Vielseitigkeit

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pudelig
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Vielseitigkeit

Beitrag von pudelig »

Ich habe gestern mit einer Frau gesprochen, die u.a. auch Schutzhundeausbildung mit ihrem Mali macht. Sie ist extrem aktiv und nimmt weite Strecken auf sich, weil sie den SV in der Nähe nicht gut findet. Ich bin komplett ahnungslos, was das Thema anbelangt und völlig voreingenommen. Wenn ich Schäferhunde auf Fotos am Arm hängen sehe, macht mich das sehr traurig und wütend. Nun hat sie mir kurz über Beutetrieb und nicht aggressiv erzählt....Was haltet ihr davon? Ich werde nachher Mal googeln.
Viele Grüße
von ilo mit Kleinpudel Micky *02.01.2015 & Zwerg Schlomo *19.03.2018
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Resi
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Re: Vielseitigkeit

Beitrag von Resi »

Ich betreibe diesen Sport auch und es muss dich wirklich nicht traurig machen wenn du einen Hund siehst der gerade in der 3. Abteilung dieser Sportart, dem sogenannten Schutzdienst arbeitet. Es macht den Hunden Spaß, es ist ein sehr ritualisiertes Beutespiel mit strengen Regeln für den Hund. Wenn du mit deinem Hund auch manchmal Zerrspiele machst dann ist das genau das, was wir IPOler auch tun. Nur haben wir das ausgebaut. Aber der Anfang ist der Gleiche. Man spielt mit einer kleinen leichten Beute und wenn der Hund sie sich geschnappt hat (das macht man ihm anfangs sehr leicht) dann feiert man das Hundekind tüchtig. Mit zunehmendem Alter steigern sich erst die Schwierigkeiten den Lederlappen zu bekommen, dann muss dafür auch schon mal gebellt werden und dann wird aus dem Lappen ein dickes weiches Beisskissen dann ein Junghundarm und noch viel später der große schwere normale Arm. Während der Ausbildung lernt der Hund die Regeln an die er sich halten muss- sprich richtige Impulskontrolle. Schnappt er sich die Beute wenn er nicht die Freigabe hat dann ist das Spiel vorbei und der Hund macht Nase. Wenn man dann zur ersten Prüfung antritt hat der Hund gelernt dass er verschiedene Aufgaben erledigen muss bevor er überhaupt in die Beute beissen darf. Zuerst muss er Revieren. Da muss er in die entgegensetzte Richtung von der Beute weglaufen um ein Versteck herum und dann erst zum Helfer im nächsten Versteck. Da darf er dann aber immer noch nicht an die Beute ran sondern muss erstmal tüchtig bellen, bellen, bellen. Mh im Training gabs da dann in der Regel die Belohnung aber in der Prüfung nicht. Hier tappert dann nach einer gefühlten Ewigkeit der Hundeführer heran und ruft den Hund von der ersehnten Beute weg zu sich heran. Dann schickt man den Helfer mit der Beute aus diesem Versteck raus zu einem anderen Punkt auf dem Platz. Man selbst setzt den Hund ein paar Meter entfernt davon ab. Dahin zu kommen bedeutet wieder Konzentration. Der Hund will die Beute muss aber schick Fuss laufen, auf Kommandos hören und dann auch noch alleine da sitzen bleiben und warten dass es endlich los geht. Nun rennt der Helfer mit der Beute los und löst beim Hund eine Art Jagdverhalten aus. Er muss warten bis der HF die Freigabe erteilt und nun endlich darf er sich seine Beute holen. Er beisst im Laufen in den Ärmel aber der Helfer rennt weiter und kämpft mit ihm um den Ärmel und bedroht ihn auch noch mit einem Stock (hier wird die Triebbeständigkeit geprüft- ein Angsthase lässt da los und rennt vielleicht gar weg aber man bringt ihnen bei da keine Angst vor zu haben) dann hält der Helfer an und stellt die Bedrohung und den Kampf ein. Der Hundeführer ist nun gut 25m, entfernt und ruft dem Hund das Auskommando zu. Der Hund muss seine geliebte Beute wieder loslassen und bellt den Helfer wieder herausfordert und annimierend an. Er hat gelernt wenn er tüchtig bellt geht es gleicht weiter mit dem Spiel und so ist es dann auch hier. Der Helfer tut so als ob er den Hund wieder angreift und der Hund darf wieder in den Arm beissen. Zusammen bewegen sie sich wieder auf den Hundeführer zu. Es erfolgt auch hier wieder ein Abbruchkommando aus und der Hundeführer tritt an seinen Hund ran der den Helfer wieder anbellt. Auf das Kommando Sitz muss sich der Hund ruhig verhalten und wird dann mit dem Kommando Fuss vom Helfer weggeführt. Ganz schön schwer denn der Hund weiß ja auch was gleich kommt und das macht richtig Spaß: Die lange Flucht. Man geht 25 m vom Helfer weg und dreht sich um, der Hund sitzt dann neben dir. Der helfer kommt bedrohlich auf euch zugerannt und schimpft dabei auch noch. Dann darf der Hund losrennen und in den Ärmel springen und fliegen. Der Helfer und der Hund kämpfen noch mal etwas um den Ärmel es erfolgt ein Aus man geht zum wieder hoffnungsvll bellenden Hund und nimmt ihn mit dem Kommando Fuss wieder mit. Prüfung beendet. Im Training bekommt der Hund immer und immer wieder die Bestätigung, heisst er darf beissen, dem Helfer den Arm entreissen und damit stolz rumrennen.
Wenn das Training manchmal etwas lauter und vielleicht nicht so nett aussieht muss man sich einfach mal daran erinnern dass es sich in dieser Sparte meist um sogenannte Gebrauchshunde handelt. Die wurden und werden dazu gezüchtet frech und selbstbewußt zu sein, sich auch in schwierigen und bedrohlichen Situationen zu behaupten und immer alles zu geben. Wenn ich mit Farinelli trainiere bin ich immer ganz leise, quietschig und lieb, führe ich Leon, einen DSH-Mali-Mix dann sieht das ganz anders aus. Ich bin immer noch fair und auch lobend aber der Schweinehund setzt sich auch gerne mal über gewisse Dinge hinweg wenn ich ihm nicht deutlich erkläre dass ich das so nicht in Ordnung finde und die Androhung von Konsequenzen gibts dann gerne schon mal gleim im Kommando mit. Da wird aus einem Pudelgesäuseltem Fussili eben ein sehr barsches Fuss etc.

