße
Julia

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simafy
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Re: Deal - Leckerlievergabe

Beitrag von simafy »

Puhhh...schwer.

Ich kann nur von mir persönlich ausgehen und sagen, dass wir fast nie mit Leckerlies gearbeitet haben.
Eher mit Körpersprache und ganz viel mit der Stimme.
Hätte nie gedacht, dass mein Mann so hoch quieken kann(wenn Hundi was richtig oder gut macht). Bild

LG
Silke
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wun

Re: Deal - Leckerlievergabe

Beitrag von wun »

Du kannst ja die Leckerlies durch beliebiges Lob ersetzen,
kommt ja auch immer auf den Hund an. Aber vom Prinzip bleibt es ja das Gleiche.

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simafy
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Re: Deal - Leckerlievergabe

Beitrag von simafy »

Wie gesagt, ist schwierig.
Aber auf irgendeine Weise muss man ja kommunizieren.
Will Harry zB. mal wieder seiner Leidenschaft, dem Aas frönen, kommt von mir ein bitterböser Ton.....dann wir er gleich ne Nummer kleiner, und zischt ab.
Ist ja dann eigentlich kein Deal, da er nix von mir bekommt....außer einem Anschiss.

Ob dieser Mann(Baumann?) mit Deal auch Lob und Tadel in Form von Stimme meint weiss ich nicht...kenne den Mann und den Artikel nicht.
Aber wenn ich nicht mit dem Hund kommuniziere, wie soll er dann wissen, was richtig und falsch ist?
Auch mit Kindern muss man reden...das bedeutet aber nicht, dass man ihnen was gibt, damit sie Anweisungen befolgen. Bild

Erziehung bedeutet für mich konsequente Führung....beim Kind, sowie beim Hund.
Schaue ich mir Kids an, die alles und jedes in den Popo gesteckt bekommen und wie die kleinen Könige behandelt werden(häufig ist das bei Einzelkindern der Fall), da überfällt mich oft das Grauen.
Die haben ein völlig überzogenes Selbstbewusstsein und laufen oft neben der Spur.
Denke, dass das bei Hunden ähnlich ist.

LG
Silke

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wun

Re: Deal - Leckerlievergabe

Beitrag von wun »

Hi Silke,

klar, da hast du recht, mit dem, was du schreibst.
MIr geht es eher darum:
Er meint (wenn ich das richtig verstanden habe), dass Deals etwas schlechtes sind, weil der Hund dann z.b. immer etwas besseres verlangt, um das Gefundene auszugeben.
Aber basiert nicht die gesamte Erziehung auf Deals?
Ich meine der Deal ist doch z.b. auch, du machst aus, danach kriegst du ein Lob - Hund weiß, dass es sich für ihn lohnt,
es gibt einen Deal, wenn du das und das tust, passiert das und das.
Warum ist dann der Deal, wo ich nicht nach der Aktion die Reaktion folgen lasse, sondern
ihm den Tauschgegenstand hinhalte so schlimm?
Solange ich da dann am Ball bleibe, sie abbaue und auf das "Aus"-Kommando bestehen.
Der Hund kann doch auch mit diesem direkten Deal das " Aus" lernen, oder?!

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Resi
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Re: Deal - Leckerlievergabe

Beitrag von Resi »

Ich kenne aus dem Verein ein Haufen Argumente gegen Leckerlies. Habe mal meine Antworten zu diversen Fragen/ Aussagen aufgeschrieben und kopiere es euch hier rein.

Ich selbst mache ja auch nix umsonst. Muss ja nicht immer Kohle sein :mrgreen: Wichtig ist eben dass man Deals nicht in Dauerbestechung ausarten lässt.


Belohnung oder Bestechung ? Kapitel 1

„Mein Hund soll es für mich tun, nicht wegen der Leckerchen“

Wenn du so denkst , frag dich mal folgendes:

Warum sollte dein Hund eigentlich jederzeit ohne zu zögern auf dein Rufen hin kommen oder im Regen Platz –Bleib machen, obwohl er doch viel lieber mit den anderen Hunden spielen würde?
Etwa weil er dich so liebt ? oder aus Dankbarkeit weil er es bei dir so gut hat ?

Willkommen in der Wirklichkeit !

