Fortbildungstag mit Dr. Esther Schalke

Alles rund um die Erziehung.
Rohana
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Fortbildungstag mit Dr. Esther Schalke

Beitrag von Rohana »

Gestern war ich mit einigen Trainerkollegen aus dem Verein bei einem vom swhv angebotenen Vortragstag mit Frau Dr. Esther Schalke. Ein zweischneidiges Schwert, muss ich sagen :roll: .

Themen waren: Aggressionsverhalten bei Hunden und Antijagdtraining

Die Vorträge waren sehr kompetent, interessant und kurzweilig. Esther Schalke erzählt mit vielen Beispielen von eigenen Hunden oder Hunde von Kunden,... Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, sagt zum Beispiel auch ganz klar, wo für sie die Grenze ist, bei der sie Hunde mit aggressivem Verhalten nicht mehr zur Therapie annimmt.
Viele inhaltliche Dinge waren mir im Prinzip bekannt, aber die Art wie sie die Informationen 'verpackt' hat, war einfach klasse. Da haben wir auch ganz viel für unsere Trainingsstunden im Verein mitgenommen. Denn eine Trainingsidee oder eine Korrektur hilft nur, wenn man sie den Zweibeinern gut erklären kann.
Vielfach gab sie Beispiele aus üblichen Trainingsabläufen und erklärte, wo und warum da Dinge schief gehen sehr praxisnah. Auch da konnten wir viel mitnehmen - unsere Welpenstunde wird z.B. ab sofort ein wenig anders beginnen.

Nun fragt ihr euch vielleicht: warum zweischneidig? Tja, das liegt vor allem am Vortrag zum Jagen. Sie hat sehr detailliert beschrieben, wie unglaublich kleinschrittig, konsequent, strukturiert und durchdacht sie so ein Training aufbaut. Und da saßen wir dann und hatten das Gefühl: Davon sind wir mit dem Training unserer Hunde quasi Lichtjahre entfernt :cry: . Das war schon sehr frustrierend :oops:.

Ein Beispiel? Der Rückruf - A & O eines Antijagdtrainings. Sie meinte da zum Thema Konsequenz, man solle mal des Hundes erklärte Lieblingsspeise,... hinstellen und sich das Tempo ansehen, in dem der Hund da angerast kommt. Dann solle man beim Rückruf schauen, ob der Hund in genau diesem Tempo an jedem Ort, aus jeder Situation und sofort (also ohne auch nur 2 sec Verzögerung) kommt. Wenn man das mit 'ja' beantworten kann sitzt der Rückruf. Wenn nicht ... schade, dann muss man da noch dran arbeiten.
Wie sieht es da bei euch aus: Sind Eure Hunde so gut trainiert? Ich gestehe, meine sind es nicht :cry: .
Liebe Grüße von
Christiane, Mika und Shari

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galina
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Re: Fortbildungstag mit Dr. Esther Schalke

Beitrag von galina »

Danke @Rohana für den Bericht, Esther Schalke kannte ich noch nicht, spannende Frau, hab eben etwas gegoogelt...

Bei uns gibts mehrere Arten des Rückrufs. 1. der ultimative, absolut alternativlose;-) Doppelpfiff (Pfeife). Der klappt bei uns wirklich zu 99,9 % subito aus jeder Situation und vor allem auch, wenn sie außer Sicht ist. Das hat jetzt aber an die drei Jahre des sorgfältigen Aufbaus/Pflege bedurft und ich verwende diesen Pfiff nur selten bzw. ab und zu noch zum Üben. 2. gibt es bei uns auch ein Schnalzen (komm mit, wenn ich die Richtung wechsel) und einen Pfiff mit den Lippen, z.B. wenn sie zu weit nach vorne läuft und ich sie näher bei mir haben möchte. Diese Rückrufe nutzen sich auch immer ein bisschen ab, weil, ja, dann muss man eben noch fertigschnuppern oder dringend pinkeln usw. Und da bestehe ich nicht immer auf der sofortigen Ausführung. Von Zeit zu Zeit nehm ich mir diese halben Rückrufe im Training wieder vor, bin konsequenter und belohne wieder mehr. Der Pudel, oder vielleicht ist es auch nur mein Pudel?, ist aber auch echt konsequent, wenn es um Ausnutzung der Inkonsequenz des Menschen geht;-) passt man einmal nicht auf, wird der Freiraum Millimeter um Millimeter weiter ausgebaut.... :D

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Hauptstadtpudel
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Re: Fortbildungstag mit Dr. Esther Schalke

Beitrag von Hauptstadtpudel »

Ein klares Nein.
Deswegen bin ich immer sehr vorrausschauend unterwegs :?
Ich habe aber auch das Glück, dass Bolle nicht jagt und nie abhauen würde.
Liebe Grüße von Katja mit Bolle im Herzen & Jella an meiner Seite

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Sammy-Jo
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Re: Fortbildungstag mit Dr. Esther Schalke

Beitrag von Sammy-Jo »