Aber IPO besteht nicht nur aus Schutzdienst sondern auch noch aus intensiver Fährtenarbeit und der Unterordnung. Ich schreib da gerne später noch was zu aber jetzt muss ich erstmal los
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pudelig
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Re: Vielseitigkeit

Beitrag von pudelig »

Hallo Resi,
Puh, das ist ja alles Neuland. Ich bin heute Abend beim Sportverein für Gebrauchshunde verabredet und schon sehr gespannt.
Viele Grüße
von ilo mit Kleinpudel Micky *02.01.2015 & Zwerg Schlomo *19.03.2018
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pudelig
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Re: Vielseitigkeit

Beitrag von pudelig »

Ich bin ja echt geplättet. Traineransage immer wieder: MUSST DU MIT STIMME MACHEN! ( nicht zu mir, aber zu vielen anderen) Wenn Hund nicht spätestens beim 2. Mal ausführt, dann STIMME! Was haben die ihre Hunde angeblökt :shock: Dann hatte einer einen Stachelwürger in der Hand und quatschten mit der Trainerin darüber. Ich habe gefragt, was sie mit DEM denn wollen. Ja, der ist für Hund XY. Ich sagte, ich denke, das sei ja wohl Schnee von gestern! Nein, gezielt angewandte ist das gut, man muss nur damit umgehen können UND: DER IST JA NOCH NICHT MAL ANGESPITZT. Und das letztens dort gehaltene Seminar für Stromhalsbänder war auch gut und so viel Strom ist da gar nicht drauf :shock: Es waren deutlich mehr Herren anwesend, als ich das von Hundeschulen und Seminaren kenne. Der eine Herr mit seinem Ridge Back sprach mit seinem Hund über Micky und mich hinweg und hat Micky als "FRISCHFLEISCH" bezeichnet. Also das Klischee wurde vollends erfüllt :? Ach menno, ich hätte schon Lust auf Hundeplatz, mehrmals die Woche Trainingsmöglichkeit, mit Agility, Obidience und BH Prüfung. Aber was mein Herz ja so erfreut hat: wir haben am Schluss Gruppe mitgemacht und da könnte sich manch einer ne Scheibe von meinem tollen Superpudel ne Scheibe abschneiden. :wav:
Ich hatte heute so einen tollen Spruch gelesen: Ein Pudel ist viel zu schlau und viel zu verspielt um zu irgend etwas nützlich sein zu können. :frech:
Viele Grüße
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Andolina
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Re: Vielseitigkeit

Beitrag von Andolina »

Oh ja, sie wollen uns nur beibringen, nicht immer nützlich sein zu müssen..... doch das ist im höchsten Grade subversiv und untergräbt die gesellschaftliche Leistungskultur tz..tz.tz....
Pudel eben...
Und danke Anja für den ausführlichen Exkurs, ich habe echt was gelernt! Super interessant :klatsch:
Bild . Churchill -
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Gero
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Re: Vielseitigkeit

Beitrag von Gero »

Guten Morgen,

warst du hier in der Gifhorner/Braunschweiger Ecke auf dem Hundeplatz? Solche Erlebnisse hab ich hier zur Genüge auf mehreren Hundeplätzen und sogar in Hundeschulen erlebt!

