Schulhunde

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Moderator: Judith

Roosie
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Schulhunde

Beitrag von Roosie »

Wer vielleicht im Thema "Alleine Bleiben" mitgelesen hat, wird gesehen haben, dass das Thema "Schulhund" aufgekommen ist. Jasper ist noch zu jung dafür, aber ich würde es toll finden, wenn ich mit ihm irgendwann mal die Schulhundeausbildung machen kann und versuche jetzt schon etwas daraufhin zu arbeiten.
Ich bin aber noch ziemlicher Laie auf diesem Gebiet. Ich würde mich echt über einen Erfahrungsaustausch freuen - es gibt wohl den ein oder anderen, der in Richtung Schulhund/Therapiehund was macht und schon mal berichten kann, worauf es ankommt, was man antrainieren/üben kann und was feste Charakterzüge sein müssen und vielleicht tolle Berichte aus der Praxis hat.

Mich beschäftigen momentan z. B. diese Fragen:
- was sind so Basics, die man mit dem (angehenden) Schulhund üben sollte (also auf "Kommandos" bezogen) - irgendwelche Tricks, welche Bereiche des Grundgehorsams sind besonders wichtig etc.
- was lässt sich nicht "trainieren"? Also was muss einfach vom Charakter her gegeben sein und wenns nicht da ist, kann man die Schulhundkarriere lieber gleich abhaken?
- Wie sieht die Schulhundeausbildung konkret aus?

Jasper eignet sich meiner Meinung nach zum Teil super für diese Aufgabe, zum Teil habe ich meine Zweifel und frag mich eben, ob man da noch was machen kann oder ob wir uns lieber ein anderes "Hobby" suchen sollten :-P
Er ist sehr kinderlieb und mir fällt auf, dass, je vorsichtiger das Kind, er umso rücksichtsvoller agiert. Er hat schon ein paar kleine Freundinnen. Auf der anderen Seite ist er aber auch ein vorsichtiger Hund - ein Haudegen muss also erst lernen, dass Jasper sich erschrickt, wenn er schreiend auf ihn zu rennt. Ich finde das hilfreich, da es ja das Soziale bei Kindern schulen kann. Manche meinen aber, ein Schulhund sollte einiges aushalten und eben nicht so schreckhaft sein (ein Retriever aus meiner Kindheit von den Nachbarn z. B. ertrug wedelnd und "lächelnd", dass kleine Kinder sich in sein Fell festkrallten und ihn als Schleif-Taxi benutzten. Bei Jasper undenkbar, nicht nur wegen der Größe!). Ich weiß nicht, ob es seine Junghundezeit ist oder ob es festgemeißelter Charakter ist - aber er geht immer auf Nr. Sicher. Einmal ist ihm z.B. beim Aussteigen aus der Ubahn jemand auf den Schwanz getreten (vermute ich, ich hab ihn nur plötzlich nach vorne preschen sehen und hab versucht, die Leine zu halten) und seit dem spurtet er kopflos aus jeder Ubahn raus (off-topic: irgendjemand einen Tipp?!! :mrgreen: ). Wenn etwas Unbekanntes einen Raum betritt, wufft er, lässt sich aber meist schnell beruhigen. Schulhunde sollen laut Literatur aber gar kein Territorialverhalten zeigen - da frage ich mich, wie sich der Pudel überhaupt eignen kann... so weit ich weiß, gehört Wachsamkeit zum Pudel dazu. Oder ob wuffen doch ok ist?? Ihr seht, ich bin einfach noch ziemlich am Anfang und freu mich über Berichte von allen, die schon etwas weiter sind auf diesem Gebiet :-)

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"Hallo Kinder... ich bin gaaaanz liiiieeeb... :D "
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Koller
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Re: Schulhunde

Beitrag von Koller »

Hallo

Also bezüglich Schulhund kann ich Dir nichts aus eigener Erfahrung berichten. Jedoch ist hier eine Kollegin von mir angemeldet (unter "Locke") und ihr Pudel Lenny wird bei uns im Dorf in der Schweiz als Schulhund eingesetzt. Er hat auch ein eigene Homepage http://locke-und-mehr.jimdo.com/. Sie kann Dir bestimmt noch einiges aus dem Alltag berichten. Und hier noch eine Homepage von einem Pudel aus der selben Zucht wie unser Inuk, der als Schulhund "tätig" ist http://www.chrueseli.ch/.

