Bolle - die Zeit der Pubertät

Alles rund um die Erziehung.
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natze76
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Re: Bolle - neue Zeiten brechen an

Beitrag von natze76 »

@Samsi: Das Problem mit dem Timing kenne ich. Das ist mir selbst leider mit Samir so passiert. Er hat mir ein Verhalten gezeigt, das absolut nicht geht und ich war erst mal so sprachlos, dass ich zuerst ein paar Sekunden nachgedacht und dann erst reagiert habe. An den dadurch entstandenen Probleme arbeite ich immer noch (aber mit Erfolg). Mir hat die damalige Trainerin leider nicht gesagt, wie wichtig das Timing ist. Deshalb sind bei uns auch durch Missverständnisse (können ja nicht nur in einem Forum passieren - auch wenn man einer Trainerin eine Situation nur schildert und man drückt sich vielleicht falsch aus können schnell Missverständnisse und die absolut falschen Tipps dabei heraus kommen) einige Fehler und Probleme entstanden. Deshalb ist es wichtig seinen eigenen Menschenverstand einzusetzen und zu überlegen, was für SEINEN Hund in DIESER Situation das Richtige ist. Nicht jeder Hund hat den gleichen Charakter usw.

Insgesamt finde ich diese Diskussion hier sehr spannend und interessant. In der alten Hundeschule waren sich übrigens zwei Trainer schon über gewisse Dinge nicht ganz einig. Und wenn ich sehe, wie der eine oder andere Hund in dem Verein (machen doch gerade Basiskurs) angepackt werden, da wird mir auch schlecht. Am meisten gelernt habe ich bisher bei der neuen Trainerin. Sie arbeitet mit ihren Hunden in der Rettungshundestaffel und strahlt eine Ruhe und Souveränität aus. Das ist genau das, was Hunde brauchen. Allein von dieser Trainerin kann man sehr viel für seine eigene Körpersprache lernen. Nur in manchen Situationen reicht vielleicht die Körpersprache nicht mehr ganz aus. Man muss sich allerdings fragen, ob die Situation im Café gegeben ist. Das wiederum würde ich die Trainerin und Katja entscheiden lassen, denn nur die sind im Café dabei und können Bolles Reaktion / Mimik genau sehen und das Ganze besser einschätzen. Wir beurteilen die Situation ja "nur" aus der Ferne.


Ach ja und manchmal denkt man als Ersthundebesitzer man dürfte keine Fehler machen. Ich habe zumindest in der alten HuSchu immer vermittelt bekommen, dass ich alles falsch machen würde. Dass mich das ganze dann aber total unter Druck setzt und unter Druck unter Umständen noch mehr Fehler passieren, daran hat niemand gedacht. Schließlich waren doch alle irgendwann mal "Ersthundebesitzer" und haben in der Erziehung das eine oder andere falsch gemacht. Das geht meiner Meinung nach so schnell. Man ist vielleicht mal ne Sekunde nicht aufmerksam genug oder verpatzt das richtige Timing usw. Ich freue mich jedenfalls darüber, dass man hier über Fehler in der Erziehung schreiben darf und sich unterschiedliche Meinungen anhören kann. Entscheiden muss man dann letztendlich selbst :D . Das Verständnis von den "alten Hasen" (jahrelange Hundebesitzer) freut mich ganz besonders. Denn diejenigen haben nicht vergessen, wie schwierig manchmal ein Anfang sein kann. Und trotzdem (trotz aller Fehler / Missverständnisse) haben sie es geschafft, denn sonst wären sie ja keine "langjährigen und erfahrenen Hundebesitzer" :D .
In diesem Sinne hoffe ich, dass aus uns allen hier langjährige, erfahrene und gute Hundebesitzer werden (bzw. schon sind). Und selbst langjährige Hundebesitzer lernen in manchen Situationen noch dazu :wink: (weiß ich jedenfalls von Bekannten, die inzwischen schon den 3. Hund haben und immer noch neue Dinge aus HuSchu und Co. dazu lernen). Die Erkenntnisse und Dinge der HuSchu ändern sich ja auch immer wieder.


