Leinenführigkeit

[lenibeni]

Ich habe jetzt mal einen neuen Thread eröffnet, um meine Methoden zum Üben der Leinenführigkeit mit euch zu teilen.
Einmal wäre da der Richtungswechsel, d. h. man bringt den Hund mit Leckerlis neben sich, läuft los und sobald er überholt drehe ich um 180° um, das alles nicht zu schnell und mit deutlicher Körpersprache. Großer Nachteil: man kommt eigentlich nicht vom Fleck!! Das mache ich, wenn er so ganz unaufmerksam ist, damit er merkt, dass er mit mir üben muss.
Die zweite Methode ist stehenbleiben, sobald er zieht. Wenn er sich umdreht wird er mit Clicker oder Markerwort bestätigt und bekommt ein Leckerli in meiner Nähe (kann auch auf den Boden geworfen werden). Das sollte dazu führen, dass er nicht mehr so zieht, aber er geht deswegen noch längst nicht an lockerer Leine neben mir. Aber irgendwann war ich so genervt von dem Geziehe, dass ich gar keine Lust mehr auf Spaziergänge mit ihm hatte, da hat die Trainerin das eingeführt. Außerdem ist das auch ein Geduldsspiel, denn je nach Ablenkung kommt man auch nicht vorwärts!
Dritte Methode ist, ihn mit Leckerlis füttern, wenn er neben mir geht und die Abstände der Leckerlis vergrößern. Ich habe dann angefangen meine Schritte zu zählen.
Die vierte Methode ist, ihm mit Geräusch und Körpersprache klar zu machen, dass er nicht an mir vorbei soll. Das hatte ich auf YouTube gesehen, aber als ich es ausprobiert habe, hat das genau beim erstenmal gewirkt und er hat mich verdattert angesehen, anschießend war er nur noch irritiert hat sich aber nicht groß drum geschert. Wir haben es jetzt so aufgebaut, ich lasse den Hund vor mir absitzen und gehe dann rückwärts von ihm weg und zeige ihm mir zu folgen, und sobald er mir zu nahe kommt, oder er auf die Seite ausweichen will, stoppe ich ihn körpersprachlich, also Hände abwehrend nach vorne, Fuß in den Weg stellen und ein kräftiges "Schschtt". Er soll so lernen, dass dieses "Schschtt" heißt, langsamer werden und nicht über eine gewisse Linie gehen.

Sollte er sich mal zufällig selbständig an meine Seite verirren, dann würde ich das clickern, das ist aber bis jetzt noch nie passiert!

Seit gestern trägt er auch wieder Geschirr und Halsband, das Geschirr hatte ich zwischenzeitlich mal abgeschafft, weil er da noch mehr gezogen hat. Jetzt wird er zum Üben wieder ans Halsband angeleint und Geschirr heißt Freizeit.
Außerdem wird er jedesmal gelobt, wenn er mich ansieht ... was -wie gesagt- eher selten vorkommt!

[Sämi2]

Ich halte mich an Stichworte: Geschirr und lange Leine gleich Freilauf. In die Leine preschen heisst anhalten und das zurück orientieren belohnen.
Am Halsband mit kurzer Leine habe ich nur kurze Sequenzen geübt dh. wie du beschrieben hast starten und sofort abdrehen beim Zug auf die Leine. Das Max. 10 Min. pro Tag. Eventuell das laufen ohne Leine in dieser Zeit einschränken um den Hund an einen vorgegebenen Radius zu gewöhnen.
Hat hier bei 2 Hunden gut funktioniert. Hoffe ich habe mich verständlich ausgedrückt

[Fluse]

Dankeschön für deinen ausführlichen Bericht!