Grundsätzlich ist meine Meinung, dass der Grossteil der Pudel, die ich kenne vom Charakter und Nervenkostüm her nicht sonderlich geeignet wären als Therapiehunde/Schulhunde usw. Denn so wie Du Deinen Jasper beschreibst, kenne ich sehr viele Pudel, die bei fremden Personen genau so reagieren. Auch unser Inuk gehört dazu. Er liebt zwar grundsätzlich Menschen und vor allem liebt er Streicheleinheiten (bei uns gerne auch mit sehr engem Körperkontakt). Aber neue Personen oder solche die sich etwas seltsam bewegen oder zu schnell auf ihn zugehen, die sind ihm nicht geheuer und die wufft er auch gerne mal an oder weicht zurück. Bei Kindern zwar am wenigsten, vielmehr bei Männern, aber grundsätzlich braucht er Zeit und mag nicht alle Berührungen von fremden Personen. Geeigneter sind meiner Meinung nach solche Hunde wie der Retriever aus Deiner Kindheit, den Du beschrieben hast. Bei seinen eigenen Menschen kann er nicht genug Nähe bekommen.

Grundsätzlich finde ich, dass nur wenige Hunde wirklich geeignet sind als Schulhunde/Therapiehunde. Das ist meine Meinung.
Liebe Grüsse aus der Schweiz
Corinne und Familie mit
INUK of Flying Curls (Pudel), geb. 27.04.2011
und Objibwa's Hakas-ROOKIE PD (Toller), 7.9.99 - 8.6.11
für immer und ewig ganz tief in unseren Herzen

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ohfelia
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Re: Schulhunde

Beitrag von ohfelia »

Mein Gustl ist Therapiehund, was aber wahrscheinlich ganz anders ist als Schulhund.
Was bei beiden wahrscheinlich gleich ist, dass der Hund eine grosse Gelassenheit braucht. Wir haben die Ausbildung schon begonnen, als Gustl ca. 10 Wochen alt war. Damals haben wir immer minutenweise (anfangs nur 5 Minuten, mit zunehmender Sicherheit und zunehmendem Alter leicht gesteigert) in einer Vorkindergartenkindergruppe begonnen. Er sass auf meinem Schoß und die kleinen durften ihn nacheinander vorsichtig streicheln und ihm Leckerli geben. Gut ist es, ein Kommando für den Beginn (Arbeit) und eins fürs Ende (Feierabend) zu haben. Ausserdem haben wir ein Geschirr, das er nur in der Arbeit trägt. Wenn er es trägt, ist er sehr konzentriert. Ohne ist er eher ein Kasper, auch auf dem Hundeplatz :D
Bei uns ist wichtig, dass er zuverlässig im Platz bleibt (auch wenn die Bobbycars drumrumsausen), er gut apportiert und abgibt und lärmunempfindlich ist. Bellen soll er nicht, wenn jemand den Raum betritt, er soll sich am ganzen Körper anfassen lassen, auch von hinten und vorne und gern Kontakt zu Menschen haben, auch wenn er sie nicht kennt.
Ganz wichtig ist es auch, den Kindern das Verhalten den Hunden gegenüber zu erklären und den Hund zu beschützen, wenn die Kinder zu wild sind. Und ein Platz, an den er sich zurückziehen kann (bei uns eine transportabel Box) ist ebenfalls sehr wichtig. Man muss auch die Körpersprache des Hundes gut zu deuten wissen, um ihn rechtzeitig aus stressigen Situationen zu nehmen. So auf die Schnelle kann man eigentlich das gar nicht alles beschreiben...
Liebe Grüsse Ingrid und die Locken

"Der wirkliche Verdruß bei der Menschheit ist der Umstand, daß sie vom Affen abstammt und nicht vom Hund." Arthur Schopenhauer

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Thalassa
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Re: Schulhunde

Beitrag von Thalassa »

Roosie hat geschrieben:
Manche meinen aber, ein Schulhund sollte einiges aushalten und eben nicht so schreckhaft sein (ein Retriever aus meiner Kindheit von den Nachbarn z. B. ertrug wedelnd und "lächelnd", dass kleine Kinder sich in sein Fell festkrallten und ihn als Schleif-Taxi benutzten.
Der arme Hund - da hat wirklich niemand seine Stressäußerungen verstanden. Aber leider sind die Golden Retriever so geduldig, dass man mit ihnen alles macht. Ich hoffe, du nimmst dir daran kein Beispiel daran und setzt deinen Hund so einem Stress aus.