Lg natze76
Liebe Grüße von Natalie und Marc mit Samir

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Samsi
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Re: Bolle - neue Zeiten brechen an

Beitrag von Samsi »

@ natze76
Fehler macht man nicht nur als Ersthundebesitzer, ich habe das immer noch öfter, dass ich mir hinterher in den Hintern treten könnte, weil ich in der jeweiligen Situation einfach Mist gemacht habe :wink:
Aber solche Fehler verzeihen einen Hunde ja Gott sei Dank in der Regel und aus Fehlern lernt man ja auch meist noch am Besten.

Ich habe heute bei der Morgenrunde mit den Jungs nochmal über diesen Thread nachgedacht und mein Problem, was ich mit der Methode "es gibt eine auf die Schnauze" habe, ist vor allem auch, dass man in meinen Augen hier mit Kanonen auf Spatzen zu schießen scheint.
So wie ich es verstanden habe, macht Bolle Theater im Cafe, wenn er andere Hunde sieht. Das ist nervig, sehr, sehr nervig, keine Frage, das weiß ich auch ganz genau, da Paco ja leider auch ein Pöbler ist und zu unseren schlechten Zeiten (inzwischen macht er es dank Training nur noch selten) war ich echt verzweifelt und fertig. Aber ein pöbelnder Hund bedeutet so erstmal keine Gefahr und deshalb hat man meiner Meinung nach doch eigentlich die Zeit, das Ganze langsamer und sanfter anzugehen, wenn man will.

Mal abgesehen davon, ist die Frage, warum Bolle pöbelt.
Bei Paco entstand das Pöbeln meiner Einschätzung nach damals eher aus Unsicherheit, zwischenzeitlich hat es sich vermutlich ziemlich ritualisiert gehabt, sodass wohl meist einfach aus des Pöbelns Willen gepöbelt wurde.
Wenn ich aber nun einen Hund, der unsicher ist, auch noch deckele und bestrafe, wenn er andere Hunde sieht, da lernt er doch im Endeffekt noch mehr, dass andere Hunde blöd sind. Aber das sollte doch normalerweise nicht das Trainingsziel sein, sondern eher, dass andere Hunde nichts Schlimmes sind und daher nicht großartig beachtet werden brauchen.

Ebenso ist mir so aufgefallen, als ich nochmal darüber gegrübelt habe, dass ein solches Zurechtweisen definitiv nicht zum üblichen Verhalten unserer Hunde untereinander gehört.
Zwischen unseren Beiden ist das Maximale eigentlich Knurren, die nächste Stufe wäre ein Warnschnapper, bei dem aber auch nicht berührt wird und den ich hier schon ewig nicht mehr gesehen habe. Das meiste läuft hier aber ganz klar über Körpersprache und Mimik, mehr halten unsere Hunde nur sehr selten zur Kommunikation untereinander für notwendig.
Und selbst als Paco sich mal vor einiger Zeit mit einem anderen Rüden in der Wolle hatte, weil dieser seine Warnungen einfach komplett ignoriert hat, war das im Prinzip nur ein Showkampf, ohne dass einer der Hunde wirklich zu gepackt hätte oder ähnliches, denn ansonsten wäre Paco da als deutlich kleinerer Hund als der andere Rüde gewiss nicht unverletzt rausgekommen.
Auch bei einem großen Hundetreffen vor ein paar Wochen, war es nicht normal, dass die Hunde sich gegenseitig so massiv gemaßregelt haben und auch sonst kenne ich es so, dass die Hunde im Normalfall maximal noch einen anderen Hund auf den Rücken legen, wobei sich da meist der Unterlegene selbst eher hinschmeißt - Sam kann das z.B. ganz wunderbar :wink: - und mit der Schnauze nur der Hals z.B. umpackt wird, nicht aber zugepackt wird.
Deshalb passt es in meinen Augen auch nicht, wenn man solche Methoden wie eben das auf die Schnauze schlagen mit innerartlicher Kommunikation rechtfertigen will.

Natürlich gibt es viele unterschiedliche Wege in der Hundeerziehung und bei jedem Hund muss man individuell schauen, was der richtige Weg ist, unsere Beiden unterscheiden sich da z.B. auch sehr, aber ich bin immer dafür, dass man es wenigstens erstmal mit der möglichst sanftesten Methode ernsthaft versucht bevor man zu härteren Mitteln greift.
Liebe Grüße,
Steffi mit Paco, Sam, Pepe und Henry

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Hauptstadtpudel
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Re: Bolle - neue Zeiten brechen an

Beitrag von Hauptstadtpudel »

Nochmal zur genaueren Beschreibung der Problematik, wir sind nachdem die Versuche Bolle vom Pöbeln draußen vorm Café abzuhalten gescheitert waren, nur noch IN das Café gegangen.