Deshalb bin ich ja irgendwann regelrecht verzweifelt bei meiner Suche, man weiß ja vorher nie WIE es dort zugeht.

Und Ratschläge wie: "such dir eine gute Hundeschule" waren da nicht hilfreich - eben weil ich ja vorher nie weiß welcher Umgang/Ton dort herrscht.
Und nach dem xten Versuch gibt man auf.

War auch für den Hund purer Stress - immer wieder neue Plätze, neue Menschen und neue Hunde.
Liebe Grüße - Eveline mit Gero und Mia

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Resi
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Re: Vielseitigkeit

Beitrag von Resi »

hui da hast du scheinbar voll die "Vorzeigetruppe" schlechthin getroffen. Schlimm sowas!

Seminar zum Tackerensatz.... die Nutzung ist in Deutschland übrigens gesetzlich verboten. So ein Seminar dazu gehört angezeigt! Natürlich kann man Hilfsmittel wie Stachel und Tele gezielt einsetzen aber das können leider die wenigsten und vorher muss der Hund immer schon die Chance gehabt haben zu lernen was man von ihm will.

Was willst du denn mit deinem Hund wirklich machen? Wo wohnst du? Vielleicht kann dir hier jemand einen Platz empfehlen.
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pudelig
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Re: Vielseitigkeit

Beitrag von pudelig »

Ich dachte, dass die Stachelwürger verboten sind. Und die Teletacker auch.

Ich wohne bei Walsrode. Ich möchte aber nicht mehr als 30 km fahren. Ich bin hin und hergerissen. Irgendwie möchte ich mit den Leuten da rein gar nix zu tun haben, dann denke ich wieder, manno, ich kaufe eine 10er Karte und mache da halt 10 x Einzel. Mit Micky werden sie so einen Firlefanz ja nicht veranstalten wollen :fechten: VON WEGEN!
Aber dann denke ich wieder, geht ja gaaaar nicht.

Die Auswahl ist hier einfach auf dem Land auch nicht soo groß. Und die Hundeschulen bringen mich auch nicht weiter. Im Moment läuft es gut. Ich habe doch auch schon allerlei gelernt. Aber immer wieder Input ist einfach besser. Nur sollte der Input natürlich mit meinem Verständnis von Miteinander kompatibel sein. :roll: Und das Gefühl: EUCH ZEIGE ICH ALLE AN - das lässt nicht unbedingt auf ein gutes Miteinander hoffen. Fast alle haben gebrüllt (außer eine andere, neue Dame :) ) Und ich habe "meinem Schönsten" nur was zugewispert :frech: Und dann erzähle ich noch was von Ausschlussdiät und da wird Frolic als Leckerli gereicht. Ich glaube, die Leute würden sich wundern, wenn ich wiederkomme... :wink:
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Resi
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Re: Vielseitigkeit

Beitrag von Resi »

Also Walsrode mit 30km Umkreis. aber was an Hundesport willst du denn machen?
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pudelig
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Re: Vielseitigkeit

Beitrag von pudelig »

Ich weiß gar nicht genau. Ich würde gern BH machen - nur so. Ich finde das auf dem Platz ganz gut, dass da Agility, Obidience, Fährte, Apportieren möglich ist - bestimmt noch mehr sogar. Ich möchte gern noch an Basics arbeiten, weitere Tipps bekommen...
Dort bekommt jeder 1/4 Std. Einzel mit 10 verschiedenen Trainern und am Ende Gruppenarbeit. Ich glaube, dass man auch paralell auf dem Platz arbeiten kann und verschiedene Sachen machen kann. Ich möchte input und verschiedenes kennen lernen. In Bad Fallingbostel gibt es einen SV, dort soll es deutlich schlechter sein als dort, wo ich war...
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Re: Vielseitigkeit

Beitrag von Resi »

In Hoya ist doch meines Wissens ein DVG Verein, die auch Basisausbildung anbieten. Eigentlich sitzt du in Walsrode perfekt zwischen Bremen und Hannover. Da gäbe es reichlich Auswahl aber mit deiner Kilometerbeschränkung kommt man nirgendwo zum Wunschverein. Hier sind viele Vereine aber dennoch fährt fast jeder seine 50-100km zum Training.
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