Nicht böse sein, aber für mich geht sowas gar nicht.

Im Fernsehen war einmal ein Bericht über Schulhunde. Da wurde gesagt, dass die Schulbesuche für die Hunde sehr anstrengend sind, und das sie das deswegen auch nur einmal in der Woche machen können. Und außerdem wird den Kindern genau erklärt, was sie machen dürfen, und was nicht. Aber ich sehe gerade, Ingrid hat das eh alles schon beschrieben.

Ich persönlich würde meinen Hund so einem Stress nicht aussetzen wollen. Kinder können auch anders den Umgang mit einem Hund lernen. Dafür muss mann ihn nicht in die Schule bringen. Aber das ist nur meine Meinung.

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ohfelia
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Re: Schulhunde

Beitrag von ohfelia »

@ Thalassa
Drum ist es ja so wichtig, den richtigen Hund mit einer behutsamen Ausbildung vorzubereiten. Gustl war alle zwei Wochen für eine halbe bis dreiviertel Stunde in der Gruppe. Für ihn wars positiv, er wollte auch rein, wenn wir zufällig an dem Gebäude vorbeigingen und war enttäuscht, wenn er nicht durfte.
Jetzt besuchen wir einmal die Woche eine geistig behinderte Dame, mit der gehen wir in den Park. Die beiden lieben sich, Gustl wedelt sich kaputt, wenn sie gebracht wird und die Dame entspannt sichtlich.
Das ist auch der Gedanke bei den Schulhunden. Die Kinder sind deutlich ruhiger und konzentrierter mit Hund in der Klasse.
Natürlich darf man die Tiere nicht überfordern und muss drauf achten, dass es ihnen gut geht und sie Spass dran haben! Anders gehts nicht.
Ich liebe meinen Gustl, aber ich weiss auch, dass er arbeiten will. Als ich umzugsbedingt einige Monate ausgesetzt habe, suchte er sich die Jagd als Hobby aus. Seit er wieder einmal die Woche was tun darf, ist das wieder vorbei.
Liebe Grüsse Ingrid und die Locken

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Thalassa
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Re: Schulhunde

Beitrag von Thalassa »

@ohfelia

So wie du das schilderst, klingt es richtig gut. Aber es gehört halt auch das richtige "know how" dazu.

Eine Bekannte von mir, die Lehrerin ist, und mit sehr schwierigen Kindern zu tun hat, wollte sich "einfach so" einen Hund anschaffen, damit sie ihn in die Schule mitnehmen kann. Sie hatte wohl schon Besuch von einem Schulhund gehabt, und gemerkt, dass die Kinder viel ruhiger waren, wenn der Hund zu Besuch war. Und da dachte sie, sie könne das alles ganz einfach mit ihrem eigenen Hund machen. So für "jeden Tag".
Wir haben ihr damals ganz vehement davon abgeraten, denn sie hatte keinerlei Ahnung von Schulhunde-Ausbildung, geschweigen denn von einem Hund generell. Gott sei Dank ist sie dann von dieser Idee wieder abgekommen.

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ohfelia
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Re: Schulhunde

Beitrag von ohfelia »

Das freut mich, dass du das so siehst. Der Hund deiner Bekannten wär echt arm gewesen, wie du es schilderst! Gut, dass du ihr abgeraten hast!
Liebe Grüsse Ingrid und die Locken

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Schokopudel
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Re: Schulhunde

Beitrag von Schokopudel »