Er fing dann an, ankommende Gäste anzuknurren, nun kommt er gar nicht mehr mit.

In dem Café verkehren viele junge Familien, sprich kleine Kinder krabbeln und laufen da auch mal hin & her - aber selbst wenn es keine Kinder gäbe, ist ein 24 Kilo Hund in dieser Größe, der sich zwischen den Tischen aufbaut, in die Leine schmeißt und hochsteigt absolut indiskutabel.

Darüber, dass er das zu lassen hat werde ich nicht diskutieren (egal wie natürlich das Verteidigen seines Reviers sein mag - davon abgesehen ist es auch nicht sein Revier).

Das ist schlechtes Benehmen und ich muss einen Weg finden, der ihm klar macht das er das zu lassen hat.
Klar und deutlich.
Sehr wahrscheinlich agiert er so aus Unsicherheit, trotzdem muss ihm klar gemacht werden, dieses Verhalten ist nicht erlaubt.
Liebe Grüße von Katja mit Bolle im Herzen & Jella an meiner Seite

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miles
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Re: Bolle - neue Zeiten brechen an

Beitrag von miles »

hallo.....mein Miles.....ich kann nur sagen...gleiche Frisur - gleiches Verhalten! :wink: Wenn ich irgendwo fremd bin geht´s besser, aber wehe vor unserer Haustür (wir sind Landeier!) geht ein 4Beiner, egal, eine Dackelhündin oder ein intakter schwarzer ach so freundlicher Labbi Rüde...alles wird angepöbelt. Der Miles ist sehr unsicher und Revier Kontrolleur dazu. Das ist nicht lustig! Ich habe auch schon alles durch, von Ohrläppchen "petzen" Wasserpistole, ablenken, Leckerchen, mich anschauen, Richtungswechsel...er steigert sich rein und nimmt nix mehr um sich rum wahr. Völlig abgedreht. Jetzt weiche ich aus, gehe einfach in irgend einen Hof, oder ein Stück in den Wald rein, spreche mit ihm, und so kann ich ihn besser ablenken. Manchmal klappt das nicht...wenn die andere Partei rücksichtslos drauf losstiefelt ohne abzuwarten bis ich ausgewichen bin...ist das Theater groß. :x ich muß einfach damit leben. Der Miles "muß" mich und den kleinen Geordi beschützen! Meint er. Toll wäre, wenn jemand käme und die absolute super Lösung für dieses Problem hätte :n010:
Martina
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luisekatrin
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Re: Bolle - neue Zeiten brechen an

Beitrag von luisekatrin »

Samsi hat geschrieben: Ebenso ist mir so aufgefallen, als ich nochmal darüber gegrübelt habe, dass ein solches Zurechtweisen definitiv nicht zum üblichen Verhalten unserer Hunde untereinander gehört.
Unter Straßenhunden ist ein grobes Zurechtweisen durchaus üblich. Ich habe In Pompeji beobachtet, wie ein Althund einen jugendlichen Rüden, der sicherlich noch 50 m entfernt war, aber auf das Drohstarren nicht reagiert hat, ohne weitere Ansage platt gemacht hat. Das ging blitzschnell und ohne Blut, war aber sicherlich schmerzhaft für den "Ignoranten" (die umstehenden Touristen, die die Reaktion nicht hatten kommen sehen, haben sich zu Tode erschrocken).

@ Katja: Das eigentliche Problem mit Bolle wird sich sicherlich nur durch verändertes Verhalten Deinerseits im Alltag lösen. Aber da bist Du ja offensichtlich in guten Händen und auf einem guten Weg. Vielleicht noch ein kleiner Trost: Carl war in diesem Alter auch am unsichersten, ich finde er ist jetzt mit 2 1/2 viel souveräner, so dass sich manche Dinge ganz von allein erledigt haben. Wir wünschen Euch viel Erfolg und dass Ihr bald wieder gemeinsam die Hauptstadt-Cafés besuchen könnt.
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Resi
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Re: Bolle - neue Zeiten brechen an

Beitrag von Resi »

Ich schreib jetzt mal einfach meine Gedanken auf.

