Gassi: stop and go (unfreiwillig)

Alles, was mit dem Verhalten Eurer Pudel zu tun hat
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Anne S.
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Gassi: stop and go (unfreiwillig)

Beitrag von Anne S. »

Hallo!

Mein Kleiner ist jetzt ein Jahr alt und ein verspielter Zwergrüde.

Wenn wir Gassigehen bleibt er - leider - häufig stehen, sobald uns eine Person entgegen kommt.
Ich denke, der Grund dafür ist, dass er als Welpe immer getätschelt und bewundert wurde :streichel: und wir dann in ein Gespräch verwickelt wurden.

Damals war das okay, aber jetzt ist manchmal echt gefährlich, weil man auf ihn tritt oder über ihn stolpert. Leckerlies oder Spielzeug helfen nicht, selten ein Kommando oder Unter-den Bauch-fassen und Schieben. Teilweise hat ein Leinenwechsel geholfen, aber man hat ja nicht immer beide Hände frei oder sich eben bewusst für eine Seite entschieden.

Gibt es hierfür schon einen Beitrag im Forum oder habt ihr Ideen, was hilft (Trainingsschritte mit oder ohne Target Stick etc.)? :n010:

Viele Grüße

Anne und Ed

dagmarjung
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Re: Gassi: stop and go (unfreiwillig)

Beitrag von dagmarjung »

Bist du sicher, daß dein Zwerg nur aus dem von dir genannten Grund stehenbleibt, weil er es quasi durch Belohnung (Aufmerksamkeit) so gelernt hat? Irgendwie kann ich mir das schwer vorstellen, weil du in einem ganzen Jahr mit deinem Pudel bestimmt zwar öfters, aber doch sicher nicht jedesmal stehengeblieben bist, wenn andere Leute kamen. Falls dein Pudel sich den Tick aber durch Belohnung angewöhnt hat, wäre es doch einfach, die Belohnung nicht mehr zu geben, also immer flott weitergehen und das Stehenbleiben + Beachtung durch Fremde nicht zuzulassen.
Weil du aber sicher gelegentlich auch mal einen Plausch mit Bekannten halten willst, könntest du die für die ausdrückliche Erlaubnis zum Begrüßen ein Hörzeichen einführen, zB "Schau mal, wer da kommt!".
Der Hund würde also lernen: Keine Freigabe: wir gehen weiter; Freigabe: ich darf begrüßen.

Oder kann es sein, daß ihm entgegenkommende Personen öfters ein bißchen unheimlich sind und er deshalb nicht gerne daran vorbei will? Bleibt er bei allen Personen stehen oder nur bei einigen? Will er hin oder strebt er eher weg? Ist er erregt oder neutral gestimmt? Manche Hunde erstarren bei Angst eher, als das sie weglaufen.

Falls er Fremde doch nicht so toll findet, würde es ihm vielleicht schon helfen, wenn du einen kleinen Bogen läufst und den Hund auf die abgewandte Seite nimmst, ihn also deutlich abschirmst.

Ich würde in der Situation nicht mit Spielzeug oder Futter locken, denn du kannst dabei leicht eine unerwünschte Verhaltenskette antrainieren: Fremde Person nähert sich, Hund bleibt stehen, Spielzeug/Futter erscheint, Hund geht weiter und bekommt die Belohnung. Unabsichtlich belohnst du in dieser Abfolge dann das Stehenbleiben mit.

Hilfreich ist sicher, das Stehenbleiben erst gar nicht zuzulassen und lieber mit einem fröhlichen "Flott Voran" oder ähnlichem den Schritt zu beschleunigen, noch bevor ihr euch der Person auf kritische Distanz genähert habt.

Meine Hündin blockiert auch gelegentlich mal, um mir zu sagen, daß sie noch dringend hinter uns schnüffeln/Müll fressen oder irgendetwas anders will. Je nach Lage der Dinge lasse ich das dann zu oder nicht. (So hat sie es sich angewöhnt: durch Belohnung, weil ich ihren Wunsch öfters erfülle. ) Falls ich es aber nicht erlauben möchte, gehe ich zu ihr zurück, fasse die Leine dabei stetig kürzer, gehe ein oder zwei Schritte mit ihr zusammen in die von ihr gewünschte Richtung, damit sie erst mal wieder in Bewegung kommt und dann mit einer U-Kehre wieder zurück in meine gewünschte Richtung, wobei ich Cara dicht an meiner Innenseite mitnehme. Nach dem Prinzip: ein stehendes Auto kann man nicht lenken, nur ein fahrendes. So vermeide ich es, den bockenden Hund an der Leine zu zerren. Inzwischen reicht ein symbolisches Umrunden meinerseits an lockerer Leine, und Cara weiß Bescheid: Antrag diesmal leider abgelehnt, sie kommt dann ohne Widerstreben mit.
Der Unterschied ist natürlich: Caras Zielpunkt ist hinten, die Aufmerksamkeit deines Hundes ist dagegen nach vorne gerichtet, so wie ich dich verstanden habe. Daher weiß ich nicht, ob dieser Tip dir hilft.