Was du als zweite Methode beschreibst ist glaube ich genau der Fehler. Zumindest habe ich die letzten Tage einiges gelesen und u.a. das so erfahren.
Zu clickern wenn der Hund sich nach dem ziehen (man selbst stoppt dann) umdreht belohnt ja nicht das was man möchte und so könnte der Hund lernen "ah ich ziehe, dann bleiben wir stehen und wenn ich mich dann umdrehe gibts die Belohnung" aber im Grunde wollen wir ja vorher das laufen an lockerer Leine loben.
Also ist es im Grunde eine falsche Handlungskette das umdrehen zu clickern.

[Snille]

Methode 1-3 machen mich regelmäßig wahnsinnig wenn ich es bei anderen sehe. Es funktioniert einfach NICHT. Wie viele Hunde kennt ihr die so eine wirklich GUTE (!) Leinenführigkeit gelernt haben? Diese Methoden werden auch in unserer Welpenschule gelehrt. Mit dem Ergebnis, dass die selben Hunde jetzt im Junghundekurs immer noch keinen Meter ohne Zug an der Leine gehen können. Carlo hat die Leinenführigkeit nach HTS gelernt, die in Ansätzen deiner Methode 4 entspricht, allerdings muss die Korrektur ntürlich auch richtig gesetzt werden, da empfiehlt sich ein Seminar wenn man es selbst nicht hin bekommt. Mit 9 Wochen saß die Leinenführigkeit und Carlo ist der einzige Hund in der Junghundegruppe der jetzt eine top Leinenführigkeit hat.

Noch zum Richtungswechsel: Überlegt euch auch mal, was ihr eurem Hund damit vermittelt. Nämlich, dass ihr keine Ahnung habt wo ihr eigentlich hin wollt.
Zum stehen bleiben: Stehen bleiben ist bei Hunden ein körpersprachliches Signal, dass etwas bedeutet. Natürlich nicht mehr, wenn man einfach ständig stehen bleibt.

[Sammy-Jo]

Egal welche Übung ich meinem Hund beibringen möchte, ist für mich erstmal die volle Aufmerksamkeit meines Hundes wichtig und dann führe ich mit Leckerchen in kurzen Einheiten. Wenn er dann 2-3 Schritte super geht löse ich das Kommando z.B. mit okay auf und belohne richtig

[Fluse]

Noch zum Richtungswechsel: Überlegt euch auch mal, was ihr eurem Hund damit vermittelt. Nämlich, dass ihr keine Ahnung habt wo ihr eigentlich hin wollt.

Genau das hat mich bislang auch immer daran gestört! Du hast es nur so schön auf den Punkt gebracht.


Ist die Methode nach HTS mit körperlichem blocken zu beschreiben oder bin ich da ganz falsch?

[galina]

Auch ich habe die Leinenführigkeit mit einer Art Methode 4 recht schnell etablieren können. Markerwort und entlang einer Mauer, Hauswand oÄ gehen, so dass der Hund nicht ausweichen kann. Hund links zwischen Wand und dir. Wird auf das Markerwort nicht reagiert, schwupps, hängt ein (der linke) Fuß vor der Hundenase (ohne dabei zu stoppen). Keine Belohnung, kein Clickern, einfach weitergehen. Man kann das prima immer mal wieder während des Spaziergangs üben, gut getimt, klappt die Leinenführigkeit bald wunderbar.

[kerlcheline]

ja so wie es Galina beschreibt, haben es wir auch gemacht. Krümel weiß Rolleine ( nur als Ersatz wo kein Freilauf möglich) laufen, schnüffeln, rumtollen, Kurze Leine locker neben mir gehen.
Ich halte nicht viel von Leckerli verteilen, unserer nimmt sowieso keine.

[lenibeni]

Carlo hat die Leinenführigkeit nach HTS gelernt, die in Ansätzen deiner Methode 4 entspricht, allerdings muss die Korrektur ntürlich auch richtig gesetzt werden, da empfiehlt sich ein Seminar wenn man es selbst nicht hin bekommt. Mit 9 Wochen saß die Leinenführigkeit und Carlo ist der einzige Hund in der Junghundegruppe der jetzt eine top Leinenführigkeit hat.