Dein Hund ist ein Tier und kennt als solches kein „Pflichtgefühl , Dankbarkeit oder ähnliches.
Er wird nicht auf viele seiner Bedürfnisse und normalen Verhaltensweisen verzichten und statt dessen deinen Kommandos gehorchen, nur weil „er dich so liebt“.
So eine Beziehung würde wahrscheinlich noch nicht mal uter Menschen auf Dauer funktionieren. Würdest du zur Arbeit gehen weil dein Chef so ein netter Mensch ist ?

Die ernüchternde Wahrheit ist wohl, daß der Hund nur zwei Gründe für’s Gehorchen kennt :
Entweder tut er es weil er weiß, daß er dadurch Unannehmlichkeiten vermeiden kann oder weil er hofft , daß er dafür etwas Angenehmes bekommen wird.

Belohnung oder Bestechung Kapitel 2


„Leckerchen brauch ich nicht, Streicheln und gelobt werden genügt meinem Hund als Belohnung“

Bist du da sicher ?Da hättest du aber viel Glück einen so leicht erziehbaren Hund erwischt zu haben . Streicheln ist nur für wenige Hunde auch draußen bei Ablenkung eine wirklich attraktive Belohnung .Schau mal genau hin wenn in einer Welpengruppe so ein kleiner Purzel gerufen und bei seiner Ankunft gestreichelt wird , er versucht sich möglichst schnell wieder zu verdrücken. Der Mensch glaubt also ,das er seinen Hund belohnt, der Hund war aber eher genervt als erfreut. Der selbe Hund läßt sich aber durchaus mit großem Genus am Abend durchknuddeln .

Dasselbe gilt für’s Loben mit der Stimme.
Auch daß man nett mit ihm spricht oder in hohen Tönen“quitscht“, mag der Hund in der Regel ganz gern, aber als alleinige Prämie für Gehorsam ...?
Lob erfüllt in der Ausbildung haubtsächlich zwei Funktionen :entweder hat der Hund gelernt das es eine „handfeste“ Belohnung ankündigt – Futter , Spiel , fröhliches Herumtoben mit Frauchen usw. Oder er hat die Erfahrung gemacht, das er im Moment keine Angst vor Strafe haben muss, wenn er gelobt wird und freut sich deshalb darüber . Das letzte ist meist der Fall bei Hundeführern , die Belohnungen ablehnen.

Belohnung oder Bestechung Kapitel 3


„Mein Hund mag keine Leckerchen“

Das wäre natürlich ein Argument. Aber in mindestens 95% der Fälle müsste es wohl eigentlich heissen:Ich mag keine Leckerchen benutzen“ Denn die betreffenden Hunde nehmen durchaus interessiert ganz normale Leckerchen an.Die Besitzer hatten es aber vielleicht bisher nur mit dem täglichen Trockenfutter versucht, das zu Hause womöglich noch den ganzen Tag im Napf bereitsteht. Klar das das dann nicht sonderlich attraktiv ist. Ehe man nicht zB. Trockenfisch, Käse oder gekochtes Hühnerfleisch ausprobiert und notfalls auch mal eine Mahlzeit hat ausfallen lassen,kann man also nicht sagen der Hund interessiere sich nicht für Leckerchen .Dabei kann man bei den allermeisten Hunden,die Anfangs solch „extreme“ Futterbelohnung brauchen, schon nach wenigen Wochen auf normale Leckerlis übergehen.Anfängliches Desinteresse an Leckerchen liegt nämlich oft eher daran ,Daß der Hund unter Stress steht oder auch einfach noch nicht gelernt hat , sich zu konzentrieren und sich sein essen zu verdienen.Bessert sich das im Laufe der Aubildung , brauchen die Leckerchen nicht mehr so ausgefallen zu sein

Belohnung oder Bestechung Kapitel 4


„ Mit Futter kann ich nicht arbeiten, dann bettelt mein Hund nur noch oder regt sich zu dolle auf“