Zum Thema Schulhund kann ich nichts beitragen, wohl aber zum Thema Therapiebegleithund. Fanny unterstützt mich bei meiner Arbeit als Logopädin. Als Allerwichtigstes erachte ich eine gute Mensch-Hund-Beziehung, dein Hund muss sich zu 100% auf dich verlassen können und sicher sein, dass du ihn nicht bedrohlichen Situationen aussetzt und ihn vor unangenehmen Menschen/Tieren usw. beschützt. Dazu gehört aber, dass du deinen Hund sehr genau beobachtest und sicher erkennen kannst, wenn ihm eine Person / Situation nicht behagt. Das sind oft sehr sehr subtile Zeichen, v.a wenn man einen gut ausgebildeten Hund hat, der nicht einfach aufsteht und weggeht, weil man eben liegen bleibt, wenn man das Kommando "Platz" bekommen hat. Ein Therapiehund muss nicht alle Menschen mögen und er muss auch nicht alles mitmachen, und da ist es die Aufgabe seines Menschen, ihn so einzusetzen, wie es dem Hund liegt. Wenn Fanny jemanden nicht mag ( ist bisher einmal vorgekommen - sie hat den Kopf abgewendet und in seiner Nähe alles brav aber in Zeitlupe gemacht), dann bekommt er eben keine Therapie mit Hund. Basta. Sie hat einen Platz im Büro, wo nur Personal Zutritt hat und kommt höchstens 3-4 mal in der Woche für eine halbe Stunde zum Einsatz. Es gibt Regeln, an die sich die Kinder halten müssen (Anfassen nur mit meiner Erlaubnis, Kopf und Rute sind tabu, mit dem Hund wird freundlich gesprochen.......), wenn das nicht klappt, kommt der Hund eben wieder ins Büro. Ich muss sagen, dass das sehr gut funktioniert, die Kinder (meist Vorschul- und Grundschulalter) gehen sehr respektvoll mit Fanny um und Fanny genießt ihren Job sichtlich.In den zwei Wochen Zwangspause nach ihrer Kastration hat sie im Büro an der Tür gestanden und vor sich hin gejammert, wenn "ihre" Kinder kamen und sie nicht dabeisein durfte. Ich denke aber, dass so etwas mit einer Kindergruppe viel schwieriger ist. Es ist lauter und turbulenter, das Einhalten der Regeln sicher schwerer durchsetzbar und man kann nicht immer alle gleichzeitig im Blick haben. Das würde ich mit Fanny nicht machen wollen.
Der Hund muss auf jeden Fall gewisse Voraussetzungen mitbringen: Keine Scheu vor fremden Menschen, sich gerne anfassen lassen, nicht geräuschempfindlich, Gelassenheit.
Zudem mus der Grundgehorsam meiner Meinung nach tadellos sein. Du musst dich darauf verlassen können, dass dein Hund liegenbleibt, wenn Kinder vorbeirennen oder wenn jemand den Raum betritt. Er darf keine Schulbrote von Tischen, aus Schulranzen oder Kinderhänden mopsen.
Liegenbleiben war übrigens das erste, was ich mit Fanny geübt habe, als sie mit 12 Wochen das erste mal mit in die Praxis kam.

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Viele Grüße von Birgit mit Fanny

Nickel76
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Re: Schulhunde

Beitrag von Nickel76 »