dieses öfter mal eines auf die Nase hauen ist sicher nicht so gemeint dass der Bolle nun alle 30 Sekunden was auf den Rüssel bekommen soll sondern eher als eine Aufforderung an Katja dem Buben mal die Schranken zu weisen. Hunde untereinander gehen ja nun auch nicht zimperlich miteinander um wenn es sich wirklich um ein Vergehen handelt und da wird dann so geahndet, dass es auch ankommt. Kein Welpe oder hüpfigschlüpfiger Jungsspund kann von Natur aus deuten, was ein leichtes Lefzenhochziehen bedeutet. sie müssen es lernen und sie lernen es dadurch das eben das Einwirken durchaus heftiger und recht einprägsam ausfällt. Haben sie es gelernt reicht eine Androhnung aus.

Beispiel: Farinelli kam hier an und war rotzenfrech. Andiamo hat sich das genau 12 Stunden angeschaut und dann gabs für nur einen schiefen Blick nen richtigen Popo voll. Hat sich mächtig schlimm angehört weil Farinelli schrie wie ein abgestochenes Schwein. Witz bei der Sache war, er hatte nicht mal nen Sabberfleck. Andiamo hat also genau so dolle auf ihn eingewirkt, dass der Zwerg ernsthaft und nachhaltig beeindruckt war aber eben auch so das er keinen Schaden nahm. Als Farinelli sich beruhigt hatte war es Andiamo der ihn vorsichtig zum Spiel aufforderte und so tat als sei nichts passiert aber oh Wunder, Farinelli wußte sich zu benehmen. Danach hat ein Brummen gereicht, das den zwerg je nach Ausmaß agieren lies. Brummer a hieß "verpiss dich jetzt sofort aus meinem Dunstkreis" Brummer b "gib Ruhe und gut ist", Brummer c "wenn du weiter nervst seh ich mich gezwungen mit dir zu spielen" Ich fand diese Kommunikation total genial. Inzwischen geht das viel subtiler. Gut, vor 2 Wochen gabs nochmal so eine Ansage weil der Bub dem Großen immer so in die Seite remmelt dass der Kabolz schießt- da hat er dann mal eben nen Graben auf 10m Länge vermessen. Andiamo hat die Pudelmütze im Griff wenn es drauf ankommt und ganz ehrlich? Ich seh die Signale auf die der Kleine reagiert oft gar nicht. Worauf ich hinaus will ist aber dass einmal richtig heftig durchgegriffen wurde und zwar nicht erst irgendwann sondern recht zeitnah zu Beginn des Fehlverhaltens. Es fand keine Steigerung des Einwirkens statt weil das sanfte Rügen nichts brachte. Nein, ganz deutlich wurde gesagt so nicht. Das bleib hängen und dann genügte eine Androhnung, das Schlimmeres folgen könnte. genauso agiere ich auch mit meinen Hunden. Will ich ein Fehlverhalten absolut nicht haben gibts was auf die Mütze.
Andiamo hat von mir eine ganz gewaltige Ansage bekommen als er heftig pubertierend einen Kleinhund aufessen wollte. er konnte gar nicht so schnell gucken wie ich ihn am Schlawitchen hatte, er auf dem Rücken lag und sich geknebelt meinen wutausbruch anhören durfte. Danach durfte er neben mir sitzen während ich mich mit dem Kleinhundehalter noch locker ne halbe stunde unterhielt. Danach habe ich ihm körperlich nur gedroht und ihm beigebracht hinter mir zu bleiben wenn er meint er muss prügeln.
Baccio jagt Autos. Bei Oma und Opa inzwischen zwar auch weniger aber da hat er schon noch recht deutliche Tendenzen. Als er es ganz zu Beginn bei mir versuchte so auszurasten hab ich nicht lange gefackelt und ihn rechts und links an seinem hübschen Köpfchen gepackt ihn vom auto weggedreht und auf die Hinterbeine gestellt und ihn verdammt lange lautstark zugetextet. Das sah sicher nicht gerade feierlich aus aber es war ein Anfang, dann muss er bei mir an einer sehr kurzen aber lockeren Leine laufen, er darf mich auf keinen Fall ohne ausdrückliche Freigabe überholen. Tut er es dennoch oder besser verucht er es, dränge ich ihn an seiner kurzen Leine mehrere Meter rückwärts. Puh, er fand das so bescheiden dass schon nach wenigen Malen ein Eindrehen der schulter in seine Richtung genügte. Heute reicht es wenn ich drohend lass es zu ihm sage. Und er kann so entspannt durch die Strassen wackeln ohne auch nur ein Auto wahrzunehmen. Aber ich muss eben sehr konsequent sein. Baccio duldet keine Schwächen und darum haben Oma und Opa auch immer noch teilweise zu kämpfen.
Farinelli wollte als ganz Lütter unbedingt Enten hochjagen, bzw verspürte er den Drang dazu, noch bevor er es das allererste Mal tun konnte flog ihm ein sehr scharfes Nein hinterher und er war so entsetzt dass er es bis heute nicht wieder versucht hat.
Meiner Meinung nach geht ein Hund nicht kaputt wenn man ihn im richtigen Moment mal zusammenstaucht. Man kennt seinen Hund und weiß was für ihn richtig dramatisch ist. Bei Farinlli ist es meine drohende Körperhaltung und ein böses Nein. Bei Andiamo war es das körperliche Ausser-Gefecht-setzen und bei Baccio das Aufzwingen der Rückwärtsbewegung, nachdem ich ihn überhaupt erstmal ansprechbar hatte.