Tatsächlich kann man auch mal zu viel Motivation haben. In diesem Fall kann eine kleine Mahlzeit vor dem Training oder Knäcke statt Wurst besser. Solch Fälle von übereifer sind aber das geringere Problem. Man kann einfach die Motivation etwas herunterfahren, muss allerdings bei solch übereifrigrn Hunden auch selber sehr konsequent sein und darf wirklich nur das belohnen ,was man auch verlangt hatund was der Hund korrekt ausgeführt hat. Im Grunde ist es ja schön wenn der Hund sich so leicht motivieren läßt.
Anfänglich unkontrollieretes Verhalten liegt aber auch oft daran das der Hund (der vielleicht noch nie mit Futter für Gehorsam belohnt worden ist) , noch gar nicht begriffen hat das er durch sein eigenes(Wohl-)verhalten die begehrten Leckerchen bekommen kann.Er lebte bisher vielleicht in dem glauben ,er könne sie für stupsen , anspringen, süß gucken usw. bekommen oder Menschen verteilen Leckerchen nach Lust und Laune, unabhängig vom verhalten der Hunde. Hilfreich dafür daß der Hund die wahren Zusammenhänge schnell begreift, sind Übungen, bei denen das Futter zwar in Reichweite ist, aber der Hund erst etwas bestimmtes ohne direkten Kontakt zum Leckerchen tun muß, um es sich zu verdienen. Man kann etwa ein Futterbröckchen gut sichtbar in der einen Hand halten, es dem Hund aber erst geben, wenn er mit der Nase an die andere, leere Hand stupst. Versucht er, sich das Leckerchen direkt zu nehmen, schließt man einfach die Hand und verhindert so, daß er es bekommt. Natürlich ist es auch wichtig, ihm konsequent nichts zu geben, wenn er bettelt und allzu aufdringlich wird oder anfangs womöglich versucht, sich die Leckerchen einfach zu grabschen. Hat dein Hund die Spielregeln erst einmal begriffen (was meist sehr schnell geht), wird er ebenso eifrig gehorchen, wie er zuvor gebettelt hat und auch nicht mehr versuchen, dir in die Tasche zu kriechen.
Eine andere sehr empfehlenswerte Sache ist der Gebrauch eines sogenannten Brückensignals, z.B. eines Clicker oder eines kurzen, deutlichen Lobwortes wie „Fein!" oder „Ja!", mit dem man jeweils die Leckerchengabe ankündigt. D.h. in dem Moment, in dem dein Hund etwas tut, für das er deiner Meinung nach ein Leckerchen verdient, sagst du einfach nur „Fein!" und erst danach (allerdings möglichst schnell danach) gibst du ihm das Futterbröckchen. Das Wort „Fein!" überbrückt so die Zeit zwischen dem „lobenswerten Augenblick" und der tatsächlichen Übergabe der Belohnung (die ja oft nicht exakt im richtigen Moment möglich ist) und hilft so dem Hund, zu verstehen, wofür genau er das Leckerli bekommt.

Belohnung oder Bestechung Kapitel 5


„Dann gehorcht der Hund doch nur , solange ich Leckerchen in der Hand oder Tasche habe“



Dazu kann es tatsächlich leicht kommen, wenn man Futter zu oft oder zu lange als Lockmittel benutzt. Davon, daß man den Hund mit einem Leckerchen in der Hand „an der Nase herumführt", hat er nämlich an sich noch nicht viel gelernt – außer eben dem Leckerchen zu folgen. Denn für ihn sind es zwei ganz verschiedene Dinge, mit oder ohne Leckerchen in der Hand zu folgen. Den Übergang muß er erst lernen und solange das nicht erfolgt ist, kann man auch noch nicht davon sprechen, daß die Ausbildung abgeschlossen ist. Das aber machen sich viele Hundehalter nicht klar. Sie gehen anfangs z.B. mit einem Leckerchen als Lockmittel in der Hand bei Fuß. Nach einiger Zeit glauben sie dann, der Hund wisse ja nun, was „bei Fuß" bedeutet, lassen das Leckerchen plötzlich weg und stellen dann vielleicht enttäuscht fest, daß ihr Hund nun plötzlich gar nicht mehr oder nur noch sehr mangelhaft „gehorcht". Das ruft dann den falschen Eindruck hervor, mit Leckerchen als Hilfsmittel im Hundetraining könne man nur Halbheiten erreichen.
Das größte Problem beim Ausschleichen von Futter als Lockmittel ist aber weniger der Hund sondern vielmehr der Hundehalter: er muß es aushalten, daß sein Hund dabei einen kleinen Leistungseinbruch erleidet. Statt ebenso eng bei Fuß zu gehen wie bisher, als man noch ein Leckerchen in der Hand hatte, an dem der Hund mit der Nase „klebte", geht er nun, wo die Hand leer ist, vermutlich eher wieder in größerem Abstand und längst nicht so aufmerksam mit. Er ist irritiert, weil die Bedingungen sich auf einmal geändert haben und zweifelt daran, daß sich das Spielchen für ihn noch lohnt. Daher muß er unbedingt trotzdem noch eine Weile oft belohnt werden (nun aus der Tasche), selbst wenn seine Leistung vorübergehend etwas schlechter ist. Beim Ausschleichen von Lockmitteln hilft außerdem die Verwendung von Brückensignalen und Übungen, bei denen man etwa den Leckerchenvorrat gut sichtbar auf einen Stuhl legt und der Hund trotzdem erst seine Übung ausführen muß, ehe er etwas davon bekommt. Er lernt so, daß es egal ist, wo die Leckerchen sind, und daß er sie nicht bekommt, weil man sie zufällig in der Hand oder in der Tasche hatte, sondern weil er etwas gut gemacht hat. Und erst wenn das gegeben ist, kann man wirklich vernünftig mit Futterbelohnung arbeiten.