Also, ich mache mit meinem Paul seit einem Jahr die Ausbildung zum Schulhund, und zwar hier:
http://colecanido.de/
Wir sind im Zentrum Nord. Sehr professionelle Leute, gute Seminare.
Ich habe parallel in einer Hundeschule einen Alltagskurs belegt. Diese Trainerin hat die gleiche Ausbildung genossen wie die Trainer von ColeCanido.
Das ist meiner Meinung nach wichtig, dass man mit positiver Verstärkung ausbildet, einen sehr guten Blick für den Hund und seine Befindlichkeiten hat (das ist schon deutlich mehr Wissen als der durchschnittliche Hundebesitzer hat). Das theoretische Hintergrundwissen ist wichtig....
Mein Paul ist ein typischer Großpudel (glaube ich), wild, verspielt, zu Hause sehr wachsam (allerdings kein Kläffer, er schlägt nur an, wenn es Ernst ist :lol: ).
Ich habe schon viele Jahre Erfahrung in den verschiedensten Bereichen (Rettungshundearbeit, Hundesport/Agility, etc.), ich habe eben seit 20 Jahren meist zwei Hunde und habe auch immer etwas "mit ihnen gemacht".
Paul ist der erste Hund, der sehr auf mich bezogen ist (also stärker als "normal"), er bleibt schlecht ohne mich (jammert machmal schon, wenn ich nur zur Toilette gehe), auch wenn die ganze Familie zu Hause ist. Das war am Anfang etwas hinderlich, denn er fand es sehr stressig, wenn er mit anderen Menschen arbeiten sollte. Er kann es jetzt schon ganz gut, obwohl wir es nur selten üben (er ist auch etwas erwachsener geworden). Dabei bekommt er auch ein Arbeitssignal mit Übergabe und anschließend nehme ich ihn wieder in Empfang mit einem Endsignal.
Paul ist extrem offen gegenüber allen Menschen (und auch sehr gerne mit Körperkontakt). Sein erster Tag in der Schule war sehr beeindruckend. Er ist durch meine Klasse gewandert und hat jeden persönlich begrüßt und er konnte sofort genau entscheiden, wer direkten Kontakt wünscht und wer lieber darauf verzichtet :streichel: Das konnten wir nicht üben und ich wußte es auch nicht vorher, aber es war ein sehr besonderer und beeindruckender Moment.
Ich wußte allerdings, dass Paul mit anderen Hunden auch ein sehr gutes Gespür hat, d.h. er ist souverän im Umgang und hat wirklich nie Streß (das war auch als Welpe schon so, er wurde nie von erwachsenen Hunden angerüffelt). Dies ist bis heute so geblieben, auch in kritischen Situationen kann er alles immer gut meistern (er ist jetzt ein recht erwachsener Rüde mit knapp 2 Jahren).
Die Schultage (einmal wöchentlich, seit ca. Mai/Juni) sind extrem anstrengend für ihn, insbesondere belasten ihn Raumwechsel (und Gruppenwechsel). Er ist meist "nur dabei", nur selten machen wir kleine Einheiten mit ihm (ca. 1 Mal im Monat), weil er in der Prüfung auch mit fremden Kindern agieren muss. Er hat einen Decke hinter mir liegen und es ist unterschiedlich (oft entscheidet er es alleine), manchmal geht er herum und manchmal liegt er auf der Decke und verpennt eine Stunde komplett (und das ist auch wichtig, dass er komplett abschalten und tief schlafen kann auf seiner Decke - ich kann ihn dort auch ablegen und er entspannt dann auch, wenn ich das Gefühl habe, dass die Kinder ihn zu stark einfordern).
Ich kläre die Schüler natürlich regelmäßig über sein Verhalten und seine Befindlichkeiten auf, damit auch sie lernen, seinen Streß zu sehen z.B.
Grundsätzlich sehe ich aber nicht das Agieren mit dem Hund im Vordergrund. Es hat einfach schon eine positive Wirkung auf alle, wenn er nur im Raum ist, es wird das "Kuschelhormon" ausgeschüttet :D :D
Ich arbeite an einer Brennpunktschule, meine Klasse ist jetzt Jahrgang 8.
Ich habe noch eine zweite Hündin, die könnte ich niemals mit in die Schule nehmen. Es braucht schon ein wenig Eignung für diesen Job.
ich mache mit Paul zum Ausgleich immer noch die Alltagsgruppe und wir gehen zweimal pro Woche Trailen.
Mein Paul kann wenig Tricks, ist irgendwie nicht so mein Ding, obwohl ich in meinem alten Hundeverein mal in einer Spaßgruppe war und da auch oft Tricks geübt habe, aber eben in der Gruppe, alleine bin ich meist zu faul :oops:
Gerne kannst Du mich noch fragen, habe auch gar nicht geschaut, wo Du herkommst (ich bin Nähe Hamburg).
Viele Grüße von Nicole mit Emma, Paul und Theo

Roosie
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Re: Schulhunde

Beitrag von Roosie »