Gruß von Dagmar & Cara

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Ossi
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Re: Gassi: stop and go (unfreiwillig)

Beitrag von Ossi »

Ich denke auch, dass du erstmal hinterfragen solltest, warum er stehen bleibt. Mit einem Jahr kann es auch durchaus eine Angstphase sein und dann würdest du ja sicherlich anders vorgehen.
Das Verhalten eines jungen Hundes ändert sich in den ersten Lebensjahren, bis er richtig erwachsen ist. Ängstliche Phasen hatten wir hier zwischen dem ersten und dritten Lebensjahr mehrere, immer einige Monate. Hier half es, dass er hinter uns gehen musste, das gab ihm Sicherheit. Aber da muss man ausprobieren.
Wichtig finde ich nur, dass man sich über die Ursache sicher ist.
Liebe Grüße
Dana mit Oscar

Je mehr ich von den Menschen sehe, umso mehr schätze ich Hunde. (Friedrich der Große)
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Anne S.
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Re: Gassi: stop and go (unfreiwillig)

Beitrag von Anne S. »

Hallo nochmal und schon einmal vielen Dank für eure Vorschläge.

Im Moment habe ich in 2 von 3 Fällen Erfolg mit einem Bogen und Führen auf der abgewandten Seite.
Das hatte bisher auch bei Angstgeräuschen gut geklappt.

Leider habe ich das bei Begegnungen nicht immer so handhaben können.Teilweise war die Begegnung zu schnell, um reagieren zu können (Einfahrt etc.).
Dann aber legt er sich sowas von in das Geschirr,dass ich ihn nur noch schleifen könnte.

Schnelles Laufen kann ab und zu helfen,wenn ich die Situation im Voraus erkenne und Gas gebe.

Dann hilft manchmal eine Runde um ihn zu kreisen,damit er wenigstens zwei Schritte läuft.Ist aber nicht genügend Abstand zwischen uns und den anderen, setzt er sich (wenn Hund dann legt er sich) hin und erst wenn alle vorbei sind,geht er weiter, dann aber normal und nicht panisch oder so. Wenn die Person aber stehen bleibt oder ihren Hund zu uns heranführt, fühlt er sich wohl bestätigt und freut sich...

Deshalb denke ich,dass eure Einschätzung mit der Angst wohl zutrifft.

Ich werde also weiter üben und die empörten Blicke ignorieren,wenn ich im Voraus schon zurufe,dass wir trainieren und bitte heute nicht plauschen möchten.

Dann werde ich es schrittweise erlauben mit Auflösekommando oder so.

Viele Grüße und frohe Feiertage!

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Phoebe
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Re: Gassi: stop and go (unfreiwillig)

Beitrag von Phoebe »

Anne S. hat geschrieben:
Ich werde also weiter üben und die empörten Blicke ignorieren,wenn ich im Voraus schon zurufe,dass wir trainieren und bitte heute nicht plauschen möchten.
Solange es nur diese sind, ist es doch nicht so 'schlimm'.
Wenn ich dir hier rein schreiben würde als was ich schon alles betitelt wurde, würde ich wahrscheinlich wegen Forenverstoß ärger bekommen :keule: :keule: :keule:

Halte an deinen Übungen fest. So etwas dauert, egal woher die Unsicherheit kommt. Das ist nicht in wenigen Wochen abgehandelt. Bleib dran und erfreu dich über jeden noch so winzigen Fortschritt :)

Parallel könntest du mit ihm am Selbstbewusstsein arbeiten. Ich bin da großer Fan von gemeinsamen Suchspielen. Mag er den Futterdummy? Wenn du diesen mit ihm gemeinsam suchst, wird er das großartig finden. Denn dann geht ihr gemeinsam jagen, wenn es auch nur von der Küche ins Wohnzimmer ist :wink: denn bei ihm würde ich erst mal in sicherer Umgebung arbeiten. Bis suchen, finden und apport zu dir gut klappen.
Dann könntest du einen Schritt weiter gehen und ihm das saubere Tragen des Dummy beibringen. Wenn er das indoor kann, verlegst du es nach draußen. Meinetwegen von der Haustür bis zur nächsten Wiese. Trägt er ihn gut, dort abnehmen, belohnen, gemeinsam suchen. Es soll für ihn zur Aufgabe werden, die zwar im ersten Moment nur von der Ängstlichkeit ablenkt. Über die Zeit aber Selbstbewußtsein aufbaut und ihn gegenüber der Angst stärker macht. Und das gute, es passiert mit dir :) ihr als Team werdet auch noch viel besser zusammen wachsen :)

Wichtig noch, sollte er beim Dummy tragen anfangen gegen andere Hunde zu pöbeln, sofort Dummy wegnehmen und ihm auch über körperliche Einschränkungen klar machen, dass das unerwünscht ist :)
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Anne S.
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Re: Gassi: stop and go (unfreiwillig)

Beitrag von Anne S. »

Hallo-hier ein kleines Update:

Wie so oft ist es wohl nicht die Methode,sondern das Timing.Achte jetzt noch mehr darauf,was ihn zum Stoppen bewegen könnte und beschleunige quasi auf Vorrat. Habe damit noch etwas mehr Erfolg. Wenn wir aber eine Vollbremsung eingelegt haben,ist es immer noch sehr schwierig.