Belohnung oder Bestechung Kapitel 6

„Ich kann doch nicht ewig mit Wurst oder Käse in der Tasche rumlaufen."

oder: „Mit Leckerchen will ich gar nicht erst anfangen, sonst muß ich ja später auch immer mit Leckerchen belohnen."



Mal Butter bei die Fische – wäre es wirklich so schlimm, zu dem Hausschlüssel und der Hundeleine, an die man sowieso denken muß, jeweils auch ein paar Leckerchen einzustecken, wenn du mit dem Hund rausgehst? Du musst ja nicht ewig Wurst und Käse sein. Kann es sein das manch einer glaubt der Hund würde später nichts mehr ohne Belohnung tun , oder sogar das der Hund immer mehr fordern würde.
Ich hab noch nicht gehört das jemand gesagt hat : mit Leinenrucken fang ich gar nicht erst an, sonst muss ich das immer tun. Dabei ist genau das der Fall. Denn die Motivation – sei sie positiv oder negativ – muß tatsächlich ein Hundeleben lang immer mal wieder aufgefrischt werden. Wie bei uns Menschen übrigens auch. Oder was würdest du denken wenn Dein Chef sagt : Nun, ich sehe, Sie haben sich gut eingearbeitet, dann kann ich ja jetzt die Gehaltszahlungen einstellen! Was!? Sie wollen auch weiterhin für Ihre Arbeit bezahlt werden? Aber ich habe Sie doch ganze drei Monate lang bezahlt – das muß ja wohl reichen!

Dennoch hast Du es, falls Du ein Belohnungsmuffel" bist , besser als Dein Chef. Das Faszinierende ist nämlich, daß sich zumindest bei Hunden gerade durch das Reduzieren von Belohnungen nicht nur der Gehorsam nicht verschlechtern muß, sondern sogar eine Leistungssteigerung erzielt werden kann. Doch auch hier gilt: gewußt wie. Wenn man dem Hund etwas neues beibringt, ist es wichtig und richtig, ihm zu Anfang für jede erfolgreiche Ausführung ein Leckerchen zu geben. Denn so begreift er die Zusammenhänge („Ach so, wenn ich x tue, folgt darauf y!") am schnellsten. Sobald diese Hürde genommen ist (was unter günstigen Bedingungen und bei einfacheren Übungen wie „Sitz" nur einige Tage dauert) kann und sollte man anfangen, schon mal hin und wieder nur zu loben und kein Leckerchen mehr zu geben. Auf diese kleine Enttäuschung reagieren zwar manche Hunde anfänglich etwas „deprimiert" und entmutigt (dann muß man bei ihnen mit dem Ausschleichen der Leckerchen sehr behutsam vorgehen), die meisten jedoch sofort noch eifriger, nach dem Motto: „Das verstehe ich nicht - es hat doch bisher immer geklappt! Ich versuche es am besten gleich noch mal!"

