Schnöselchen ist suuuper abgelenkt!

[conni]

Hallo ihr Lieben,
ich habe eine kurze Frage, muß allerdings kurz ausholen.
also meine Riesenschnauzerin Emma hat ab der 16. Woche verletzungsbedingt viel Zeit auf 3 Beinen und im Käfig verbracht.
Richtig loslegen mit erziehen ect. ging erst nach 1 Jahr! Bis dahin wurde geklickert und sanfte Beschäftigungstherapie gemacht. Die Schnöselzeit haben wir also nicht wirklich mitgekriegt. Trotzdem war dieser Hund fast immer mit dem Kopf bei mir, soll heißen ich konnte sie ansprechen und dann irgendetwas mit ihr üben ect.
Nu ist unser Mina 5 Mon. und 1 Woche alt, zu hause üben wir ganz toll, wir clickern und machen Pfeiffentraining und Leinentraining.
Klappt, aber sobald die kleinste Ablenkung kommt ist sie mit dem Kopf überall, nur nicht bei mir! Leckerchen, Balli, Frauli nix interressiert sie.
Frage: verlange ich zu viel oder bin ich zu ungeduldig, ist das normal, wie kann ich mich spannend für sie machen?
Hab ein bissl Angst, irdendwas zu verpassen.
Danke schonmal von
Conni und Mina

[Elina]

Hallo Conni!

Klappt, aber sobald die kleinste Ablenkung kommt ist sie mit dem Kopf überall, nur nicht bei mir! Leckerchen, Balli, Frauli nix interressiert sie.

Kannst due in wenig genauer das beschreiben. Was z.B. ist konkret die kleinste Ablenkung?
Und wie meinst du das daß sie gar nicht an Leckerlis interessiert ist, spuckt sie die wieder raus aus dem Maul oder kann sie noch etwas runterschlucken?

LG Elina

[Sanne]

Hi,

Hmm, es gibt da verschiedene Wege.

Mein persönlicher Weg ist es, mich sowohl interessant zu machen als auch etwas "Zwang" auszuüben, damit Hundi im Kopf bei mir bleibt.

Konkret heißt das, wenn ich den kleinen Mann abrufe und er gleich ankommt, wird ein bisschen rumgehopst, gespielt, oder er wird ruhig gestreichelt. Leckerli verwende ich nicht so häufig, denn mein Hund soll merken dass er mit mir Spaß hat. Hier musst du selbst sehen, was deine am liebsten mag. Mach irgendwas mit ihr, was ihr gefällt!
Beim Leckerli geben ist häufig die Gefahr, dass der Hund nur noch auf die Leckerli fixiert ist, nicht mehr auf die Person, von der er sie bekommt. Außerdem ist der zuverlässige Abruf für mich eine Selbstverständlichkeit. Sprich, ich muss meinen Hund nicht dafür "bezahlen" sondern er hat einfach zu folgen.
Manchmal schick ich ihn auch als Belohnung gleich wieder weiter, quasi noch bevor er überhaupt ganz bei mir angekommen ist.

Wenn ich merke, dass Hund sich nicht für mich interessiert, sondern eigentlich nur für die Umwelt (z.B. Vögel beobachten oder sowas) kommt er an die Leine und er muss bei Fuß an der Leine gehen und dabei auf mich konzentriert sein. Durch Richtungswechsel und durch gezielte, dosierte und sparsam eingesetzte Leinenimpulse kann man den Hund hierbei dazu bringen, dass er sich auf seinen Menschen konzentriert. Jetzt, mit knapp 6 Monaten kann er sowohl mit als auch ohne Leine schon eine ordentliche Strecke bei Fuß zurücklegen.
Merke ich dann, dass er seine Konzentration auf mich zurückgewonnen hat, darf er auch wieder hopsen.
Wenn er sich nicht an mir orientiert und nicht wenigstens mit einem halben Ohr noch bei mir ist, bekommt er überhaupt keinen Freilauf. Den gibt es bei mir nur, solange Hund auch auf mich achtet. Das würde ich zur Not auch ein paar Wochen durchziehen.
Bisher ist er aber noch brav, dass er sehr selten an die Leine muss, eigenltich nur in Situationen in denen ich weiß, dass seine Konzentration weggeht, z.B. wenn wir Vögel sehen.

Konzentration auf den Menschen kann man dann auch an der längeren Leine trainieren, ich würde aber immer mit einer kurzen (2m) Führleine beginnen. Denn wenn man es nichtmal in dem Radius hinbekommt, dass der Hund aufmerksam auf seinen Menschen ist, wie soll es dann erst an der Schleppleine oder im Freilauf klappen?
An der längeren Leine trainiere ich dann Rückruf, sitz/platz auf Distanz etc. Machen wir aber momentan gar nicht, denn noch ist er nicht in dieser unangenehmen Phase...

Ich finde es wichtig, dem Hund ganz viel Bestätigung und Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, wenn er gut hört. Er soll merken, dass man sich darüber freut!