Ein Schlag ist somit nicht einfach ein Schlag, man kann ihn (in welcher Art auch immer) nutzen, um den Übeltäter mal eben in die Wirklichkeit zurückzuholen. Man muss die Motivation die das Vergehen da gerade so attraktiv macht einfach kurzfristig mal ausschalten damit ein Denken wieder Möglich ist und wenn man mit einer Ohrfeige oder was auch immer mal einen ganz kurzen klaren Moment schafft in dem der Hund dann ansprechbar ist kann man Alternativverhalten anbieten. Einen Hund der zum Beispiel sehr toll jagt und sich da an der Leine gerade so richtig reinsteigert kann ich sicher nicht mit ein bissl Leckerlie aus dieser Motivation herausholen. Bei einem mag ein kurzer Rempler genügen aber wenn die wirklich nur noch in ihrer Hetz und Jagdwelt sind muss man wahrscheinlich massiv körperlich werden um überhaupt wahrgenommen zu werden.
Wenn man dann einmal durchgedrungen ist und das Fehlverhalten ist noch nicht total gefestigt kann man schauen dass die Einwirkung mehr und mehr zurückgeht und irgendwann eine subtile Andeutung genügt um den Hund am Handeln zu hindern. Wobei ich immer wieder sagen muss dass mir es lieber ist ein Alternativverhalten von Beginn an zu etablieren und es gar nicht erst zu akutem Fehlverhalten kommen zu lassen.
Pudelverrücktsein ist schön- es kann eben nur nicht jeder...

natze76
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Re: Bolle - neue Zeiten brechen an

Beitrag von natze76 »

@Resi: Du hast genau das ausführlich geschrieben, was ich am Anfang gemeint habe. Vielen Dank für deine ausführliche Schilderung deiner Gedanken.

Bei Samir habe ich es auch erlebt, dass er gemeint hat, er müsse sich gegenüber dem kastrierten Schäferhund der neuen Hundetrainerin überhaupt nicht benehmen bzw. rotzfrech war. Der Schäferhund hat auch nur einmal eine klare Ansage gemacht und inzwischen ist es so, dass Samir recht schnell beschwichtigt und ihm auf "hündisch" sagt, ich habe es kapiert. Dadurch ist ein entspanntes Gassi - gehen zusammen in der Gruppe möglich. Ein anderer Hund hat das nicht gemacht und Samir versucht es bei ihm immer wieder mit pöbeln usw. Er ist in seinen Augen wohl (warum auch immer) der Schwächere.

Lg natze76
Liebe Grüße von Natalie und Marc mit Samir

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Re: Bolle - neue Zeiten brechen an

Beitrag von PfotenKumpel »

Danke Resi!
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Re: Bolle - neue Zeiten brechen an

Beitrag von Happy »