Ziel des Abbaus der Belohnungen ist schließlich der Übergang zur Belohnung nach dem „Glücksspielprinzip", denn dadurch behält der Hund einmal Gelerntes besonders hartnäckig bei. Ein Beispiel dafür ist das betteln am Tisch. Hat die Familie dem betteln anfangs nachgegeben und beschließt nun, es dem Hund konsequent abzugewöhnen, wird er bereits nach wenigen Tagen begriffen haben und sich vom Tisch trollen. Doch wehe, jemand ist inkonsequent und steckt ihm hin und wieder doch etwas zu – das Bettelverhalten kann dadurch so hartnäckig werden, daß der Hund buchstäblich wochenlang auch ohne Häppchen am Tisch ausharrt.

Versuche an Ratten im Labor haben ergeben, daß die Tiere sogar noch besser „arbeiteten", wenn sie nur etwa jedes vierzigste Mal für eine bestimmte Tätigkeit belohnt wurden, als wenn sie für jede einzelne Ausführung etwas bekamen. So etwas geht aber nur durch allmähliches und systematisches Herunterfahren der Belohnungshäufigkeit, nicht indem man ein paar Wochen lang jedes Mal belohnt und dann ganz abrupt kaum noch. Und: die Belohnung muß aus Sicht des Tieres wirklich zufällig kommen!

Wenn Dein Hund z.B. schon daran, ob Du vor dem Rufen in die Jackentasche greifst oder nicht, erkennen kann, ob er diesmal ein Leckerli bekommen wird, ist das kein „Glücksspiel", sondern Berechnung!
Und wann ist ein Leckerchen nun wirklich Bestechung? Dann, wenn Sie es Ihrem Hund schon geben, bevor er das von Ihnen Gewünschte getan hat - oder womöglich sogar, obwohl er Ihr Kommando nicht ausgeführt hat, in der Hoffnung, daß er es dann doch noch tun wird. „Hier hast du ein Leckerchen, nun sei aber auch schön brav!" – das funktioniert bei einem Hund mit Sicherheit nicht, denn damit belohnst du seinen Ungehorsam oder sein Zögern.

Regeln zum Umgang mit Leckerchen:
Du solltest
die Leckerchen von der täglichen Futterration abziehen
Deinem Hund beibringen, Leckerchen sanft aus der Hand zu nehmen
betteln und aufdringliches Verhalten konsequent ignorieren
Leckerchen nicht zu lange als Lockmittel benutzen
Leckerchen bei neuen Übungen anfangs großzügig geben und die Belohnungshäufigkeit später allmählich abbauen
und die Leckerchengabe möglichst mit einem bestimmten Signal (Click, Lob) ankündigen.
Die Leckerchen sollten
wirklich attraktiv
so klein wie möglich
eher weich und nicht krümelig
und abwechslungsreich sein.


Hier findet ihr was zur positiven und negativen Bestärkung sowie zur positven und negativen Bestrafung: http://www.sshv-tirol.com/html/click_unterordnung.html
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Moni
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Re: Deal - Leckerlievergabe

Beitrag von Moni »