Dieses HTS habe ich mir auch schon angesehen und ich bin echt beeindruckt, wenn dein Junghund jetzt schon eine so gute Leinenführigkeit hat.
Was mich bei dem HTS-Vortrag etwas gestört hat ist, dass die Trainerin sich so abfällig über andere Methoden äußert. Eigentlich ziemlich ähnlich was du so schreibst.

Noch zum Richtungswechsel: Überlegt euch auch mal, was ihr eurem Hund damit vermittelt. Nämlich, dass ihr keine Ahnung habt wo ihr eigentlich hin wollt.
Zum stehen bleiben: Stehen bleiben ist bei Hunden ein körpersprachliches Signal, dass etwas bedeutet. Natürlich nicht mehr, wenn man einfach ständig stehen bleibt.

Es können doch nicht alle Hundetrainer doof sein, die nach anderen Methoden unterrichten. Irgendwie müssen sie da ja auch mal Erfolg gehabt haben, sonst würden sie es nicht so unterrichten.
Wenn ich bisher etwas über Hundeerziehung gelernt habe, dann, dass es immer mehrere Wege gibt einem Hund etwas beizubringen und es passt vielleicht auch nicht jede Methode für jeden Hund.

[Rohana]

Und es passt nicht jede Methode für jeden Menschen. Das Team zählt und für jedes Team muss der passende Weg gefunden werden. Wenn ein Trainer erzählt, er habe den einen, allein selig machenden Weg gefunden - werde ich sofort seeehr skeptisch .

[Snille]

Es können doch nicht alle Hundetrainer doof sein, die nach anderen Methoden unterrichten. Irgendwie müssen sie da ja auch mal Erfolg gehabt haben, sonst würden sie es nicht so unterrichten.

Ich nenne das Kundenbindung.

Nein, es gibt sicherlich noch andere Methoden die funktionieren. Aber eben genau diese 3 tun es nicht. Klar kann man Leinenführigkeit auch klickern und markern und mit Leckerlis heran füttern, das ist aber nicht das was ich mir als Leinenführigkeit vorstelle. Ich will einen Hund der gelernt hat sich zurück zu nehmen und die Führung an mich abzugeben. Bei HTS wird ja auch nicht "Leinenführigkeit geübt" und der restliche Spaziergang darf dann wieder gezogen werden.

Ich habe ja schon eine 9 jährige Hovawart Hündin, schon damals hat man genügend Leute kennen gelernt, die eine der drei Methoden angewendet haben. Ich glaube die wechseln immer noch die Richtung und sind nirgends angekommen.

[jojojojobounty]

Wir haben in den vergangenen Wochen mit einer Kombination verschiedener Methoden geübt. Enthalten war der Richtungswechsel, das Stehenbleiben und das Blockieren. Wenn wir nicht volle Konzentration beim Spaziergang gewährleisten können, gehen wir mit Emil am
Geschirr, z.B. wenn wir etwas besprechen wollen oder ich mit den Kollegen und Emil zum Mittagessen gehe o.ä. Anderenfalls gehen wir am Halsband, da ist er sehr sensibel.

Das mit dem Blockieren machen wir meist wenn andere Hunde im Anmarsch sind oder wenn nur einer von uns mit ihm geht und wir uns dann treffen (z.B. weil ich von der Arbeit komme und wir uns treffen und dann eine Runde gehen), denn in diesen Fällen ist er immer extrem aufgeregt und stürmisch.

Ansonsten machen wir das mit dem Umdrehen oder Anhalten, aber meist eher anhalten. Kurz davor gebe ich ein Kommando, was meinen Unmut über den Beginn der gespannten Leine ausdrückt. Häufig reicht das mittlerweile vollkommen aus. Reicht es nicht und er ist aus irgendeinem Grund stürmisch und wild, gehen wir auch mal ein Stück mit blockieren weiter, bis er runtergefahren und wieder entspannt ist.