Ich bin auch nicht unbedingt zimperlich,was das durchsetzen von Grenzen betrifft,aber dennoch habe ich ein Problem mit dem auf die Schnauze hauen. Damit meine ich auch tatsächlich genau dieses Körperteil. Vielleicht habe ich da eine falsche Wahrnehmung,mag ja sein.
Ich hatte meinen anfänglichen Beitrag auch nur geschrieben um zum nachdenken anzuregen. Ich habe kein Problem damit meine Hunde mal wegzurempeln wenn es angebracht ist und Bolero hat vor längerer Zeit auch einmal auf dem Rücken gelegen,weil er sich dermaßen in eine Situation reingesteigert hat,das er nicht mehr ansprechbar war. Das war damals sehr effektiv und hat keinen Schaden angerichtet,ganz gewiss nicht.
Unter den Hunden geht es ja auch manchmal ruppig zu,wie Resi/Anja schön beschrieben hat. Wir haben das hier zwar extrem selten,aber wenn Sam mal der Kragen platzt,dann hört sich das auch schlimm an,dauert aber nur Sekunden. Danach ist dann wieder alles gut. Deshalb frage ich mich auch immer warum Menschen der Meinung sind die Beziehung würde leiden wenn man mal Klartext redet mit dem Hund und nicht mit Leckerlies besticht.
Ich arbeite auch in erster Linie positiv,aber es gibt Situationen,die sind von Hund zu Hund unterschiedlich,da wähle ich auch den nachdrücklichen Weg.
Bei meiner Happy bräuchte ich körperliche Sanktionen gar nicht versuchen,die würde im nächsten Loch verschwinden und nicht wieder rauskommen. Bei Sam hat die Clickermethode bei Hundesichtungen zum Erfolg geführt,kombiniert mit seiner Einsicht das er es nicht ist der Situationen regelt,sondern ich.

Ich kann nur viel Erfolg wünschen. Ich hoffe ihr findet euren Weg,damit das Zusammenleben wieder in jeder Situation harmonisch wird. :)

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Jette
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Re: Bolle - neue Zeiten brechen an

Beitrag von Jette »

Du schreibst, Bolle zeigt eindeutiges Revierverhalten im Cafe.

Also mein Aaron, ein Herdenschutzmix, ist genau so und wir hatten damals unsere Hundetrainerin um Rat gefragt.

Ihre erste Frage war, ob Aaron auf dem Grundstück auch so vehement sein Revier verteidigt und ob wir ihn gewähren lassen?
Beides konnten wir bejahen. Er solle ja schließlich auch unser Grundstück bewachen.

Daraufhin sagte sie, es gibt 2 Möglichkeiten:

1. Möglichkeit:
Aaron darf auf dem Grundstück weiterhin seinen Job verrichten, wird aber weiterhin sein Revierverhalten nach außen legen.

2. Möglichkeit:
Aaron darf auf dem Grundstück nicht mehr wachen und somit könnten wir mit dem Training gegen das Revierverhalten beginnen, denn das Training müsste auf dem Grundstück beginnen.

Wir haben überlegt und uns für 1. entschieden, da wir ja einen Wachhund möchten. Der Kompromiss dabei ist, dass Aaron nicht mehr alltagstauglich ist und nicht überall mit hin darf.
Nun ist Aaron aber ein HSH-Mix. Ich weiß nicht, ob diese Regelung auch bei Pudels gilt, denn ein Herdi wurde ja dazu gezüchtet, deutliches Revierverhalten zu zeigen.

Es soll nur mal so eine Anregung für dich sein. Vielleicht hilft es dir bei Bolle?! :)
Zuletzt geändert von Jette am Do Sep 19, 2013 10:22 am, insgesamt 1-mal geändert.
Viele liebe Grüße von Ati, Aaron und Jette sowie Tasia aus dem Regenbogenland

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Jette
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Re: Bolle - neue Zeiten brechen an

Beitrag von Jette »

Übrigens, dass was Resi geschrieben hat, habe ich auch bei Aaron und Jette beobachtet.

Als Jette bei uns als Welpe eingezogen ist, bekam sie im entsprechenden Augenblick auch eins auf den Deckel von Aaron.
Ich fand Aarons Erziehung super, denn er hatte das perfekte Timing und die perfekte Art und mein Jettchen ist an seinen auch körperlichen Grenzensetzungen nicht zerbrochen. Im Gegenteil, es bedarfte für jede neue Situation nur eine Ermahnung, einfach kurz und knackig.
Viele liebe Grüße von Ati, Aaron und Jette sowie Tasia aus dem Regenbogenland

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Samsi
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Re: Bolle - neue Zeiten brechen an

Beitrag von Samsi »

Als Welpe hat sich Sam auch durchaus öfter mal eine von Paco "gefangen", aber auch Paco hat Sam nie wirklich wehgetan und wusste vor allem genau, wie stark er nun maßregeln muss.