Dann will ich mal von meinen Erfahrungen berichten. Ich hab mit Miro am Anfang Erziehung mit Leckerli geübt. Hat super geklappt, nur das Ausschleichen war für ihn indiskutabel. Er hat auf seine regelmäßige Belohnung bestanden. Dann kam sein Jagdtrieb durch und er war draußen von nix, aber auch gar nix davon abzulenken. Der war so unter Jagdstreß, dass er alles um sich rum vergessen hat. Weder ich, noch Spiel, noch Leckerchen, ist gar nicht bis zu ihm vorgedrungen. Also hab ich mir eine Hundedtrainerin gesucht, die auf andere Art und Weise arbeitet. Anke, so heißt die Gute, hat mir beigebracht, dass als erstes gar nichts geht, wenn Hund mich nicht anschaut. Zieht er an der Leine, bleib ich stehen und Hund muss sitzen (zieht man die Leine leicht nach oben, setzt sich Hund automatisch hin). Schaut er mich an, gibts ein Mimik- oder/und Stimmlob und es geht weiter. Zieht er wieder- das selbe. Ist man konsequent, hat das Hund ganz schnell drauf. Das selbe macht man mit der Schleppleine, immer einen Meter mehr zugeben. Dann Kommando "sitz" neben dir und danach auf Entfernung, wenn er nicht hört, Zug an der Leine. Neben den Hund stellen (Zusammengehörigkeitsgefühl) und warten bis er guckt. Dann gehts weiter. Der Hund lernt schnell, ohne dich geht nix und die Bewegung ist die Belohnung. Bei Miro musst ich dann mir immer noch was Neues ausdenken, mal hab ich die Leine immer kürzer gemacht, dass er zu mir kommen musste, sitzen und warten bis er schaut, mal umdrehen und in die andere Richtung laufen. Hat er sich gut benommen, sind wir schneller vorwärts/ans Ziel gekommen. Hat er nicht mit mir zusammen gearbeitet hat es halt doppelt so lange gedauert. Da stehst du auch mal locker 10 Min. neben deinem Hund oder läufst Kreise, vor und zurück, bis der sich bequemt und nach dir schaut. Aber die Abstände werden mit der Zeit immer kürzer. Später kommt das Kommando "Platz",... Und als Belohnung, aber nicht als Bestechung spielt man dann auch mal eine Runde Ball oder sonstwas mit ihm, macht dann beiden riesigen Spaß. Genauso wie die Erlaubnis zum "Mäuse buddeln" im Gegezug zum "Raus da" für das Verbot eine Hecke, Wiese oder Wald ohne Erlaubnis zu betreten.
Weiß jetzt nicht, ob ich das so gut erklärt hab, aber mit Konsequenz lernt der Hund nachhaltiger Befehle zu verstehen und dich zu respektieren, als mit Leckerli. Inzwischen arbeite ich auch viel mit dem Clicker und dabei funktioniert das Ausschleichen von Leckerli super. Allerdings benutze ich ihn eigentlich nicht für den Grundgehorsam sondern nur fürs Tricks und Dogdance. Obwohl ich heute festgestellt habe, dass er sich von fremden Hunden leichter ablenken lässt, wenn ich seinen Blickkontakt mit einem Click bestätige. Weil er einfach weiß, das war jetzt echt richtig.
Liebe Grüße-
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Re: Deal - Leckerlievergabe

Beitrag von Resi »

Natürlich sind Leckerlies nicht die einzige Möglichkeit zu belohnen aber eben eine von vielen und man muss immer von der Situation abhängig machen was man tut.
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Re: Deal - Leckerlievergabe

Beitrag von Melkmeisje »

Interessantes und schwieriges Thema.

Ich denke ein Deal ist, wenn der Hund zum Beispiel etwas vom Boden aufnimmt
und der Hundeführer ihn mit einem Leckerchen vor der Nase rumwedelt damit er es ausgibt.
Dabei muss man in der Tat immer was besseres dabei haben, als das was der Hund findet.
Warum sollte er sonst tauschen (dealen) wollen? Das würde für mich in die Kategorie Bestechung
fallen.

Erziehung dagegen ist es, wenn der Hund was vom Boden aufnehmen will ich sage "Aus"
und er tut das gewünschte. Erst dann gibt es eine Belohnung.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das Belohnen als solches kritisiert, eher das Bestechen.

Ich denke man muss unterscheiden zwischen Dressur und Erziehung. Das Locken mit Leckerchen
oder ähnlichem kann beim Aufbau von Übungen hilfreich sein. Ist dann aber eher in den Bereich
der Dressur einzuordnen. Erziehung funktioniert meines erachtens nur, wenn ich Grenzen setze
und diese auch meinem Hund mitteile. Dies sollte ohne Bestechung funktionieren, aber nicht
ohne Lob.

Viele Grüße von
Anja
Wenn ein Hund nur darf, wenn er soll, aber nie kann, wenn er will, dann mag er auch nicht, wenn er muss.
Wenn er aber darf, wenn er will, dann mag er auch, wenn er soll und dann kann er auch wenn er muss.

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Re: Deal - Leckerlievergabe

Beitrag von Moni »

@Resi- komisch, vorhin war dein erster Beitrag noch nicht drin, hat auch nix gesagt, dass ein neure erstellt wurde :n010: :n010:
seh das jetzt durch Zufall.Komisch.Aber ehr guter Beitrag :lol: .
Liebe Grüße-
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Re: Deal - Leckerlievergabe

Beitrag von Phoebe »

....man sollte auch nicht den Aspekt außer acht lassen, wie ich dem hund das leckerlie verabreiche....

fuchtel ich vor dem hund damit hin und her und stopf es ihm dann rein, hab ich wirklich nüscht gekonnt. meine hunde dürfen das leckerlie sehen, aber sie müssen es sich erarbeiten...