Gleichzeitig bedeutet das für mich aber auch, dass er genau diese Aufmerksamkeit und das Lob nicht bekommt, wenn er Unsinn macht. Ihc gehe da auch noch einen Schritt weiter und lasse meinen Hund ganz klar und deutlich wissen, wie blöd sein Verhalten grade ist.
Wenn er auf Abruf nicht reagiert, wird z.B. auch mal die Leine nach ihm geworfen (man muss dazu sagen, dass er ein ziemlich unsensibler Typ ist, der sich auch nicht sonderlich beeindruckt zeigt, wenn man ihn mit der Leine trifft). Hört er mehr als einmal hintereinander nicht auf den Abruf (kommt bisher kaum vor) kommt er an die lange Leine und der Abruf wird im Laufe des weiteren Spazierganges noch ein paarmal geübt. Hierbei rufe ich einmal, reagiert er nicht, werfe ich die Leine und treffe dabei auch. Danach ist er normalerweise ansprechbar und wird dann mit sehr freundlicher Stimme und ganz eindeutig einladender Körpersprache (vom Hund wegdrehen und in die Hocke gehen) zu mir gerufen. Ist er da, wird er gelobt.
Die lange Leine verwende ich, damit er gar nicht erst aus meinem Einflussbereich ausbrechen kann.

Man muss dabei aber unbedingt genau auf den eigenen Hund eingehen. Hat man einen unsicheren Hund, reicht vielleicht ein böser Blick oder ein deutliches "hey", damit der Hund wieder reagiert.
Solche "negativen" Dinge sollten sehr sehr gezielt und geplant eingesetzt werden, also z.B. so wie in der obigen Übung beschrieben. Keinesfalls sollte man unkontrolliert und ungeplant den Hund anschreien oder etwas nach ihm werfen.

Wie gesagt, das ist nur mein Weg und sicher nur einer unter vielen!
Ich hoffe, ich konnte dir schon ein bisschen helfen! Sonst schildere doch mal genau, was das Problem ist!

lg,
Sanne

[conni]

Hallo !
Also das sieht so aus,
wir gehen in den Wald und sie hört etwas in einiger Entfernung, dann ist sie so faszieniert (da war sie aber noch nicht unsicher), daß ich quasi machen kann was ich will,
d.h. weggehen, Leckerchen vor die Nase halten, die nimmt sie nicht, immer die Richtung wechseln und sie hinter mir herziehen, auch mal ihren Weg kreuzen, so daß sie
auf mich kucken muß, damit ich sie nicht umrenne. Auch mal sitzen lassen, und versuchen mit Lecker zu belohnen, ist alles egal, mit dem Erfolg, daß sie hinterher völlig unsicher war. Ich hab nicht geschimpft oder so, sondern versucht mit lecker oder Körpersprache ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.
Als ich gesehen habe, daß sie unsicher wird bin ich einfach weiter gegangen. Ich hab ja nicht das gehört, was sie gehört hat. Und wollte jetzt mit meinem Einwirken diese Unsicherheit nicht noch verstärken.
Dann haben wir einen anderen Hund getroffen, da war sie noch immer sehr beeindruckt, und hat sich nicht so fröhlich verhalten wie sonst.
Ich hatte den Eindruck, daß es nicht gut ist, wenn sie so sehr von Dingen abgelenkt ist, die ich nicht erfassen kann, ihre Aufmerksamkeit zu fordern, allerdings denke ich auch, daß sie mir in jeder Situation "zuhören" sollte.
Ich kann sie im Wald ableinen, und sie läuft auch nicht weg, manchmal rennt sie einfach los, wenn sie ihre eigene Spur in die Nase bekommt. Dann dreh ich um und geh einfach weg, blitzschnell ist sie dann auch wieder bei mir. Sie kuckt auch schön wo ich bin, und kommt immer angelaufen wenn ich sie fürs kucken lobe.
Auf dem Hundeplatz ist sie voller Spannung und will natürlich zu den anderen Welpen. Die Übungen macht sie schön mit, und geht auch durch den Tunnel ect. Lecker ist dann auch eher unwichtig, hauptsache sie darf mitmachen. Abrufen aus einer Spielaktion mit den anderen klappt noch nicht, sie hört mich rufen läuft auch freudig los (hurra) und lässt sich dann aber wieder ablenken.
Da mach ich mir aber keine Sorgen das wird jedesmal ein bissl besser.
Ach und Schepperdosen, Leinen ect. die nach ihr geworfen werden findet die einfach nur klasse! Allerdings ist ein scharfes Wort schon erschreckend, normalerweise.
Ich mach mir halt Sorgen, daß es Situationen gibt, wo ich keinen Zugang zu ihr finde. Und hoffe das es einfach noch altersbedingt ist.
Danke von
Conni und Minaleinchen!

[Sanne]

Hi,

Ah okay, jetzt verstehe ich besser, was das Problem ist.

Insgesamt klingt das doch alles sehr gut! Dass sie z.B. im Wald sofort wieder zu dir rennt, wenn du umdrehst zeigt doch, dass sie sich recht gut auf dich konzentriert.