Bei mir bleiben einfach Zweifel, dass das "auf die Schnauze schlagen" wirklich erforderlich ist und den gewünschten Erfolg bringt.
Es liest sich so, als wenn das Verhalten schon ziemlich gefestigt ist und nicht gerade zum ersten Mal aufgetreten ist wie in den meisten Beispielen von dir, Anja, und wenn das Verhalten erstmal wirklich ritualisiert ist, habe ich meine Zweifel, dass man da mit einem leichten Klaps auf die Schnauze noch durchkommt.
Paco habe ich z.B. bei seiner Pöbelei zeitweise einfach fixiert, aus seinem Rausch hat ihn das aber nicht mal ansatzweise gebracht und wäre daher als wirkliche Trainingsmöglichkeit ungeeignet gewesen.
Einmal war ich selber schon relativ gereizt gewesen, als er mal wieder Terz schob, nachdem er vorher sogar bei einigen Begegnungen brav war, und habe ihn mit dem Bein relativ unsanft weggedrängt, nicht getreten. Ergebnis war, dass ich ein absolutes schlechtes Gewissen hatte, Paco in der Situation absolut am Meiden gewesen war, danach aber wieder ganz normal weiter gepöbelt hatte.
Die Wasserpistole hatte ich in meiner Verzweifelung übrigens auch schon zwischenzeitlich im Einsatz, haben wir aber auch schnell wieder sein gelassen, da ich so meine Zweifel an der Methode bekam und es im Endeffekt auch entweder nichts brachte oder wieder zum Meiden führte, was ich nicht wollte.

Was bei Paco geholfen hat bzw. hilft, ist rechtzeitig seine Aufmerksamkeit zu erlangen und dann wird braves Verhalten gelobt, schlechtes meist ignoriert, weil da im Zweifel eh nichts durchkommt, wenn er am Pöbeln ist.
Am Anfang musste natürlich eine große Distanz zwischen dem anderen Hund und Paco sein, damit er noch ansprechbar war, aber mit laufendem Trainingsfortschritt, wurde auch die Distanz, die er brauchte, immer geringer.
Übrigens wollte und will ich Paco nie von anderen Hunden ablenken, er soll sie bewusst wahrnehmen und lernen trotzdem gelassen bleiben, Belohnung gibt es dementsprechend auch erst für gutes Verhalten und nicht zur Ablenkung.

Natürlich geht das Verhalten von Bolle nicht, aber er muss ja nicht zwangsläufig immer mit ins Cafe und deshalb hätte man ja normalerweise die Möglichkeit das Ganze langsam und schrittweise zu üben.

Ich habe übrigens auch nichts, wenn ein Hund ein deutliches "Nein" zu hören bekommt, mal fixiert wird oder per Körpersprache bedroht wird, das sind alles Dinge, die ich auch je nach Situation nutze.
Mir erschließt sich bloß nicht die Notwendigkeit des "auf die Schnauze schlagen", Grenzen kann man auch anders zeigen, wenn der Hund denn überhaupt noch aufnahmefähig dafür ist. Wenn der Hund sich schon so sehr reingesteigert hat, finde ich es als sehr, sehr unfair, wenn man nur deshalb, weil man im Endeffekt selber den richtigen Augenblick verpennt hat, zu sehr massiven körperlichen Maßregelungen greift.

Letztlich muss auch jeder selber wissen, welchen Weg er wählt und damit selber klarkommen, ich habe wie geschrieben auch schon Methoden angewendet, die mir im Nachhinein eher ein schlechtes Gewissen bereiten.
Aber da das Thema nunmal hier im Forum zur Diskussion gestellt wurde, denke ich, dass es in Ordnung ist, wenn man das Ganze kritisch betrachtet.

Auf jeden Fall wünsche ich euch auch viel Glück und dass ihr euren Weg findet und bald einen entspannten Alltag habt.
Liebe Grüße,
Steffi mit Paco, Sam, Pepe und Henry

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Jette
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Re: Bolle - neue Zeiten brechen an

Beitrag von Jette »

Jette hat geschrieben:Du schreibst, Bolle zeigt eindeutiges Revierverhalten im Cafe.

Also mein Aaron, ein Herdenschutzmix, ist genau so und wir hatten damals unsere Hundetrainerin um Rat gefragt.