Ich brauche DEN Rückruf aktuell nicht, da Jotti eigentlich immer auf mich achtet. S-J entfernt sich nicht mehr weit, aber mit ihren 14 Jahren und 11 Monaten bleibt sie auch bei mir. Ich finde es superwichtig den Hund von Anfang an an sich zu binden :wav:

Rohana
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Re: Fortbildungstag mit Dr. Esther Schalke

Beitrag von Rohana »

Ja, eine gute Bindung aufzubauen finde ich natürlich auch wichtig. Nur dass auch ein Hund mit einer tollen Bindung durchaus jagen geht.
Liebe Grüße von
Christiane, Mika und Shari

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Re: Fortbildungstag mit Dr. Esther Schalke

Beitrag von Sammy-Jo »

Der Jotti geht mal kurz hinter den Raben her ... aber er weiß... auf Bürgersteig bleiben... und dann lass ich ihn und megalob :wav:

Ich mache mal Video...

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Hauptstadtpudel
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Re: Fortbildungstag mit Dr. Esther Schalke

Beitrag von Hauptstadtpudel »

Ja, das geht mit Bolle auch.
Aber was nützt das, wenn du einen Jäger hast... :?
Liebe Grüße von Katja mit Bolle im Herzen & Jella an meiner Seite

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Sammy-Jo
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Re: Fortbildungstag mit Dr. Esther Schalke

Beitrag von Sammy-Jo »

Die Frage ist „ wann ist ein Hund ein Jäger“ ...?

Mein Ingo war hinter Hasen her, S-J früher hinter Schmetterlingen, Vögeln, ... und der Jotti auch hinter Vögeln ... ich denke ein Hund wird zum Jäger wenn ich ihn nicht mehr kontrollieren kann, richtig? Spannendes Thema!

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Re: Fortbildungstag mit Dr. Esther Schalke

Beitrag von Hauptstadtpudel »

Also ich denke, es gibt schon eine enorme Bandbreite, was den Jagdtrieb angeht.

Mit einem Sichtjäger wie Bolle hat man doch recht leichtes "Spiel". Der stöbert nicht, der geht keiner Spur nach und hat auch keine größeren Ambitionen in der Hetze, ein gut abgepasster Abpfiff bei Geländewechsel reicht bei ihm schon.

Ja, ich habe ihn von Anfang an nicht einfach ins Unterholz absausen lassen, habe Vorstehen belohnt und bei seiner ersten Pirsch auf Enten hat er einen Mordsschreck verpasst bekommen (ein Versehen meinerseits!).
Das hat vielleicht was gebracht, aber für wahrscheinlicher halte ich, dass er einfach nicht sehr ambitioniert ist.

Letztens hat er sich anstecken lassen, von einer jagenden Hündin. Da hatte ich mal kurz einen Eindruck, wie das mit einem leidenschaftlichen Jäger sein kann.
Die ist eigentlich permanent beim Stöbern, da auch noch gut abrufbar, aber wehe, sie hat Wild hoch gemacht...
Liebe Grüße von Katja mit Bolle im Herzen & Jella an meiner Seite

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Re: Fortbildungstag mit Dr. Esther Schalke

Beitrag von Rohana »

Ich glaube inzwischen, dass es weniger darauf ankommt, ob der Hund auf Sicht oder Spur jagt. Padge tat beides und den Anteil mit der Spur hab ich prima in den Griff bekommen. Also genau andersherum als Du es bei Bolle beschreibst. Wenn ein Sichtjäger so eine Reaktionszeit hat wie Padge oder jetzt Mika, dann war es das mit 'leichtes Spiel' - da hast Du nämlich die halbe Sekunde zum Pfeifen nicht. Bis die Pfeife am Mund ist ist der Hund am Horizont verschwunden und mental in seiner eigenen Welt.
Noch etwas hierzu, das ich aus dem Vortrag mitgenommen hab: Man sollte die Belohnung für Gehorsam so wählen, dass sie so nah wie möglich an dem für den jeweiligen Hund tollsten Anteil des Jagdverhaltens ist. Das finde ich persönlich bei Spurjägern einfacher als bei Sichtjägern.

Jagdverhalten setzt sich ja auch vielen Komponenten zusammen und ich glaube, der Unterschied liegt (neben der Intensität natürlich) vor allem darin, welche dieser Komponenten für den jeweiligen Hund am wichtigsten sind. Und da kommt dann auch unsere Rassehundezucht ins Spiel. In dem Vortrag ist mir das auch nochmal bewusst geworden. Frau Schalke meinte dazu, dass die deutschen Vorstehhunde mit am schwierigsten wären (vor allem für Nichtjäger), weil sie als Allrounder gezüchtet wurden und die gesamte Verhaltenskette züchterisch verstärkt wurde.