Insgesamt belohnen wir auch viel. Aber keine Situationen in denen er aufhört zu ziehen sondern Momente in denen er von sich aus auf uns achtet und neben uns geht. Diese Momente werden immer mehr! In solchen Momenten bleiben wir auch immer Mal mit dem Kommando „stop“
stehen und meist friert er dann auch wie ein und steht oder setzt sich hin, dafür gibt es auch ein Leckerchen. Praktische Anwendung findet das an Straßen oder eben zum Üben mal zwischendurch.
Wir haben zudem geübt, dass er beim Schnalzen Blickkontakt sucht. Das klappt mittlerweile auch draußen bei leichter Ablenkung. Wenn er dann bspw. entspannt schnuffelt und durch die Gegend trottet, aber ein Radfahrer o.ä. kommt, hole ich mir so seine Aufmerksamkeit. Beim Schnalzen sucht er dann Blickkontakt und kommt meistens auch direkt freudig neben mich. Meist ist er dann auch noch etwas länger aufmerksam, sucht immer wieder Blickkontakt. Das belohne ich dann auch nochmal wenn der Radfahrer o.ä. vorbei ist. Dabei gehen wir weiter und Emil geht quasi Beifuß ohne das wir dafür jedoch ein Kommando haben oder das extra geübt hätten.

So Zugpferd spielen hat Emil noch nie gemacht. Und mit Schwung in die Leine preschen tut er nur bei einigen Hundebegegnungen (aber nicht wenn sie vor uns sind,
Da blockieren wir ja, sondern wenn sie hinter uns oder neben uns sind ) oder auf dem Weg zur Hundeschule...

[Sämi2]

Und es passt nicht jede Methode für jeden Menschen. Das Team zählt und für jedes Team muss der passende Weg gefunden werden. Wenn ein Trainer erzählt, er habe den einen, allein selig machenden Weg gefunden - werde ich sofort seeehr skeptisch .

Entspricht genau meinen Erfahrungen nach 4 Hunden und verschiedensten Ausbildnern
( und einigen selbst gemachten Fehlern )

[Bupja]

Und es passt nicht jede Methode für jeden Menschen. Das Team zählt und für jedes Team muss der passende Weg gefunden werden. Wenn ein Trainer erzählt, er habe den einen, allein selig machenden Weg gefunden - werde ich sofort seeehr skeptisch .

Genau so

Ich habe Pjakkur geclickert. Das hat bei ihm am Besten funktioniert.
Dabei hab ich das locker an der Leine laufen geklickert - sonst nichts.
Zog er an, blieb ich stehen und hab gewartet, bis er sich zu mir orientiert hat. Dann hab ich ihn wieder zu mir gerufen und wir sind neu gestartet und es wurde wieder nur das lockere Laufen an der Leine geklickert.
Am Anfang waren das vielleicht 2 vernünftige Schritte, aber er hatte sehr schnell raus, was ich von ihm möchte und hat das neben mir gehen ziemlich schnell von selbst angeboten.
Dazu hab ich noch das Kommando "locker" eingeführt.
Nach ca. 6 Monaten oder so brauchte ich weder Kommando noch Clicker mehr.

Butz lief schon ordentlich an der Leine als ich ihn bekam und der Rest musste sich halt irgendwie ins Rudel einfügen
Pjakkur ist im Nachgang betrachtet der Einzige, bei dem ich Leinenführigkeit bewusst erarbeitet hab.

[Fluse]

Ich habe Pjakkur geclickert. Das hat bei ihm am Besten funktioniert.

...

So möchte ich es auch nochmal testen.
Hast du einen Unterschied gehabt zwischen Übung und frei? Also sowas wie das eine am Halsband, beim anderen Geschirr? Oder lief das bei dir einfach über das Kommando "locker"?