Ihre erste Frage war, ob Aaron auf dem Grundstück auch so vehement sein Revier verteidigt und ob wir ihn gewähren lassen?
Beides konnten wir bejahen. Er solle ja schließlich auch unser Grundstück bewachen.

Daraufhin sagte sie, es gibt 2 Möglichkeiten:

1. Möglichkeit:
Aaron darf auf dem Grundstück weiterhin seinen Job verrichten, wird aber weiterhin sein Revierverhalten nach außen legen.

2. Möglichkeit:
Aaron darf auf dem Grundstück nicht mehr wachen und somit könnten wir mit dem Training gegen das Revierverhalten beginnen, denn das Training müsste auf dem Grundstück beginnen.

Wir haben überlegt und uns für 1. entschieden, da wir ja einen Wachhund möchten. Der Kompromiss dabei ist, dass Aaron nicht mehr alltagstauglich ist und nicht überall mit hin darf.
Nun ist Aaron aber ein HSH-Mix. Ich weiß nicht, ob diese Regelung auch bei Pudels gilt, denn ein Herdi wurde ja dazu gezüchtet, deutliches Revierverhalten zu zeigen.

Es soll nur mal so eine Anregung für dich sein. Vielleicht hilft es dir bei Bolle?! :)
Jetzt, nach nochmaligem Lesen muss ich meine Ausführung mal ergänzen.

Wenn dein Bolle ein Hund ist, der sehr territorial bezogen "denkt"/handelt, dann wirst du mit dem Klapps im Cafe nicht auskommen. Es wird sicher kurze Zeit das Verhalten unterbrechen, aber keines Wegs ändern.

Das Verhalten eines territorialen Hundes wird bei nicht eingreifen immer ausgedehnter. Erst bewacht er das Grundstück, dann den Weg, den du immer gehst bis hin zu dem Cafe, wo du regelmäßig deinen Kaffee schlürfst.
Wenn du das Verhalten im Cafe, auf dem Spazierweg nicht möchtest, dann musst du zu Hause mit der Erziehung beginnen, sprich mit dem Abbruch bzw. Umlenken des territorialen Verhaltens.

Wie ist Bolle denn zu Hause? Bewacht er Hof, Haus oder Wohnung sehr stark oder lässt ihn das eher kalt? :n010:
Viele liebe Grüße von Ati, Aaron und Jette sowie Tasia aus dem Regenbogenland

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Re: Bolle - neue Zeiten brechen an

Beitrag von Hauptstadtpudel »

Zuhause meldet er, gibt aber gleich wieder Ruhe.
Letztens hatte ich die Wohnungstür nach dem letzten Gang nicht richtig zugemacht, nach einer Weile ging die Wohnungstür auf - da ist er ernsthaft hochgegangen, war aber auf Befehl sofort in seinem Bett - also trotz großer Anspannung (ich hätte Angst vor ihm gehabt) - ansprechbar und folgsam und hat mir anscheinend den Job zugetraut, dass ich das regel.

Sind wir bei Anne und Luca macht er den Wachposten und lässt sich nicht durch Kommando davon abhalten.
Da muss ich ihn dann holen.
Liebe Grüße von Katja mit Bolle im Herzen & Jella an meiner Seite

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Jette
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Re: Bolle - neue Zeiten brechen an

Beitrag von Jette »

Wenn ich jetzt richtig recherchiert habe, ist Bolle so zwischen 1- 2 Jahre oder?
Und die Probleme haben sich erst seit kurzem so stark verändert?
Dazu noch dein letzter Post.

Also ich denke schon, dass er sein territoriales Verhalten immer mehr manifestiert und ausbreitet.
Wenn ihr nicht zu Hause anfangt, das umzulenken, dann wird es in meinen Augen noch stärker werden. :|

Da wir diesen Weg nicht gegangen sind, kann ich dir leider nicht sagen, wie ihr es anstellen müsst.
Aber ich würde mal mit meinem Hundetrainer darüber sprechen bzw. einen Trainer suchen, der euch dabei hilft.

Bolle ist noch jung und hat jetzt schon so einen ausgeprägten Schutztrieb. Ich kann mir vorstellen, wenn ihr nicht bald was dagegen unternehmt, wird sich das noch verstärken und gemeinsame Ausflüge werden immer mehr zur Tortur.
Viele liebe Grüße von Ati, Aaron und Jette sowie Tasia aus dem Regenbogenland

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