Und was die Intensität des Jagdtriebs angeht: sie wies nochmal darauf hin, dass ja oft von 'Trieb' die Rede ist, wo nach wissenschaftlicher Definition das Wort fehl am Platz ist. Aber beim Jagdverhalten ist eben tatsächlich ein Trieb am Werk, der auch ohne äußeren Auslöser sein Recht verlangt. Und da kommt es sehr darauf an, wie stark dieser innere Trieb ist.
Liebe Grüße von
Christiane, Mika und Shari

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Re: Fortbildungstag mit Dr. Esther Schalke

Beitrag von Hauptstadtpudel »

Okay, dann habe ich bei Bolle einfach Glück mit seiner Reaktionszeit. :D
Er sieht fast nie das Wild vor mir (oder ist so nett deutlich die Nase zu heben), steht dann minimal vor, das Wild steht dann meistens auch noch (löst damit auch nicht aus) und das reicht mir dann aus, ihn abzurufen und anzuleinen.

Aber klar, ich merke schon recht schnell, wenn Bolle was in der Nase hat, der Trab dynamischer wird und die Nase gar nicht mehr hoch kommt. Da hat man dann schon mehr Reaktionszeit.
Obwohl er da auch mal nicht mehr ansprechbar war. Raste auf den Feldern hin und her und verlor dann die Spur oder die Lust.
Und daraus schließe ich, dass das Jagen bei ihm einfach nicht so dermaßen viel Glückshormone ausschüttet wie bei anderen Hunden, die wie ferngesteuert wirken und laufen bis sie umfallen (schon erlebt).

Bei der Belohnung bin ich absolut bei dir. Da belohne ich den Sichthetzer mit einer Nasensuche mit ein wenig Hetze :wink: - ich schmeiss die Leckerchen schnell und weit.

Dass mit den Sequenzen ist für mich die Erklärung für die ganzen jagenden Hütehunde (da sind mir echt schon viele begegnet).
Liebe Grüße von Katja mit Bolle im Herzen & Jella an meiner Seite

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Re: Fortbildungstag mit Dr. Esther Schalke

Beitrag von Sammy-Jo »

Sammy-Jo's Mama ist auch mit Hetzlauten durch den Wald gefegt, aber bei ihr wurde das auch nicht unterbunden. Sie hat sich halt selber eine Beschäftigung gesucht. Hätte man, meiner Meinung nach, direkt im Keim ersticken müssen und den Hund ablenken und beschäftigen müssen...
ich finde das so wichtig, dass man als Hundeführer für den Hund interessant ist und akzeptiert wird.

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Re: Fortbildungstag mit Dr. Esther Schalke

Beitrag von Rohana »

Katja, so wie Du es bei Bolle beschreibst ist es (fast) immer bei Kaba. Und ihr seh ich auch an wenn sie Wild in der Nase hat. Da hab ich i.d.R. alle Zeit der Welt, sie abzurufen und anzuleinen. Aber ich würde Kaba auch höchstens als 'Hobbyjäger' einordnen :wink: .
Und ja, auch bei ihr verpenn ich das ab und zu und auch da ist es wie bei Euch: sie rennt ein Stück hinterher, verliert aber schnell die Lust und kommt dann zurück, ist auch dann wieder ansprechbar.

Wenn Mika im Jagdmodus ist, ist die Welt um sie herum auf diese eine Sache zusammengeschrumpft. Da kommt ansonsten nichts mehr bei ihr an. Und ja, solche Hunde würden dann rennen bis zum Umfallen. Setter sowieso, da Rennen um des Rennens Willen für sie schon ein Lebenselexier ist.

Sammy-Jo: Der Hetzlaut an sich ist ja nicht das Problem. Er ist nur ein Zeichen der jagdlich motivierten Erregungslage. Und manche Hunde und vor allem auch manche Rassen neigen dazu mehr als andere. Der Dackel einer Freundin gab auch Hetzlaute von sich, allerdings nur wenn er mit meiner damaligen Hündin Rennspiele veranstaltete. Und ja, es war sehr eindeutig im spielerischen Kontext.
Aber Du hast natürlich recht: wenn der Hund schon Spurlaut gibt ist das immer ein Signal, dass man da als Besitzer dringend mal genauer hinschaut und meistens sollte man dann da auch fleißig werden... :roll:
Liebe Grüße von
Christiane, Mika und Shari

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Re: Fortbildungstag mit Dr. Esther Schalke

Beitrag von Hauptstadtpudel »

Also ich halte Kaba und Bolle ja inzwischen für Seelenverwandte... ♥ & ♥

Auch wenn ich mir manchmal auch einen etwas spritzigeren Hund vorstellen könnte :wink: , ist das Gesamtpaket bei den bedachteren Charakteren so super alltagstauglich, dass ich seeehr zufrieden bin. :D :D :D
Liebe Grüße von Katja mit Bolle im Herzen & Jella an meiner Seite

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Re: Fortbildungstag mit Dr. Esther Schalke

Beitrag von Rohana »

Ja, das seh ich auch so. Kaba und Bolle sind so gesehen echt perfekt :streichel: :streichel: .
Liebe Grüße von
Christiane, Mika und Shari

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