Dass der Abruf aus einer spielenden Hundegruppe noch nicht perfekt klappt, ist doch ganz normal! Das ist bei uns in der Junghundegruppe auch nicht anders und auch Goethe kann das manchmal, manchmal aber auch nicht.

Ich an deiner Stelle würde die Leckerli ganz weglassen, wenn sie sich da eh nicht so für interessiert. Ihc hfinde, dass das häufig die Kommunikation zwischen Mensch und Hund nur noch komplizierter macht.

Ich bin mir übrigens ziemlich sicher, dass das Aufmerksamkeitsproblem auch was mit ihrem Alter zu tun hat
Allerdings ist es natürlihc wichtig, ihr jetzt zu zeigen, was du eigenltich von ihr willst.

Hattest du diese Situation im Wald denn schon öfter oder war das ein einmaliges Erlebnis?
Ich denke spontan, dass ich in der Situation einfach den Hund an der Leine in die dem Geräusch entgegengesetzte Richtung mitnehmen würde. Hierbei ist das allerwichtigste, dass du deinen gesamten Körper nach vorne richtest. Sprich du schaust in die Richtung in die du gehst (nicht umsehen!!!), beide Schultern sind nach vorne gerichtet (hoffe du verstehst wie ich es meine) und beide Arme und Hände sind auf Höhe deines Körpers oder davor.
Die meisten Menschen machen den Fehler, dass sie ihren Hund hinter sich herziehen und dabei den Körper total verdrehen, sprich eine Schulter zeigt nach hinten zum Hund, der Arm ist nach hinten ausgestreckt. Diese Körpersprache wirkt nicht einladend genug auf den Hund und er weigert sich, mitzugehen (weil ja in der anderen Richtung was total spannendes ist).

Wenn du dann in die andere Richtung gegangen bist und sie gut mitkommt, kannst du wieder in die ursprüngliche Richtung gehen. Wenn du merkst, dass du ihre Aufmerksamkeit wieder verlierst, gleich wieder in die andere Richtung.

Ich würde mir übrigens keinen großen Kopf machen, dass sie beim letzten Mal etwas verunsichert war durch deine Korrektur. Sie klingt ja wie ein eher robuster Typ und hat da bestimmt keinen Schaden davongetragen
Ich hab das mit meiner großen auch manchmal, da macht sie irgend nen Scheiß, ich korrigier sie und danach ist sie dann klitzeklein und man denkt sich, oh gott was hab ich dem Tier angetan. Zehn Minuten später ist sie wieder lustig und zu allen Schandtaten bereit

Mein kleiner lässt sich übrigens auch nicht von geworfenen Sachen beeindrucken. Da kann man die Discs direkt zwischen seine Füße werfen und er denkt sich "oh wie lustig, ist das ein tolles Spielzeug"... Aber solange man etwas hat, was den Hund wirklich beeindruckt, ist doch alles gut!

lg,
Sanne

[conni]

Hallo Sanne!
Danke für deine Hilfe,
ich war wahrscheinlich nicht eindeutig genug und das hat sie dann noch mehr verunsichert.
Heute war sie im Wald wieder total normal und hat die Welt ohne Leine erkundet. Immer wieder wirft sie mir einen Blick zu und entfernt sich auch nicht mehr so weit.
Ist halt nicht so ein Schwanz in die Luft und hier komm ich Riesenschnauzertrampelchen.
Da musste eine Korrektur schonmal etwas derber ausfallen, ist echt ne totale Umstellung für mich.
Habe mir eine neue Übung ausgedacht: Immer wieder kleine Steine ins trockene Laub in einiger Entfernung werfen: raschel raschel. Mina kuckt, dann kuckt sie zu mir,
Hurra toll gemacht. Dann kommt sie angelaufen. Hurra fein gemacht.
So wird sie vielleicht nicht bei jedem rascheln im Wald davonjagen. Vlt funktioniert´s.
Heute hatten wir viel Spaß im Wald.
Die Lecker hab ich heute schon weggelassen. Die gibts dann beim clickern.
Nochmal danke für deine Tipps und liebe Grüße von
Conni und Minalein!

[Sanne]

Hi,

Ach das freut mich, dass sie jetzt wieder ganz normal war!
Es gibt eben manchmal einfach so komische Tage, da klappt es einfach nicht wie normal.

Wenn sie ein unsicherer Typ ist und eher ängstlich auf die Umwelt reagiert, ist es umso wichtiger dass du souverän bist. Die Körpersprache sagt für den Hund mehr, als man sich als Mensch oft so denkt. Wenn du selber aufgerichtet, kraftvoll und energiegeladen gehst, wird sie merken, dass du ihr in ihrer Unsicherheit einen sicheren Hafen bietest und sich in komischen Situationen noch mehr an dir orientieren.

Wünsch euch weiterhin alles Gute!

lg,
Sanne

[conni]

Hallo Sanne!
Danke nochmal für deine Tipps, ich denke dur hast echt recht.
Sie ist ein bissl unsicher und nicht so draufgängerisch.
Schöne Woche noch von Conni und Wespenbespielerin Mina (der sibirische Brombeerhütehund hat wieder zugeschlagen und ne Wespe gekillt!)