Wow das hier so viel Erfahrung im Forum ist :-)
Koller hat geschrieben:Grundsätzlich ist meine Meinung, dass der Grossteil der Pudel, die ich kenne vom Charakter und Nervenkostüm her nicht sonderlich geeignet wären als Therapiehunde/Schulhunde usw. Denn so wie Du Deinen Jasper beschreibst, kenne ich sehr viele Pudel, die bei fremden Personen genau so reagieren
Also Jasper ist bei fremden Menschen absolut kein Nervenkostüm. Er geht sehr sehr offen auf Fremde zu, lässt sich auch vom berühmten alten Mann mit Hut gern streicheln. Was er allerdings nicht mag, war z.B. folgende Begebenheit: Ein Kind aus meinem Bekanntenkreis mit einer Hochsensibilität (äußert sich bei ihm ähnlich wie ADHS) war sehr hin und hergerissen, was er von Jasper halten soll. Einerseits hatte er eine enorme Neugierde, andererseits großen Respekt. Seine Strategie war: Schreiend und johlend an Jasper auf und ab vorbeirennen. Jasper zeigte ihm die kalte Schulter und spielte lieber mit anderen Kindern. Das Kind ließ sich irgendwann darauf ein, auf Jasper zuzugehen und ihn zu streicheln, erschrak aber vor seinem eigenen Mut und schnellte mit der Hand wieder zurück. Insgesamt verhielt er sich also sehr hektisch. Jasper quittierte dies mit Zurückhaltung. Ich sprach mit dem Kind und ich hatte das Glück, dass ich eine Woche später auf ihn aufpassen musste. Ich nahm ihn, seinen mutigeren Bruder und Jasper und wir gingen zusammen in den Wildpark. Dort brach das Eis: Er traute sich, Jasper ein Leckerlie hinzuschmeißen, dieser nahm es vorsichtig vom Boden. Er sagte "Sitz" und war beeindruckt, dass Jasper auf ihn hörte. Der Lerneffekt übertrug sich auf die Tiere im Park: Er war frustriert, als die Hirsche panisch vor seiner wilden Art flüchteten - aber er erinnerte sich an das, was er gerade mit Jasper erlebt hatte und probierte es nochmal, vorsichtiger. Er war super stolz, als er sogar den "Papa-Hirsch" dazu überreden konnte, ihm aus der Hand zu fressen. In dem Moment war ich irgendwie froh, dass Jasper nicht wie der Golden Retriever war und eben nicht alles mit sich machen lässt.

Aber wenn ich so die anderen Beiträge lese, dann kommt es mir so vor, als wären eure "berufstätigen" Pudel auch eigene Charaktere und lassen sich trotzdem super einsetzen?
Schokopudel hat geschrieben:Ein Therapiehund muss nicht alle Menschen mögen und er muss auch nicht alles mitmachen, und da ist es die Aufgabe seines Menschen, ihn so einzusetzen, wie es dem Hund liegt.
Nickel76 hat geschrieben:Mein Paul ist ein typischer Großpudel (glaube ich), wild, verspielt, zu Hause sehr wachsam (allerdings kein Kläffer, er schlägt nur an, wenn es Ernst ist ).
Jasper nehme ich ja wie gesagt auch mit in die Uni etc. und er legt sich bei vielen Menschen einfach gemütlich mitten rein auf seine Decke und pennt. Oder er macht erst mal die Runde und begrüßt jeden. Wenn ihm was zu viel wird, kommt er zu mir und ich achte da auch immer drauf. Ich war/bin mir nur manchmal unsicher wegen der Eignung, weil er z.B. beim Gassigehen im Dämmerlicht manchmal unsicher auf Neues reagiert oder wegen dieser UBahn-Geschichte - ich weiß halt nicht, wie viel Gelassenheit MUSS ein Schulhund wann und wo mitbringen und welche Zeichen von Unsicherheit/Stress darf auch er mal haben - muss er alles toll und super finden und immer und überall gelassen sein... Das ist so mein Thema grad...

Danke für die Tipps auch, was man so trainieren sollte (mit der Decke und so) :) Die Bilder von Fanny sind spitze, mein Mann war sehr beeindruckt :-)
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falla
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Re: Schulhunde

Beitrag von falla »

falla hätte bei dem kind genauso reagiert. trotzdem ist sie ein sehr offener hund, den ich problemlos zu kindern packen kann. mein job ist es aufzupassen, dass die kinder vorsichtig mit ihr umgehen. falla geht einfach weg, wenn es ihr zu viel wird und ich bitte auch dann darum sie nun in ruhe zu lassen.
falla ist allerdings kein therapiehund. sie wäre wohl zu klein und leicht. ich glaube aber, sie würde einen guter therapiehund sein.
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steinmarder
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Re: Schulhunde

Beitrag von steinmarder »

Hallo,

ich bin zwar mit meinem Hund auch noch nicht lange im Dienst aber ich würde grundsätzlich empfehlen, dass Du als verantwortliche Halterin Dir auch allgemeines Wissen zum Thema "tiergestützte Therapie" und "tiergestützte Pädagogik" aneignest. Es gibt viele gute und spannende Bücher dazu, weiterhin natürlich auch Bücher zum Thema HupäSch.