Ein paar können uns jetzt nicht mehr leiden, andere Hundebesitzer haben es akzeptiert und Verständnis gezeigt,nachdem ich es erklärt habe.

Bleibe weiter am Ball!

Viele Grüße

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Phoebe
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Re: Gassi: stop and go (unfreiwillig)

Beitrag von Phoebe »

na klingt doch gut :streichel:

d.h. dein Hund reagiert positiv auf deine Bewegung? Das ist doch ein Ansatz, den ich mir zu Nutze machen würde.

Die meisten unserer Lockendingse fahren übelst auf Fellspielis ab. Mach nen langen Strick dran und spiel los. Oder es gibt die Teile mittlerweile auch mit Expander zu kaufen. Meine stehen da voll drauf ... wobei ich mir das Zeug selber nähe, da es keine große Haltbarkeit hat :wink: :frech:

Auf jeden Fall solltest du das Spielen mit deiner Bewegung verstärken.
Dazu gibts einmal die sehr alte DVD von Ekard Lind die das sehr schön erklärt ... und neu aufgelegt finde ich den Onlinekurs von Polona Bonac "Let´s play" sehr schön. Zwar ist das ein Grundlagenkurs, abgezielt auf späteres Agilitytraining, aber die Spielgrundlagen kann man wunderschön für alles im Hundeleben einsetzen. Egal ob man sportliche Ambitionen oder "nur" einen lieben Familienpartner haben mag :D
es gibt bei youtube dazu jede Menge graduation videos, wo man auch schön sehen kann was die dortigen Hundehalter für Probleme vorab mit ihren Hunden hatten. Oft bin ich über die AUsdauer der HF begeistert :klatsch:
einfach mal bissl googeln :wink:
https://www.youtube.com/watch?v=uuP-VANg2P4
https://www.youtube.com/watch?v=eWJyttWjjbg
https://www.youtube.com/watch?v=rpUdxKUz_8M

Man muss ja auch nicht unbedingt so einen online Kurs machen :wink: Ich schaue mir immer die ganzen Videos an und üb es daheim einfach nach und filme mich dabei selber ... das ist auch ne super sache (beim Agility) ... ist beim gassi auf der Straße bissi schwierig, ich gebs zu :frech:
Aber das Spielen mit allem und vor allem mit dir bringt im Vertrauensverhältnis zwischen dir und deinem Hund so viel! Ich kann es dir aus eigener Erfahrung nur wirklich raten :D
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make it real
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Re: Gassi: stop and go (unfreiwillig)

Beitrag von make it real »

Huhu,

das hört sich wikrlich so an, als würde er die Begegnung etwas gruselig finden.
Das Bogenlaufen hätte ich jetzt auch vorgeschlagen, das hilft gut um für Hunde die Situation zu entschärfen.

Beim Hundetraining wird man oft blöd angesehen, das gehört leider dazu.
Gerade bei unsichereren Hunden merkt man, wenn man konsequent ist schnell wie sie sich langsam entspannen und einem mehr und mehr Vertrauen schenken, das ist es wirklich wert.

Bei meiner Hündin musste ich oft komische Verrenkungen machen um andere Menschen davon abzuhalten sie zu streicheln, damit sie lernen konnte, dass fremde Menschen nicht böse sind.
Bei einem Gasigehrüden musste ich diesen anfangs bei jedem frei entgegenkommenden Hund anbinden, damit ich mich vor ihn stellen und die anderen Hunde von ihm fernhalten konnte.
Die blöden Sprüche waren wirklich nervig (Ein Labrador kann doch nicht böse sein. Die Hunde klären das unter sich usw...), aber nach ein paar Wochen Training ging er tatsächlich hinter mich als ein unangeleinter Hund zu uns rannte. Für mich ein riesiger Erfolg, denn zu Beginn des Trainings ging er bei freilaufenden Hunden in die Leine, stellte die Nackenhaare und machte Abwehrschnappen.

Also dran bleiben und dann wird das schon :)
Du kannst mit Leckerlies gut testen wie hoch sein Stresslevel ist, solange er es annimmt kann er lernen.
Wenn er es nicht mehr annimmt ist er entweder satt^^ oder sein Stresslevel zu hoch um lernen zu können, sodass du die Situation beenden solltest und die nächste mit mehr Abstand beginnen.

VlG Eileen

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