...in der hundeschule habe ich gerade einen jungen jagdhund, der seine leckerlies (fleischwurst und käse!!!!!) immer ausspuckt, weil frauchen es ihm hinträgt. außerdem ist er nach kürzester zeit unaufmerksam und macht dann ni mehr mit...egal wie viele kekse sie ihm vorsetzt...

...nun haben wir den spieß rumgedreht...

es ging in der letzten übung um leinenführigkeit beim spazieren gehen.

hundi an die leine. frauch hält ihn kurz, wirft ein fleischstück 1,5 m vor sich hin, erjagd es dann mit hundi...und siehe da, hund frisst. dann checkt er, dass er gemeinsam mit frauchen gejagt hat...*fetzt* und schaut sie fordernd an. nun geht sie einfach los, er läuft sie anglotzend neben ihr her und bekommt dafür das leinenkommando und dann das leckerlie....

....und dasselbe nochmal von vorn....

ich arbeite also hier auch mit leckerlie, aber der hund erarbeitet es sich selbst. versteht er das prinzip der übung nach einigen wiederholungen, kann ich die vorangeschobene jagdübung verringern und das leine gehen allmählich ausbauen.


und zu thomas baumann....guter hf, guter trainer.....er hatte bei mir in der nähe ja mal sein übungszentrum...kenne viele, die dort waren und er hat das auch wirklich immer gut gemacht...und sein buch "damit wir uns verstehen" ist immer wieder klasse! da kann man sich viel rausnehmen.
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wun

Re: Deal - Leckerlievergabe

Beitrag von wun »

Hi,

ich finde eure Beiträge sehr interessant,
aber irgendwie beantwortet er mir nicht meine Frage, aber ich gebe gerne zu,
dass ich sie nicht richtig ausdrücken kann oder sie ist zu offensichtlich, dass nur ich da wieder zu doof zu bin.
Das was ihr alles schreibt, finde ich hochinteressant, nur das ist mir soweit eigentlich klar.

Liebe Grüße
Julia

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Re: Deal - Leckerlievergabe

Beitrag von Resi »

Hier findet ihr was zur positiven und negativen Bestärkung sowie zur positven und negativen Bestrafung: http://www.sshv-tirol.com/html/click_unterordnung.html
:n010: hast du dir den Link auch angesehen?
Pudelverrücktsein ist schön- es kann eben nur nicht jeder...

wun

Re: Deal - Leckerlievergabe

Beitrag von wun »

@Anja/Resi: Ja.
Das ist mir alles bekannt, hatte gerade in der Uni ein Seminar über ADHS-Kinder wo wir uns eigentlich nur mit Verstärkung/Bestrafung bzw. Konditionierung beschäftigt haben.
Es geht mir eigentlich mehr "nur" um den "Deal"an sich , denn Baumann ja so abwägig findet, er will, dass wie die Hunde erziehen und nicht mit ihnen dealen, daher auch meine Frage:
Wenn ich beispielsweise den Hund mit Leckerlies an einem anderen Hund vorbeilotse,
ist das dann nicht auch dealen?
Und was wäre in diesem Fall erziehen?
Für mich wäre demzufolge jede Art von Lob ein Deal, was ist also so schlimm am Tauschen, wenn der Hund etwas im Fang hat, wenn ich es dann später wieder ausschleiche?

@Anja : Sorry, deinen Beitrag hatte ich überlesen, ich nehme alles zurück.
Das klingt sehr sinnig mit Erziehung & Dressur.
Aber trotzdem weiß der Hund doch auch in der Erziehung, dass eine Konsequenz folgt, also hat man doch auch eine Art Deal mit ihm, oder?
Da besteche ich den Hund doch auch mit beispielsweise sozialen Lob?

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Re: Deal - Leckerlievergabe

Beitrag von Resi »

ist Baumann denn explizit gegen Deals oder gegen Deals die eigentlich Bestechung sind?
Pudelverrücktsein ist schön- es kann eben nur nicht jeder...

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