Denn mindestens genauso wichtig wie der Charakter und die Ausbildung des Hundes ist die Ausbildung/Professionalität der dazugehörigen Menschen. Denn wenn Therapie- und Schulhunde irgendwann einmal genauso anerkannt - und finanziert - werden sollen wie z.B. Blinden- oder Assistenzhunde, bedarf es einer Professionalisierung.

Ich weiß, das klingt sehr trocken... ist aber so. ;)
... das ist kein Hund. Das ist ein Pudel!!!

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Re: Schulhunde

Beitrag von nase »

Hallo,
Pedro geht seit über vier Jahren an ein bis zwei Tagen in der Woche mit mir in die Schule.
Wir haben damals (Da war Pedro zwei Jahre alt) bei Dogmentor in Aachen an einer 40stündigen Fortbildung in den Osterferien teilgenommen. Im Laufe dieser Fortbildung wurden immer wieder kleine Tests durchgeführt und im Anschluss in einem Gutachten bewertet. Unter anderem wurde bewertet, wie gelassen der Hund reagiert, auch wenn er durch größere Menschengruppen geht, bei denen auch noch mit Bällen gespielt wird, ob er Lebensmittel aufnimmt, (hier wurde der Hund vor einer Kaustange mit dem Komkmando "Nein" abgelegt, erst in Anwesenheit des HF, dieser sollte sich dann auch entfernen und der Hund blieb allein mit der Kaustange), oder man sollte einen Ball werfen, den Hund hinterherschicken und auf halber Strecke abrufen. Das sind alles Übungen, die man auch gut vorher schon trainieren kann.
Pedro ist ein sehr lebhafter, kontaktfreudiger Hund, mit dem ich auch in der großen Pause durch die Schule (etwa 770 Schülerinnen und Schüler) gehen kann, ohne dass er Stress hat. Auch wenn er sonst am liebsten rennt und tobt und gern aufdreht, wird er, sobald ich ihm sein Schulhund-Halstuch umlege, total ruhig und entspannt. Wenn wir in die Klasse kommen, geht er auf seine Decke und döst. Falls du noch Fragen hast, kannst du mich gern ansprechen.
LG, Birgit
LG, Birgit, Kalle und Pedro

Roosie
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Re: Schulhunde

Beitrag von Roosie »

Danke für die zwei neuen Antworten! Sind echt noch mal interessante Infos dabei. Ich finde es auch besonders wichtig, gerade als Halterin gut Bescheid zu wissen über die Wirkung und den Einsatz von Hunden etc. - wenn der gröbste Stress mit dem Studienabschluss rum ist, werd ich mir mal einiges anlesen :-)
Ich kann mir inzwischen wieder besser vorstellen, dass Jasper sich eignen würde. In der Stadt ist er inzwischen super entspannt. Im Seminar in der Uni weiß er einfach, dass er unterm Stuhl schlafen soll. Er freut sich am Ende der Stunde, wenn er von allen Kommilitonen beachtet wird und holt sich seine Streicheleien ab. In der Ubahn, wo er brav liegt, fiel letztens ein fettes Paket mit lautem Knall um und er hat sich nur vor Schreck umgedreht, war aber sehr schnell wieder ruhig und döste weiter. An Silvester hat ihn die Knallerei wenig beeindruckt und er hat sich lediglich zu uns auf die Couch gelegt. Ich glaub, es hat seinen Sinn, warum die meisten Anbieter für die Ausbildung zum Schulhund erst beim erwachsenen Hund so richtig loslegen, da der Junghund scheinbar immer wieder so seine Phasen hat und damit eine richtige Charaktereinschätzung meines Erachtens noch viele Fehler haben könnte. Aber das ist jetzt mal meine Beobachtung bei meinem Jasper, vielleicht sind andere Hunde schon früher gefestigt...
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steinmarder
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Re: Schulhunde

Beitrag von steinmarder »

@Birgit: Hört sich toll an, sooo entspannt ist mein Pubertier noch nicht. Seid Ihr auf Eurer Schul-Homepage? Magst Du verraten, an welcher Schule Ihr arbeitet bzw. Welche Schulform?

Hast Du noch Unterlagen von der Ausbildung bzw. Interesse an detaillierteren Austausch?
... das ist kein Hund. Das ist ein Pudel!!!

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